Im traditionellen Kirmesrundschreiben war es ja schon angekündigt worden: "Kirmes einmal etwas anders". Das dies sich auch noch in anderen als den ohnehin angedachten Punkten so bewahrheiten sollte, konnte vorher wohl niemand ahnen. Aber trotz der Änderungen, Unwägbarkeiten und Besonderheiten wurde auch 2019 in Freilingen wieder ordentlich Kirmes gefeiert. Hier ein umfangreich bebilderter Rückblick...

 

Die diesjährige Kirmes wird allen noch lange in Erinnerung bleiben, weil sie alles war außer gewöhnlich.

Alles begann schon damit, dass am Morgen des Kirmessamstags idyllische Schneeschauer für eine eher vorweihnachtliche Winteratmosphäre als für frühlingshafte Kirmesstimmung sorgten. Doch bis zum Mittag hatte sich die weiße Schicht doch wieder verzogen, so dass man sich am Nachmittag bestens gelaunt zum Aufstellen des Kirmesbaumes traf, wenn auch die Temperaturen zugegebenermaßen eher suboptimal waren.

Und auch der Kirmesbaum war eigentlich nur zweite Wahl und hatte bereits seine eigene Geschichte, wie man nachher aus Vorstandskreisen des Junggesellenvereins erfahren konnte. Denn er war so gesehen nur ein Ersatzbaum für den ursprünglich ins Auge gefassten, vermeintlich wesentlich stattlicheren Baum. Dieser war allerdings beim Transport zum Dorfplatz im wahrsten Sinne unter die (Traktor-) Räder geraten und in zwei Teile geteilt worden, so dass kurzfristig eine Alternative organisiert werden musste. Doch als die festlich geschmückte Birke dann unfallfrei aufgestellt war, waren dann letztlich doch alle zufrieden mit dem Kirmesbaum 2019 und der Aufwand und Ärger wegen der Ersatzbeschaffung vergessen. 

Zufrieden sein konnte einige Stunden später auch Pfarrer Züll, der um 18.30 Uhr erstmals aus kirchenorganisatorischen Gründen an einem Samstagabend den Festgottesdienst zur Kirmes abhielt. Denn der Umstand, dass direkt nach dem Gottesdienst der Umzug zur Kirmeseröffnung vom Marienplatz aus starten sollte, sorgte für volle Reihen in der Freilinger Kapelle, wobei allen voran die Junggesellen zahlreiche Bänke besetzten. Dies lag aber nicht zuletzt auch daran, dass Pfarrer Züll sich bereit erklärt hatte, nach dem Gottesdienst die neue Fahne des Junggesellenvereins einzusegnen (s. auch Bericht über die neue Fahne) und man diesen feierlichen Akt natürlich nicht verpassen wollte. 

In Begleitung der neuen Fahne versammelte man sich nach der Messe vor dem Ehrenmal an der Kapelle, um unter musikalischer Begleitung durch den Musikverein Freilingen und Mitwirken einer Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr traditionell der verstorbenen und vermissten Soldaten unseres Dorfes aus den beiden Weltkriegen mit einer Kranzniederlegung zu gedenken. Dass ausgerechnet zur Gedenkrede ein wildes Schneetreiben einsetzte, das genau zur eigentlichen Kranzniederlegung wieder abebbte, hatte schon etwas Symbolträchtiges. 

Erfreulich war jedenfalls, dass der Umzug dann mit zusammengeklapptem Regenschirm fortgesetzt werden konnte. Vorausschauenderweise hatten die Junggesellen den Knochen in der Nähe der Kirche vergraben, so dass das traditionelle Kirmessymbol erstmals im Unterdorf ausgegraben wurde. 

 

Danach ging es zur Maikönigin. Kimberly Göbel und Maikönig Daniel Ramers durften dann bei  ausgesprochen bescheidenen Temperaturen ihren ersten offiziellen Ehrentanz absolvieren, was die beiden sogar in Anzug und langem luftigen Kirmeskleid hervorragend meisterten, während sich die Kirmesgesellschaft derweil das ein oder andere Schnäpschen bzw. Bierchen zum Aufwärmen gönnen konnte.

Anschließend wurden alle, die sich nicht von dem kalten Wetter hatten abschrecken lassen, bei der Ortsvorsteherin mit einer Überdachung und Glühwein "verwöhnt", ganz nach dem Motto: wen stört schon das Wetter, wir haben eine Halle. Dabei freute sich nicht nur der Musikverein beim obligatorischen Ständchen über die tolle Akustik des alternativen "Kirmessaals".

Im eigentlich Kirmessaal von Meiershof konnte dann für den Rest des Abends kräftig das Tanzbein geschwungen werden. Hier sorgten "De Schlingele" flotter und abwechslungsreicher Tanzmusik für beste Feierlaune.

Einen ersten Höhepunkt der Kirmes stellten dann der offizielle Ehrentanz des Maikönigspaares mit anschließendem "Hochlebenlassen" dar, der den ganzen Saal in ausgelassene Kirmesstimmung und kurzfristigen Schrecken versetzte, weil die Hoheiten sich auf dem allzu wackeligen Tisch nicht gehalten bekamen. Erfreulicherweise stürzte danach aber niemand mehr ab und die Kirmes konnte ohne weitere Zwischenfälle weiter gefeiert werden.

 

Weiter gefeiert wurde dann vor allem am Sonntagnachmittag auf dem Spätschoppen mit Tanzmusik von "Roland", von dem wie immer Jung und Alt angetan waren.

Aber auch, wer weniger dem Tanzen als den kulinarischen Genüssen zugeneigt war, kam an diesem Nachmittag voll auf seine Kosten. Denn neben jeder Menge Bier konnte man sich auch mit jeder Menge Kuchen eindecken: dank freundlicher Kuchenspenden hatten die Junggesellen wieder eine reichhaltige Auswahl am Buffet, so dass für jeden Geschmack etwas geboten werden konnte. Bei diesem vielfältigen Angebot war es in der Traditionsgaststätte wahrlich gut auszuhalten.

 

Wunderbar aushalten konnte man es am nächsten Tag auch auf der traditionellen Häusertaufe, zumal es an diesem Tag wohltuend trocken blieb. 

Am frühen Nachmittag wurde dabei zunächst wieder ein "Hahneköppen" durchgeführt. Bei der Konstruktion des Hahn-Nachbaus hatte sich die "Kirmeszubehörspezialistin" Roswitha Hermeling wieder besonders viel Mühe gegeben und diesmal einen außergewöhnlich gemusterten Hahn aus einem alten Damen T-Shirt gezaubert.

Ob es am Material oder an der von offensichtlichem Ehrgeiz getriebenen Schlagstärke der Junggesellen lag, dass sich der Hahn schon beim fünften Kandidaten geschlagen gab, konnte nachträglich nicht geklärt werden. Jedenfalls hatten noch nicht einmal alle Junggesellen einen Hieb auf das improvisierte Federvieh getätigt, geschweige denn, wie eigentlich ursprünglich angedacht, ein/eine Gast-Schläger/in aus dem Publikum, als Niklas Biesen den entscheidenden Hieb setzte. 

Nach 2017 wurde er damit zum zweiten Mal Hahnekönig und durfte zusammen mit seiner Mutter Verena, die die erst später eintreffende Freundin und Hahnekönigin Kirsten Müllenborn vertrat, den Ehrentanz absolvieren. 

Danach konnte sich die Kirmesgesellschaft sich dann auf den Häusertaufen-Weg machen, der in diesem Jahr zunächst in die Seestraße zu Petra und Francesco Staiti führte.

Dort wies der Vorsitzende des JGV in seiner gewohnt lockeren und munteren Art in seiner Ansprache zunächst darauf hin, dass Francesco wie schon im letzten Jahr kurzfristig seinen Kirmes-Urlaub gestrichen bekommen hätte, aber bei der "Taufe" würdig durch seinen Sohn Enrico vertreten würde.

Francesco, der im Alter von 12 Jahren nach Deutschland gekommen war, lernte Petra 1974 in einer Diskothek kennen. Sie heirateten 1982 und lebten bisher mit ihren 3 Kindern in Köln. Doch mit der Zeit sehnten sich die Kölner nach mehr Ruhe und einem gemütlichen Fleck. Nach vielen Besuchen in der Eifel, genauer gesagt bei ihren Freunden „Elke und Lorenzo“ in Freilingen, kam irgendwann die Idee auf, selbst ein Zuhause in Freilingen zu suchen. 2015 wurde das Haus in der Seestraße gekauft und alsbald bezogen. Der an das Haus grenzende Stall wurde vom neuen Hausherrn mit Hingabe nach und nach in ein "italienisches Reich" verwandelt, in dem man die freien Stunden am liebsten bei einem Glas Wein verbringt. Im Sinne dieses italienischen Ambientes wurde das Haus dann auch durch den "Täufer" Leon Böhm entsprechend auf den Namen "Casale" (italienisch für Bauernhaus) getauft. 

 

Vielfältig gestärkt zog die Kirmesgesellschaft dann weiter in den Alten Bach zu Olaf Stanisic. Dessen Vater kam Mitte der 60er Jahren von Kroatien nach Deutschland. Olaf kam wurde an einem 11.11. in Neuss geboten, wo er auch bis 2018 lebte. Durch Freunde und Bekannte kam er oft zu Besuch in die Eifel. Im letzten Jahr entschied er sich dann dazu, selbst ein Haus in der Eifel zu kaufen und hier sesshaft zu werden.

Doch die Häusersuche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Kurz bevor er aufgeben wollte entdeckte er im Internet den alten Stammsitz der Familie Ramers. Noch am selben Abend fuhr er zur angegebenen Adresse, um sich das Haus von außen anzusehen und verliebte sich auf Anhieb in das Haus. "Seine Hobbys sind die Musik und das Motorrad fahren. Bevor er nach Freilingen zog war er stolzer Besitzer einer Harley Davidson Chopper... Seine Harley besitzt er zwar jetzt nicht mehr, ist aber dafür nun stolzer Besitzer einer richtig heißen...Heizung, für die er die Harley hergeben musste" wusste Lukas hier zu berichten.

Ganz dem internationalen Flair der diesjährigen Häusertaufe entsprechend wurde das Anwesen auf den Namen "Broj Tri" (kroatisch für Nummer 3) getauft. 

Zum Abschluss ging es dann zum nahezu "süd-westlichsten Punkt" in Freilingen, in die Blankenheimer Straße zum Anwesen von Janine und Andreas Hansen.

Die beiden lernten sich in der Werkstatt des unvergessenen Otto Hermelings kennen, in der Andreas als leidenschaftlicher "Schrauber" von Motorrädern und Traktoren öfter als Aushilfe arbeitete. Als Janines Rolle eines Tages mit ihrem Roller zur Reparatur in die Werkstatt kam, traf sie dort zufällig auf Andreas, der sich sofort die Ärmel hochkrempelte und um das Gefährt kümmerte. "Am Ende vom Tag flogen nicht nur wieder in der Zündkerze die Funken", so Lukas in seiner unnachahmlichen Art.

Die beiden kamen nach kurzer Zeit, im Jahr 2007 zusammen und zogen bei Janines Eltern unten im Haus ein. Im September 2013 kam ihr erster Sohn Jonas zur Welt. Wenig später, im Dezember wurde das Haus am Ende von Freilingen gekauft. Nach der Hochzeit im Jahr 2015 kam zwei Jahre später dann Sohn Nummer zwei (Henry) auf die Welt.

"Wie bereits angesprochen habe, ist Andreas ein leidenschaftlicher Schrauber. Weil er nicht immer ins Hansenszentrum Schlosstal fahren wollte, wo die Brüder Hansen gefühlte 10 Bagger, 50 Karren und Anhänger, 1000 Trecker und 2000 Motorräder stehen haben, hat Andreas sich dazu entschieden, sein Haus zu erweitern. Also krempelte er erneut die Ärmel hoch und baute sich hier seine Garage wo genug Platz für Traktoren, Motorräder und Autos ist", führte der Ober-Junggeselle dann im Hinblick auf den großen Garagenanbau am Haus aus. "Die Garage mit dem angebauten Haus" wurde mit Blick auf die Hanglage des Anwesens auf den Namen "Im Rech" getauft.

Pünktlich zu Beginn der auf dem Kirmesplakat für 18.00 Uhr angekündigten "After Work"-Party marschierte der Kirmestross nach der unterhaltsamen Taufzeremonie zur Kirmesabschlussveranstaltung im Saal Meiershof ein.

Dort wurde zunächst im Rahmen der von den Täuflingen gesponserten Freibieraktion weiter gefeiert, während es "Roland" wieder einmal bestens verstand, mit abwechslungsreicher Kirmesmusik für Stimmung zu sorgen. Natürlich durfte auch der Ehrentanz für die Ehrenpaare nicht fehlen, wobei der Stolz des Hahnekönigspapas Jochen auf seinen Filius und dessen gezeigte Schlagfertigkeit der gesamten feiernden Gesellschaft noch etliche zusätzliche Runden Freibier bescherten. 

Im Laufe des Abends wurde dank der ausgelassenen Stimmung neben der unverzichtbaren Polonäse auch wieder die dorfeigene Variante des Blangemer Juh-Jah Tanzes inszeniert und sogar das Element "Trockenrudern" mit ins Repertoire aufgenommen. Ein würdiger Ausklang... Tradition ist eben Tradition, wenn sie auch manchmal den aktuellen Bedürfnissen und Entwicklungen angepasst werden muss. 

 

Und so können wir uns auch sicherlich im nächsten Jahr wieder auf die Freilinger Kirmes freuen, dann vielleicht auch wieder mit angenehmeren Temperaturen. 

Wir bedanken uns bei allen, die in irgendeiner Form zum Gelingen der Kirmes beigetragen haben, insbesondere dem Musikverein Freilingen für seine musikalische Unterstützung an allen Tagen, dem Junggesellenverein Freilingen für die gelungenen notwendigen Organisationen rund um die Kirmes und dem Team um Käsper und Ingrid für den perfekten Thekendienst, der trotz der lädierten Kniescheibe unseres Wirtes hervorragend organisiert war. 

Ein ganz besonderer Dank gebührt unserem unermüdlichen Maikönigspaar, dass allen Widrigkeiten zum Trotz die Kirmestradition vorbildlich repräsentiert hat.

Bedanken möchten wir uns natürlich auch bei Dirk Lohmann, Rolf Dülsner und Erwin Mungen, die einmal mehr mit der Kamera unterwegs waren und mit vielen wunderbaren Fotos von der Veranstaltung dazu beitragen, dass sich auch Nicht-Kirmesteilnehmer und nachfolgende Generationen ein Bild von der Freilinger Kirmes machen können (noch mehr Fotos gibt es im Archiv in der Bildergalerie Kirmes 2019 zu sehen). 

 

 

Freilinger Infobox

  • Di, 23.04.: Markt 15.30 Uhr bis 18.00 Uhr; das Markt-Café ist ab 15.00 Uhr geöffnet 
  • Sa 4.05. - Mo 6.05.: Freilinger Kirmes 

 

 

 

 

 

 

   

 

 

 

  

 

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