Interview mit dem Freilinger Professor für Germanistik und Laienspielregisseur

Karl Heinz Ramers wurde 1956 geboren. Er machte sein Abitur in Schleiden und studierte in Köln Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaft. 1987 wurde er promoviert und 1995 habilitiert. Nach der Vertretung einiger Professuren in Bonn, Köln, Stuttgart, Osnabrück, Wuppertal und Siegen lehrt er heute Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Rostock.
In Freilingen führt er erfolgreich Regie in der Theatergruppe des Freilinger Dorfvereins.

WiF: Hallo Heinz, am 15.-17. April führt die Theatergruppe des Dorfvereins unter deiner Regie das Stück „Es irrt der Mensch, so lang er strebt“ von Bernd Gombold im Saal der Gaststätte Meiershof auf. Wieso wurde sich für dieses Stück entschieden?

Heinz: Die Themen Kultur und Dichtung waren bisher noch nicht in unserem Theaterprogramm vertreten. Deshalb sind wir froh, ein Stück gefunden zu haben, das diese Inhalte auf humorvolle Weise einem breiten Publikum näher bringt. Wir hoffen, dass die Zuschauer bei den Aufführungen genauso viel Spaß haben werden wie wir Schauspieler bei den Proben.

WiF: Bei der Aufführung eines Theaterstücks muss einiges beachtet werden. Auf was legst du Wert bei der Regie?

Heinz: Besonderen Wert lege ich auf das harmonische Zusammenspiel aller Akteure, eine gut verständliche Aussprache und einen flüssigen Ablauf der Actionszenen. Wichtig ist auch, dass die Schauspieler auf das Publikum reagieren, d. h. z. B. nicht weiterreden, wenn die Zuschauer laut lachen und applaudieren.
Beachtet werden muss auch die richtige Position der Akteure auf der Bühne: Sie dürfen sich nicht gegenseitig verdecken und müssen sich auf natürliche Weise bewegen. Zum Theater gehört natürlich auch der angemessene Einsatz von Mimik und Gestik: Die Zuschauer sollen das Gefühl haben, dass jeder Schauspieler sich mit Herzblut in seine Rolle hineinversetzt und sein Letztes gibt. Es muss aber alles natürlich wirken und nicht gekünstelt.

WiF: Das Theaterwochenende ist ein Highlight im Freilinger Veranstaltungskalender. Seit wann gibt es diese Veranstaltung in dieser Form? Wie kam es dazu?

Heinz: Wir haben nach Weihnachten 1995 das erste Stück „Der Wiesenwalzenskandal“ aufgeführt und spielen seitdem – mit einer Unterbrechung – jedes Jahr. Die Initiative ging von mehreren Seiten aus: Die alte Bühne aus den 60er Jahren lag noch auf dem Speicher der Gaststätte „Meiershof“ und so entstand die Idee, die alte Theatertradition in Freilingen wieder aufleben zu lassen.Der Gartenbau- und Dorfverschönerungsverein war damals auf der Suche nach einer kulturellen Veranstaltung und der Vorsitzende Walter Schmitz fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, die Regie zu übernehmen. Ich habe dann im August 1995 eine Versammlung einberufen und dort ein Stück vorgestellt. Danach begannen die Planungen und Proben für die erste Aufführung.

WiF: 2010 nahm die Theatergruppe mit dem Stück "Mord im Ort" am Theaterwettbewerb der "Criminale Nordeifel 2010" teil. Würdest du nochmals an einem Wettbewerb mit der Theatergruppe teilnehmen?

Heinz: Ja, das würde ich schon tun, wenn der Aufwand vertretbar wäre und die Theatergruppe mitziehen würde. Es war eine neue Erfahrung für uns, uns mit anderen Theatervereinen zu messen. Außerdem war der von Dir [Simon Hellenthal] geschriebene Kurzkrimi eine Herausforderung für uns, da wir bisher nur Schwänke gespielt haben. Ich fand es schade, dass wir das Stück nur im Theater 1 in Bad Münstereifel quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufführen konnten. Bei nur drei teilnehmenden Vereinen wäre es m. E. möglich gewesen, alle Kurzkrimis vor großem Publikum im Freilichtmuseum Kommern zu spielen.  

WiF: Hauptberuflich bist du Professor in Rostock. Wie findest du dabei noch Zeit für das Theater?

Heinz: Das ist nicht immer ganz einfach, aber es war bisher möglich, weil die Hauptprobenzeit und die Aufführungen in die Semesterferien fielen. Allerdings hat in diesem Jahr das Sommersemester schon begonnen, was es noch schwieriger macht.

WiF: Du pendelst viel mit dem Zug nach Rostock. Was machst du die ganze Zeit während der Zugfahrt?

Heinz: Die langen Zugfahrten nach Rostock und zurück kann ich z. T. zur Lektüre verschiedener Stücke und – wenn ich selbst mitspiele – für das Auswendiglernen nutzen. Natürlich lese ich auch viel Fachliteratur und korrigiere Hausarbeiten und Examensarbeiten.

WiF: Hast du jemals darüber nachgedacht Freilingen zu verlassen? Und was hat dich davon abgehalten?

Heinz: Ich habe eigentlich nie ernsthaft daran gedacht, Freilingen zu verlassen. Ich bin ein sehr heimatverbundener Mensch.

WiF: Jeder hat als Kind einen Berufswunsch. Wolltest du schon immer Professor werden?

Heinz: Nein, ich hatte als Kind verschiedene Berufswünsche: Zunächst wollte ich Schriftsteller werden und dann Lehrer. Der Wunsch, Professor zu werden, ergab sich erst, als ich ein Promotionsstipendium erhielt.

WiF: Was waren deine Lieblingsfächer in deiner Zeit am Gymnasium in Schleiden?

Heinz: Meine Lieblingsfächer am Gymnasium waren schon immer Deutsch und Geschichte, die ja dann auch meine Studienfächer wurden.

WiF: Nach dem Abitur hast du in Köln studiert. Wieso hast du die Studienfächer Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaft gewählt?

Heinz: Mein Berufsziel war Lehrer: Deshalb musste ich Erziehungswissenschaft studieren. Die anderen beiden Fächer habe ich aus reinem Interesse gewählt. Außerdem hatte die Uni Köln in den 70er und 80er Jahren sehr renommierte Germanisten und Historiker.

WiF: Was ist dein Schwerpunkt in Germanistik? Wie bist du zu diesem Thema gekommen und was versteht man darunter?

Heinz: Mein Schwerpunkt ist die Germanistische Linguistik. Darunter versteht man die Untersuchung der grammatischen Struktur und des Gebrauchs der deutschen Gegenwartssprache. Zu diesem Thema bin ich durch eine Dozentin an der Universität zu Köln gekommen, Frau Prof. Marga Reis, die ein sehr interessantes Einführungsseminar in diesen Themenbereich gegeben hat.

WiF: Als Professor hast du auch schon im Ausland Vorträge gehalten. Wo genau?

Heinz: Ich habe mehrere Vorträge an der Universität Sapienza in Rom gehalten, außerdem einen Vortrag an der Universität Zürich.

WiF: Du lehrst als Professor an der Universität Rostock. Wie hat es dich aus der Eifel bis an die Ostsee verschlagen?

Heinz: Das war eher Zufall: Ich habe mich auf eine Professur an der Uni Rostock beworben, die zu meinen Profil passte, und die Rostocker wollten mich und haben mir den Ruf erteilt. Ich bin jetzt seit 2006 im hohen Norden und sowohl die Uni als auch die Stadt gefallen mir sehr gut. Ich werde voraussichtlich bis zum Rentenalter in Rostock bleiben.

WiF: Auf der Internetseite der Universität Rostock sind auch deine Publikationen aufgeführt. Wie kommt man dazu? Wird man als Wissenschaftler gefragt Publikationen zu schreiben?

Heinz: In Publikationen stellt man seine Forschungsergebnisse vor. Sie gehören zum Alltag des Wissenschaftlers und sind für eine wissenschaftliche Karriere unabdingbar. Zeitschriftenaufsätze reicht man bei der Redaktion ein. Sie werden dann anonym begutachtet und bei positiver Beurteilung auch publiziert. Zu Beiträgen in Sammelbänden oder Festschriften wird man aufgefordert. Viele Publikationen entstehen aus Vorträgen, die anschließend schriftlich ausgearbeitet werden.

WiF: Universitäten haben neben dem Lehrauftrag auch einen Forschungsauftrag. Wie sieht deine Forschungstätigkeit aus?

Heinz: Die Forschungstätigkeit besteht bei Geisteswissenschaftlern in der Hauptsache in der Arbeit an Vorträgen und Publikationen. Dabei werden sowohl Textkorpora, z. B. Zeitschriftenartikel oder Gesprächsmitschnitte, analysiert als auch eigene Modelle und Theorien entwickelt. Zur Zeit untersuche ich u. a. das Thema Alter und Altern in Wahl- und Parteiprogrammen.

WiF: Wie sieht dein Tagesablauf an der Universität aus? Und wie sieht deine Woche zwischen Freilingen und Rostock aus?

Heinz: In der Regel gebe ich in Rostock ein bis zwei Seminare oder Vorlesungen pro Tag. Dann berate ich die Studierenden in Sprechstunden. Außerdem führe ich mehrmals im Semester mündliche Prüfungen durch. Außerdem finden fast jede Woche Sitzungen universitärer Gremien statt, die sich meistens über Stunden erstrecken. Die restliche Zeit beantworte ich dienstliche E-Mails, korrigiere Arbeiten und bereite die Lehrveranstaltungen vor. Im Semester bleibt leider sehr wenig Zeit für eigene Forschungstätigkeit, die zum größten Teil in die Semesterferien verschoben werden muss.

WiF: Zu deinen Hobbies zählt das Tischtennis. Spielst du im Verein oder nur privat?

Heinz: Ich habe privat und im Verein (TSV Blankenheim) gespielt. Jetzt komme ich leider nur noch gelegentlich dazu.

WiF: Was machst du außer Tischtennis und Theater noch in deiner Freizeit?

Heinz: Ich wandere sehr gerne, fahre Fahrrad und lese viel. Außerdem schaue ich mir gerne Sportsendungen im Fernsehen an.

WiF: Zum Schluss unsere vier übliche Fragen.

Heinz:
Lieblings-Essen: Sauerbraten mit Klößen

Lieblings-Musiker: Freilinger Musikverein

Lieblings-Lied: Candle in the Wind (Elton John, auf der Trauerfeier für Lady Diana gesungen)

Lieblings-Film: Doktor Schiwago

WiF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir und dem Theaterverein ein erfolgreiches Theaterwochenende 2011.

Heinz: Ich danke dir auch herzlich für die Gelegenheit, etwas über das Theater und über meine Person erzählen zu können. Die Theatergruppe Freilingen freut sich auf das Theaterwochenende und hofft auf einen regen Besuch.

(Das Interview für WiF führte Simon Hellenthal)

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