"Die Drei vom Weilerbach..." - Felix, Markus und natürlich auch Johann "Schäng" Jüngling gehören einem landwirtschaftlichen "Drei-Generationen-Familienbetrieb" an. Wie überall in der Landwirtschaft hat sich im Arbeits-Alltag auch bei ihnen einiges geändert. Der ehemalige Mischbetrieb aus Schweinemast und Ackerbau hat sich auf reine Naturkorn-Produktion spezialisiert: Unter dem Logo "EIFELgetrei.de" vertreiben Felix und Markus heute vor Ort gemeinsam traditionelle Vollkornmehle aus Getreide und Urkorn aus eigenem, kontrolliertem Anbau. Da regionale Angebote zur Zeit immer mehr gefragt sind, war es für WiF naheliegend, mit der ganzen Familie Jüngling einmal ein Interview zu führen. Sehr interessant!

 

Markus, Ackerbau-Meister, sein Sohn Felix, Maschinenbauingenieur und "Opa Schäng" (Johann), pensionierter Landwirt gehören zum Drei-Generationen Betrieb Jüngling "Am Weilerbach 1". Das ist eine traditionsreiche landwirtschaftliche Siedlung, die idyllisch etwas außerhalb der Ortslage am Weilerbach liegt, der auch durch den Freilinger See fließt.

(3x Jüngling: v.l. Markus, "Schäng" und Felix)

Unter den interssierten Augen des "Altmeisters" erzeugen Markus und Felix heute unter dem Logo ""EIFELgetrei.de" in 3. Generation Eifeler Qualitätsgetreide. 

(Felix und Markus bei Reifekontrolle im August 2020 auf "der Uhl") 

Von der Aussaat des Getreides über die Ernte bis zum vermahlenen Vollkorn liefern sie alles aus einer Hand.

Dafür haben sie sogar eine eigene "Qualitäts-Formel" entwickelt: 

 

Mit Rücksichtnahme auf Qualität, Geschmack und Nachhaltigkeit verwenden sie ausschließlich erstklassige Saaten aus regionalem Anbau für ihr geschmackvolles und kraftvolles Getreide, wobei in der vielfältigen Produktpalette auch alte Sorten wie Einkorn, Emmer und Dinkel zu finden sind. 

Sie vermahlen ihr Getreide (mit Strom aus der hauseigenen Photovoltaikanlage) nach Bedarf u.a. für die Butterbäckerei Guido Höschler aus Köln oder die Eifeler Traditionsbäckerei Zimmer aus Sistig, aber natürlich auf Anfrage auch für Privatleute frisch in einem schonenden, mehrstufigen Verfahren, an desesn Ende Schrot und Vollkornmehl stehen. So bleiben Ballaststoffe, Vitamine, Öle sowie Mineralstoffe in der Schale und dem Keimling erhalten und geben den maximalen Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen. Qualität und Frische, die man schmeckt und für alle etwas, die Wert auf regionale Produkte legen. 

Ein tolles Angebot in Freilingen, findet auch WiF, so dass wir die Köpfe hinter "eifelgetreide.de" in einem sehr interssanten Interview einmal näher vorstellen möchten. 

 

WiF: Ihr hattet früher einen großen Schweinemastbetrieb. Wann und wieso habt Ihr auf reinen Ackerbau umgestellt?

Markus: Nach meinem Abschluss zum staatlich geprüften Agrarbetriebswirt übernahm ich den elterlichen Betrieb von meinem Vater (Schäng) am Weilerbach in Freilingen. Der Schwerpunkt war die Erzeugung von qualitativ hochwertigem Schweinefleisch für umliegende Metzgereien. Da sich jedoch das Kaufverhalten der Verbraucher über die letzten Jahre stetig zur „Geiz ist geil“-Mentalität gewandelt hat, war ein Fortführen aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht mehr sinnvoll.

Aufgeben war jedoch keine Option, da ich Landwirt aus Leidenschaft bin. Ab Frühjahr 2019 konzentrierte ich mich auf den Ackerbau, der früher den Futterbedarf der Tiere abdeckte.

 

WiF: Wie kamt Ihr zu der Idee, alte Getreidesorten anzubauen?

Markus: Aufgrund der anspruchsvollen Anbaubedingungen in der Nordeifel kann ich mich nicht mit Berufskollegen aus Kanada oder der Ukraine messen. Denn der Preis, den ich für mein Getreide hier in der Eifel erhalte, wird am Weltmarkt (Matif, Paris oder CBOT, Chicago) festgesetzt.

So entschloss ich mich, einen anderen Weg zu gehen: Mein Qualitätsgetreide regional direkt zu vermarkten.

Felix: Nun bot es sich an, die Getreidearten um Urgetreide wie Einkorn, Emmer und Urdinkel zu erweitern, um eben die zuvor genannte Differenzierung zu ermöglichen. 

 

WiF: Wie groß ist die Nachfrage nach solchen Sorten? 

Felix: Wir sehen eine steigende Nachfrage bei traditionellen, handwerklichen Bäckereien, die großen Wert auf regionale & hochwertige Mehle sowie Schrote legen. Ebenso steigt der Trend zum „Selberbacken“.

Markus: Mittlerweile sind wir in der Lage, das Getreide vom ganzen Korn über Schrot bis zum mehrstufig gemahlenen Vollkornmehl anzubieten.

(Weizenvollkornmehl)

(Roggenvollkornmehl)

 

WiF: Wie schwierig ist es, an Saatgut für solche Sorten heranzukommen?

Markus: Die Suche nach zertifiziertem Saatgut für das Urgetreide Einkorn erwies sich als äußerst sportlich ?. Aber sportliche Herausforderungen sind mir ja nicht unbekannt (beide lachen) (Anm.: s. Bericht von der XXL-Fahrradtour).

Diese Getreideart ist in Deutschland äußerst rar und dementsprechend kostbar.

Felix: Nach langen Recherchen wurden wir für Einkorn in Norddeutschland fündig.

 

WiF: Habt Ihr vor, noch weitere Sorten in Euer Angebot aufzunehmen, vielleicht etwas ganz exotisches?

Felix: Natürlich sind wir offen und haben Spaß daran, neue Kulturen zu entdecken. Der Trend geht zu bewusster Ernährung (u.a. Superfoods).

Markus: Die ersten konkreten Überlegungen in dieser Richtung laufen schon...

 

WiF: Welche Folgen des Klimawandels könnt Ihr besonders bzw. tatsächlich bei Eurer täglichen Arbeit beobachten? Welche Konsequenzen hat dieser Klimawandel jetzt schon für einen Ackerbaubetrieb und welchen Mehraufwand müsst Ihr betreiben?

Markus: Das Zeitfenster zur Erledigung der Arbeiten auf dem Acker wurde innerhalb der letzten Dekade immer kürzer. Das erfordert, dass die gleiche Arbeit in immer kürzerer Zeitspanne erledigt werden muss.

Felix: Durch die Wetterkapriolen steigt das Risiko im Ackerbau. Dies macht erforderlich, dass wir uns den wandelnden Herausforderungen stellen müssen. So nutzen wir bereits seit mehreren Jahren den Einsatz von Precision-Farming-Lösungen.

Markus: Uns helfen heut zu Tage Satellitenbilder bei der täglichen Feldarbeit.

Felix: Und der Traktor zieht dank des GPS-Lenksystems selbst seine Spuren und die Sämaschine bringt aufgrund der heterogenen Feldbeschaffenheit das Saatgut standortspezifisch aus.

(Autotrac-Lenksystem)

(Beispiel zu standortspezifischer Bewirtschaftung; Quelle: John Deere)

Markus: Aber zurückkommend auf deine Frage, Simone: Die digitalen Hilfsmittel helfen uns, Betriebsmittel auf dem Feld standortspezifisch zu verteilen und gegebenenfalls einzusparen.

 

WiF: Es gibt ja gerade in der letzten Zeit zahlreiche Reformen auf europäischer Ebene im Bereich der Landwirtschaft. Welche Änderungen würdet Ihr Euch wünschen bzw. welche Förderprogramme sollten intensiviert oder initiiert werden? Wo braucht es auf jeden Fall mehr Unterstützung für die Landwirte?

Markus: Die heutige Landwirtschaft ist in der EU der größte Subventionsempfänger. Es kann für keine Berufsgruppe zufriedenstellend sein, den Großteil seines Einkommens aus staatlichen Hilfen zu beziehen. 

Ich wünsche mir, dass unsere hochwertigen Lebensmittel eine höhere Wertschätzung erfahren. Die Produkte sollten das kosten, was sie wert sind!

 

WiF: Was haltet Ihr von den Blühstreifen/Ackerstreifenprogrammen zur Erhaltung der Artenvielfalt und Schutz der Insekten?

Markus: Der Anbau von Zwischenfrüchten zur Förderung der Biodiversität und zur Steigerung des Humusgehaltes des Bodens wird bei uns schon seit Jahren praktiziert. Ebenso bauen wir auf ca. 10 % unserer Anbaufläche Blühstreifen an; als Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Auch die Landwirtschaft muss einen Beitrag leisten, um in Zukunft eine höhere Akzeptanz in der Gesellschaft wiederzuerlangen.

(Blühstreifen mit Sonnenblumen auf dem Acker der Familie Jüngling im Sommer 2020)

 

WiF: Felix, Du kommst aus einer Landwirtsfamilie, hast aber Maschinenbau studiert. Willst du später ganz im Betrieb einsteigen oder doch lieber in Deinem Studienbereich arbeiten?

Felix: Primär gehe ich mit Freude meinem Ingenieursberuf hauptberuflich nach, was aber nicht ausschließt, dass ich mich mit ebenso großer Leidenschaft im elterlichen Betrieb einbringe. Mein Maschinenbaustudium mit Spezialisierung auf Landtechnik kann ich hier perfekt anwenden.

 

WiF: Was reizt Dich heutzutage bei all den Problemen, mit denen ein Landwirt zu kämpfen hat, noch an der Landwirtschaft?

Felix: Die Probleme sehe ich als abwechslungsreiche Herausforderungen. Das Arbeiten mit und in der Natur gibt einem auch viel zurück.

 

WiF: Markus, würdest Du rückblickend gesehen, Dich noch einmal für den Beruf des Landwirtes entscheiden?

Markus: Natürlich ja! Der Beruf des Landwirtes ist auch nach mittlerweile 40 Berufsjahren immer noch mein Traumberuf.

 

WiF: Worin siehst Du den größten Vorteil aber auch den größten Nachteil in diesem Beruf?

Markus: Ich bin mein eigener Chef ? Die Arbeit in der Natur ist abwechslungsreich. Bis jetzt war noch kein Jahr wie das andere.

Als Nachteil sehe ich leider, wie zuvor erwähnt, die geringe Wertschätzung.

 

WiF: Wenn Du einen Tag Landwirtschaftsminister wärst, was würdest Du in jedem Fall ändern?

Markus: (lacht) An einem Tag kann man nicht die Welt verbessern.

 

WiF: Im Hause Jüngling wird seit jeher generationsübergreifend gearbeitet. Welche Vorteile bringt die Vater-Sohn-Zusammenarbeit und worin liegt Eurer Meinung nach aber auch ein Nachteil?

Felix: Ich sehe das für beide Seiten als Bereicherung. Denn so kann ich von Markus' Erfahrungsschatz lernen, gleichzeitig aber auch meine Impulse einbringen.

Markus: Wir ziehen beide gemeinsam am gleichen Strang.

 

WiF: Was sagt eigentlich der älteste Jüngling (Schäng) zu der Umstellung des Betriebes und den Veränderungen in der heutigen Landwirtschaft?

"Schäng": Ich bin immer noch mit voller Begeisterung bei der Sache und schaue mehrmals täglich am Hof vorbei. Es interessiert mich, was gerade bei den Zweien ansteht und bin stolz darauf, wie sich der Betrieb für die Zukunft aufstellt. Ich könnte allerdings die modernen Maschinen so ohne weiteres nicht mehr bedienen (lacht), aber die beiden könnten bestimmt auch nicht mehr mit Kühen ackern (alle lachen).

 

Dann natürlich an jeden von Euch die letzten vier Fragen:

Felix

Lieblingsessen: Omas Lasagne

Lieblingsfilm/Serie: Breaking Bad

Lieblingsmusik: Rock

Lieblingsort in der Eifel: Die ganze Eifel ist perfekt für Motorradtouren

 

Markus

Lieblingsessen: Wienerschnitzel mit frischem Spargel

Lieblingsfilm/Serie: Sons of Anarchy

Lieblingsmusik/Lied: Stones - Start me up

Lieblingsort in der Eifel: unsere Terrasse

 

Schäng:

Lieblingsessen: Reibekuchen

Lieblingsfilm: Ich bin dann mal weg

Lieblingsmusik/Lied: Volksmusik

Lieblingsort in der Eifel: Golddorf Freilingen

 

WiF: Ganz herzlichen Dank für das sehr informative Gespräch.

"Die drei Jünglings": Gern geschehen!

 

WiF wünscht "EIFELgetrei.de" weiterhin viel Erfolg. Wir hoffen sehr, dass die Verwendung regionalen Erzeugnissen weiter zunimmt. 

Wer weitere Informationen zu den Produkten von Markus und Felix Jüngling haben möchte, kann diese unter www.eifelgetrei.de, per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch: 0176 / 477 941 54 anfragen. 

Übrigens, Eifelgetrei.de wird inzwischen in Carmens Dorfladen in Lommersdorf, in den Dorfläden Sistig und Frohngau sowie im "Krims Krams" in Blankenheim angeboten. Man kann aber das Mehl auch im eigenen Onlineshop unter www.eifelgetrei.de/order-online sowie zur Abholung vor Ort nach Absprache erwerben. Das Sortiment wird überdies stetig erweitert. 

 

 

 

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