Interessante Pläne für das historische Gebäude werden am 21.11. in Blankenheim vorgestellt

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Das ehemalige Schulgebäude in Freilingen an der Martinusstraße, landläufig als "Alte Schule" bezeichnet, prägt seit schier ewigen Zeiten das Orts- und Gesellschaftsbild von Freilingen.

Es wurde um 1880 eigentlich als "neue" Schule und Ergänzungsbau zum alten Schulhaus am Marienplatz (Baujahr um 1770) errichtet und bestand nur aus einem großen Klassenraum im Erdgeschoss und einer Lehrerwohnung in der oberen Etage. Der Freilinger Schulbetrieb war von 1916 bis 1933 zweiklassig angelegt, das bedeutete, dass der Lehrer die Oberklasse in dem Schulgebäude an der Martinusstraße unterrichtete, während eine Lehrerin die Unterklasse in der alten Schule am Marienplatz betreute.

Später wurde das ältere Schulgebäude neben der Kapelle dann zum Kindergarten umfunktioniert, womit dann auch die Unterklasse in die "neue" Schule umzog. Zeitweilig wurden hier dann bis zu 120 Kinder unterrichtet. Und da nicht alle Schüler der verschiedenen Altersstufen gleichzeitig Platz fanden, wurde damals vormittags wie nachmittags Unterricht abgehalten bei nur einer halben Stunde Mittagspause dazwischen.

1951 konnte zur Freude des damaligen Lehrers Klauer der schon länger geplante Schulerweiterungsbau trotz einiger finanzieller Bedenken beim Freilinger Gemeinderat nach vorangegangener kontroverser Diskussion eine Mehrheit finden (Freilingen war damals, vor der kommunalen Gebietsreform Ende der 1960er Jahre noch eine eigenständige Gemeinde und galt als eine der ärmsten Gemeinden im Kreis Schleiden). Mit Hilfe von 2500 freiwilligen Arbeitsstunden Freilinger Bürger wurde der Anbau dann in nur sieben Monaten errichtet.

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Am 4. Dezember 1954 fand dann mit viel Tamtam und einem großen, ganztägigen Fest, das abends im Dorfsaal Luppertz fortgesetzt wurde, eine offizielle Einweihungsfeier statt (alles wunderbar nachzulesen in der Freilinger Chronik von Albert Luppertz). 

Jeder Menge Politprominenz war damals vertreten, neben Bürgermeister Illingen u.a. auch noch Oberregierungsrat Hilgers, Oberkreisdirektor Dr. Gerhardus, Schulrat Blom und der Landtagsabgeordnete Schwering. Und vor allem der Oberkreisdirektor sprach in seiner Rede der Gemeinschaftsleistung der Freilinger, die nicht nur beim Schulbau, sondern auch bei allen anderen öffentlichen Belangen zum Ausdruck komme, ein großes, öffentliches Lob aus.

Auch Lehrer Klauer dankte in bewegten Worten für die vielen Glückwünsche und erwies sich in seiner Ansprache unbewusst als regelrechter Visionär. Denn er betonte damals besonders nachdrücklich, dass hier nicht nur eine Schule entstanden sei, sondern der neue Schulraum auch ein kultureller Mittelpunkt der Gemeinde (Freilingen) sei.

In diesem Raum werde sich nicht nur die Jugend versammeln, vielmehr solle er als Gemeinschaftsraum gelten, in dem von Zeit zu Zeit auch die Erwachsenen zu Gast seien, wenn etwa ein Film vorgeführt werde, ein Vortrag gehalten werde oder "sonst etwas veranstaltet wird, was der Erwachsenenbildung dienen kann" (wie Recht er doch behalten sollte, der Lehrer Klauer !). Alles so geschrieben und veröffentlicht im Lokalteil des Kölner Stadtanzeigers.

Und Lehrer Klauer schrieb am 4. Dezember stolz und offenbar noch ganz unter dem Eindruck der festlichen Einweihungfeier und der positiven Presse stehend in die Schulchronik:" Möge der Neubau und die völlig renovierte alte Schule allen Generationen, die hier lernen werden, zum Segen gereichen! Das ist der Wunsch der Lehrpersonen, die zur Zeit hier tätig sind". Was würde er wohl heute zu unserem Bürgerhaus und seiner vielfältigen Nutzung sagen ?

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Übrigens, die entsprechenden Aufzeichnungen und Zeitungsartikel sind alle in der alten (dritten) Schulchronik (Aufzeichnungsbeginn 1948) nachzulesen, die mir Albert Luppertz zu treuen Händen übergeben hat und die noch jede Menge anderer "Schätze" beinhaltet und demzufolge auch wie ein solcher gehütet wird. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. 

Am 24. März 1964 fand dann in der Schule eine große Abschiedsfeier statt: nach 15jähriger Dienstzeit in Freilingen trat Lehrer Klauer in den Ruhestand und vermerkte dies als letzten Eintrag in der Schulchronik. Es folgten ihm noch Herbert Guthausen und Josef Mertens als Lehrer nach.

Josef Mertens (er wurde später Lehrer und Rektor der Hauptschule in Kall) war der letzte Lehrer in Freilingen, da die Schule zum großen Bedauern vieler Freilinger Bürger am 1. August 1968 geschlossen bzw. aufgelöst wurde und die Kinder ab diesem Zeitpunkt die neu errichtete Grundschule in Lommersdorf besuchen sollten (auch die ist inzwischen leider schon wieder Geschichte).

1970 eröffnete die junge Gemeinde Blankenheim dann in dem Anbau und damit in den ehemaligen Schulräumen wieder einen Kindergarten, da der ehemalige Kindergarten, der wie bereits erwähnt im alten Schulgebäude am Marienplatz untergebracht war, 1944 geschlossen worden war. 

37 Jahre lang wurden dann in diesem ursprünglichen Schulerweiterungsbau die Kleinsten betreut. Der große, ehemalige Klassenraum der "Alten Schule" wurde von den Kindergartenkinder dabei als Turnraum oder für größere Kindergartenveranstaltungen, z.B. Theaterstücke genutzt, bis dann 2007 infolge des demografischen Wandels auch bei dieser Einrichtung aufgrund zu geringer Kinderzahlen die Türen abgeschlossen werden mussten.

Doch mit dieser "Stilllegung" des kompletten Gebäudekomplexes (alte/neue Schule bzw. alte Schule/Kindergarten, je nach zeitlicher Sichtweise) wollte man sich damals nicht abfinden. Vor allem der damalige Ortsvorsteher Franz-Josef Giefer brachte im Zuge des notwendig gewordenen Neubaus des Feuerwehrgerätehauses den Umbau in ein sog. "Bürgerhaus" ins Gespräch.

In einer eigens abgehaltenen Bürgerversammlung Anfang 2008 zeigte sich, dass vielen, vor allem älteren Einwohnern neben der Nutzung des ehemaligen Kindergartens auch der Erhalt der "Alten" Schule am Herzen lag. Spontan war damals auch die Überlegung zur Gründung eines Fördervereins aufgekommen. Über 80 Freilinger Bürger erklärten sich schriftlich bereit, durch ihre Mitgliedschaft in einem Förderverein das alte Gebäude zu erhalten.

Die Planungen zum Umbau wurden dann allerdings aus Kostengründen auf den angebauten Teil begrenzt, was dann durch den Abriss des Verbindungstraktes auch äußerlich vollzogen wurde. Im Juli 2008 wurde mit dem Umbau des Kindergartens begonnen, der im Mai 2011 endgültig abgeschlossen werden konnte, so dass im September 2011 offiziell die Einweihung des neuen Bürgerhauses gefeiert werden konnte. 

Das alte Schulgebäude fristete dagegen nach der Schließung des Kindergartens im Jahr 2007 mehr oder weniger einen Dornröschenschlaf. Zwar war zwischenzeitlich im Obergeschoss ein Jugendtreff eingerichtet worden, doch dieser musste aus Brandsicherheitsgründen wieder geschlossen werden. 

Nur selten wagte sich ein "Prinz" nach Freilingen vor, der das Gebäude "wachküssen" wollte. Doch entweder scheiterte ein Kaufinteresse an dem nach der Besichtigung festgestellten Sanierungsaufwand oder an der privaten Nutzungsmöglichkeit der zum Teil großen Räumlichkeiten.

Im Rahmen der Ende April 2013 durchgeführten Freilinger Dorfwerkstatt wurden dann auch Nutzungsmöglichkeiten hinsichtlich dieses historischen Gebäudes angesprochen und gesucht, z.B. ein Dorfladen oder ein kleines Café. Doch im Hinblick auf den nicht unwesentlichen Sanierungsbedarf des seit mehreren Jahren leerstehenden Gebäudes wurden die verschiedenen Ideen in der weiteren Diskussion dann doch wieder beseite geschoben.  

Jetzt scheinen jedoch genau diese Ideen von anderer Stelle entwickelt bzw. weitergesponnen zu werden. 

Denn der Gemeinde Blankenheim liegt ein Antrag auf Erwerb der Immobilie durch eine auswärtige Interessentin vor. Frau Martina Maaßen aus Viersen, Mitglied des Landtages, möchte die alte Schule Freilingen mit einer angrenzenden, noch zu vermessenden Grundstücksfläche erwerben und die Immobilie nach entsprechendem Umbau mit energetischer Sanierung als Café, Laden mit Verkauf regionaler, biologischer Lebensmittel, sowie Ferienappartement und Zimmer für Wanderer nutzen.

Ziel ist es, die dörflich-prägende Infrastruktur zu erhalten, und zwar in Verknüpfung mit einem Integrationsunternehmen. Dieses Unternehmen soll dann auch als Betreiber des Cafés, des Verkaufsladens, sowie der Fremdenzimmer und des Ferienappartements fungieren ( s.a. Vorlage 211/2013).

Integrationsunternehmen sind rechtlich selbständige Unternehmen, die unter der Mitarbeiterschaft zwischen 25 bis 50 % Menschen mit Behinderung dauerhaft in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen in sozialpädagogischer Begleitung beschäftigen. Sie werden vom Land NRW, dem Landschaftsverband, der Stiftung Wohlfahrtspflege und der Aktion Mensch gefördert. 

Frau Martina Maaßen wird die beabsichtigten Umbaumaßnahmen sowie das vorgesehene Unternehmens- und Betreiberkonzept in der Sitzung des Ausschusses für Gemeindeentwicklung im Ratssaal der Gemeinde Blankenheim am 21. November 2013 öffentlich vorstellen. Wer Interesse hat, sich dieses Konzept aus erster Hand vorstellen zu lassen, ist herzlich eingeladen, am öffentlichen Teil der Sitzung, die um 18.00 Uhr beginnt, als Zuschauer teilzunehmen. 

Ein interessantes Projekt, mit dem die Chance bestünde, das alte Gebäude für das Ortsbild zu retten und darüber hinaus eine infrastrukturelle Verbesserung, wie in der Dorfwerkstatt gewünscht, zu erreichen. 

Man darf gespannt sein, welche Pläne am 21. November präsentiert werden ! Es wäre jedenfalls sehr begrüßenswert, wenn letztlich auch noch das letzte der drei ehemaligen Schulgebäude in irgendeiner Form wieder mit Leben gefüllt und damit genutzt würde.

Das wäre bestimmt auch ganz im Sinne vom alten Lehrer Klauer....  

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