Freilingen verhilft Fortuna zum ersten Bundesligaheimsieg seit 15 Jahren... garantiert!

 

 

 

Eines muss zu Beginn dieses Erlebnisberichtes geklärt werden: es waren auch Fußballfreunde aus umliegenden Ortschaften an diesem denkwürdigen Ausflug zur Wirkungsstätte des einzigen Bundesligatorwartes weit und breit vertreten.

Da die Freilinger bekanntermaßen kontaktfreudige Wesen sind und die Stimmung im Bus jedes Zusammengehörigkeitsgefühl eines seit Jahrzehnten bestehenden Kegelclubs übertroffen hat, waren am Ende der Tour jegliche Herkunftsunterschiede hinweggefegt. Denn wir hatten alle nach diesem Spiel eines gemeinsam: das Gefühl "Wir haben gewonnen".  

Der denkwürdige Verlauf des Abends soll hier in einer Art (nachträglichem) "Live-Ticker" nachvollzogen werden: 

16.25 Uhr: oh je, es geht gleich los. Aber was zieht man nur auf einer solchen Fahrt an ? Im Hinblick auf die wenig sommerlichen Temperaturen entschließe ich mich kurzerhand für die Alternative unschön, aber warm: lange Unterhose und dicke Winterjacke. Da mein letzter Stadionbesuch schon über 20 Jahre zurückliegt (1.FC Köln gegen Juventus Turin, unvorstellbar!) ist mir nicht mehr ganz präsent, was im Stadion als unabdingbares Fanoutfit erforderlich ist. Aber Fehlanzeige was die klassische Fanausstattung angeht: außer Schalkeschals und FC Mützen hat unser Haushalt nichts zu bieten. Wer konnte auch davon ausgehen, dass wir in diesem Jahr alle zwangsläufig zu Fortuna Düsseldorf Fans mutieren?

 

16.58 Uhr: unser Organisator Norbert Bichler (er hat ein ähnliches Ausstattungsproblem wie ich und erscheint kurzerhand im Kölnschal) gibt das Zeichen zur Abfahrt. Der  Bus ist voll besetzt mit Fans aller Altersklassen, 8 bis 72, und Interessenskategorien: eingefleischte Fans mit hinreichender Stadionerfahrung, unternehmenslustige Ehepärchen mittleren Alters und Fabian-Fans, die nur wegen des Drumherums mitfahren, so wie ich. Was unsere Frauenquote angeht, hätte jede Gleichstellungsbeauftragte Freudensprünge gemacht.

17.35 Uhr: nach knapp einer halben Stunde Fahrzeit der erste Stopp. Nein, kein technischer Defekt am Fahrzeug, sondern "Nachschubprobleme". Also, anhalten, Bier umladen, weiterfahren. Die Stimmung ist bestens, mit dem erfreulichen Unterschied zu diversen Kaffeefahrten, dass im Bus keine Berieselung mit Volks- oder Schlagemusik erfolgt. Statt eines Heimatfilms über das Bordfernsehen gibt es zahlreiche Fußballfachgespräche und einen allgemeinen Erfahrungsaustausch bezüglich der bisherigen Stadionerfahrung. 

18.00 Uhr: wir halten schon wieder. Jetzt macht sich der hohe Anteil der weiblichen Mitfahrer bemerkbar. Dann doch wie bei einer Seniorenfahrt muss nach gut einer Stunde Fahrzeit eine "Pipi-Pause" eingelegt werden wegen einiger schwächelnder Blasen. Das erinnert manche an ihre früheren Junggeselltouren, bei denen auf dem Weg nach Paris bereits in Kronenburg Rast eingelegt werden musste. Ja, an diesem Abend kommen eben die verschiedensten Erinnerungen hoch. Und der Busfahrer bittet die Herren, bei der Wahl der billigen Variante der Entleerungsaktion keine Tretminen mit aufzunehmen und in den Bus zu bringen. Er scheint auch entsprechende Erfahrungen zu haben.  

18.21 Uhr: zwischenzeitlich hat die ebenfalls heute Abend stattfindende Partie 1.FC Köln gegen Vfl Bochum begonnen. Das 1 zu 0 wird von internetfreudigen Mitfahren verkündet, löst aber bei den zahlreich mitfahrenden Köln-Fans nur wohlwollende Kenntnisnahme aus. Irgendwie hat die Fortuna heute Abend wohl Vorrang. Na ja, Käsper, Freilingens beliebtester Wirt, ist ja auch nicht dabei. Der hätte jetzt garantiert diverse Hymnen angestimmt. Das wenig später erzielte zweite Tor für Köln verursacht dann doch leichten Jubel  (Köln gewinnt an diesem Abend letztlich 3:1). Die Stimmung steigt und auf facebook gibt es natürlich schon erste Statusmeldungen einiger Mitfahrer. Es lebe das Internetzeitalter!

19.02 Uhr: Ankunft am Stadion. Die Frisur wird ruiniert, denn es regnet. Aber das Stadion ist ja zum Glück überdacht. Da werden nur die nass, die gut dafür bezahlt werden. Jetzt heißt es erst einmal den richtigen Eingang finden, aber die Verwandtschaft von Fabian kennt sich ja aus, die waren schon öfter hier. Tja, solche Cousins mit solchen Verbindungen müsste man haben...

 

19.25 Uhr: ich stehe vor dem Fanartikelstand. Schal, Mütze oder Fahne ? Ich entscheide mich für Krakauer im überdimensionalen Brötchen und bedaure schon nach wenigen Minuten bzw. Bissen meine spontane Bauchentscheidung aufgrund des staubtrockenen Gefühls im Mund. Da machen es so manch andere besser, die leisten sich alles und machen in dem Outfit auch noch eine überzeugende Fanfigur.

 

 

20.03 Uhr: jetzt geht es ins Stadion und temperaturmäßig 10 Grad runter (ein hoch auf die lange Unterhose, gute Entscheidung!). Fabian spielt sich gerade ein und unser "Teamleiter" übt schon einmal Bannerhalten. Die HSV-Fans grölen munter ihre Fangesänge. Was singt man eigentlich in Düsseldorf? Irgendwie bin ich doch schlecht vorbereitet und die Freilinger Kirmeshymne, "Der Mai ist gekommen" will hier wahrscheinlich keiner hören. Aber dafür brennen jetzt in unserem gesittet abwartenden Block auch keine Fahnen. Während die Hamburger Fans wegen ihrer unverständlichen Zündelei im Fanblock Löschwasser abbekommen, kämpfen wir mit den Rauchschwaden. Ein Glück, dass wir relativ weit unten direkt hinter dem Tor sitzen, so können wir das Spielfeld wenigstens erahnen. 

 

 

20.34 Uhr: leicht verspätet wird das Spiel angepfiffen. Die Rauchschwaden lichten sich und man kann sich endlich auf den Fußball konzentrieren. Das bedeutet: beobachten, aufstehen, jubeln, hinsetzen, aufstehen (die wenigen HSV Fans um uns herum hält es noch weniger auf den Plätzen), hinsetzen. Also, Fußball hält wirklich fit. 

 

 

so ca. 21.20 Uhr: wir schreiben die 45. + 2. Spielminute kurz vor dem Pausenpfiff: Robbie Kruse macht das erste Tor für Düsseldorf. Das habe ich im Kampf mit meinem Fotoapparat nur im Augenwinkel mitbekommen, war aber unüberhörbar. Jetzt wird in der Fankurve links von uns weit weniger gesungen, vielleicht sind die HSV-Fans aber auch noch von ihrem eigenen Rauch benebelt. Die brauchen jetzt erst einmal eine Pause. 

 

 

21.35 Uhr: nach der Pause postiert sich Fabian endlich vor uns im Tor. Ein freundlicher Blick auf unser Banner, wie winken und jubeln, er winkt zurück. Wenn das mal keine mentale Stärke verleiht! Allerdings verwundert etwas, dass Fabian seinen halben Hausrat mit in die Ecke seines Tors schleppt. Das sieht ziemlich unordentlich und nach Junggesellenhaushalt aus und wird auch später vom Schiedsrichter vor einem gegnerischen Freistoß angemahnt. Richtig aufgeräumt hat er die Bude danach aber auch nicht. Typisch Männer!

Irgendwann bekommt er einen Schuss ins Tor, der aber ebenso wenig gewertet wird wie ein Abseitstor in der ersten Halbzeit. Warum und weshalb wird mir erst nach einigen Nachfragen bei meinen direkten Sitznachbarn klar. Die Szenen muss ich mir im Fernsehen noch einmal anschauen. Man kann ja nicht alles mitbekommen und hier gibt es leider keine Wiederholung. 

 

 

Irgendwann kurz vor 22.00 Uhr: statistisch gesehen die 64. Spielminute, Stefan Reisinger schießt das zweite Tor für Düsseldorf. Na, das müsste dann doch reichen für den ersten Bundesliga-Heimsieg der Fortuna seit 15 Jahren. Und den 54.000 Zuschauern, wenigstens aber den über 50 Zuschauern aus Freilingen ist spätestens an dieser Stelle klar, dass dies nur am Freilinger Fanblock gelegen haben kann und den Freilinger Fabian-Fans, die über uns in der Tribüne platziert sind und eigens mit Privatfahrzeugen angereist sind.  

 

 

Geschätzt um 22.30 Uhr: das wird Spiel abgepfiffen. Auf die tatsächliche Uhrzeit wird aufgrund der Siegesgesänge und des allgemeinen Jubels nicht mehr geachtet. Fabian dreht danach mit seinen Kollegen noch eine Runde durch das Stadion, natürlich auch an uns vorbei. Wieder winkt er kräftig und ich bin davon überzeugt, dass auch er insgeheim weiß, dass Fortuna der Freilinger Fangemeinde den Sieg zu verdanken hat. Wir haben den Bann gebrochen durch unsere fabianbedingte Vereinsanhängerschaft. Das soll uns mal einer widerlegen. 

 

 

23.06 Uhr: nach längerem, umgeleiteten Fußmarsch um das Stadion herum sitzen wir endlich wieder im wohltemperierten Bus, den 20 Minuten später sogar gewisse unorientierte junge Damen wiederfinden. Jetzt geht's endlich nach Hause, besser gesagt zu Käsper, wo man in echter FC Fanclub-Atmospähre noch über den überraschenden Fortuna-Erfolg abschließend beraten will (und das um 1.30 Uhr!). Käsper freut sich, in jeder Hinsicht, zumal sein Bruder eingefleischter HSV-Fan ist und vorher gespöttelt hat. Hier wurde der Freilinger Einfluss ganz klar unterschätzt!

Vielleicht spricht es sich ja bis zur Fortuna Vereinsführung rum, dass unserer Anwesenheit letztlich der Erfolg zuzuschreiben ist und man richtet uns demnächst extra eine gesonderte Freilinger Fan-Tribüne ein. Wer weiß. Wir können derweil ja schon einmal an einem eigenen Fan-Gesang feilen. Wie wäre es mit "Unser Fabi ist gekommen, Fortuna Düsseldorf lebt auf", passt melodisch auf "Der Mai ist gekommen" , das haben wir ja zumindest notenmäßig schon verinnerlicht. Darüber lassen wir aber noch mit uns reden.

Jedenfalls verursacht Fortuna Düsseldorf auch bei uns demnächst Herzrasen, dank einer entsprechenden Saatgutspende, ganz nach dem Motto: So säen Sieger aus. 

 

 

Nette Idee von den Verantwortlichen. Wird demnächst in Freilingen umgesetzt, besser gesagt : ausgesät. Ist der Rasen dann eigentlich rot-weiß gestreift (dann wäre er theorethisch ja auch FC-tauglich, praktisch) ? Man weiß ja nie. 

Für diesen unvergesslichen Ausflug möchte ich mich im Namen aller Teilnehmer jedenfalls noch einmal recht herzlich bei unserm Organisator und Tourleiter Norbert Bichler bedanken. Das muss unbedingt wiederholt werden !!!

Ein herzliches Dankeschön geht auch an unseren Busfahrer Peter Külzer, der uns souverän und staufrei hin- und zurückgefahren hat, und zwar kostenlos. 

 

 

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