So hat der Ort Freilingen die letzten Kriegstage erlebt...

 
November ... Monat der stillen Feiertagen, an denen einmal Andacht, Trauer und Erinnerung im Mittelpunkt stehen und stehen sollen.
 
Einer dieser stillen Feiertage ist der Volkstrauertag, dieses Jahr am 18.11.2012. Es ist ein Tag des Innehaltens, an dem an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft aller Nationen erinnert wird.
 
In Freilingen wurde im Rahmen einer Ansprache mit einer anschließenden Kranzniederlegung, würdevoll musikalisch umrahmt vom Musikverein Freilingen und unter Beteiligung der Freiwilligen Feuerwehr Freilingen, bereits am Sonntag, der 11.11.2012 nach dem feierlichen Patrozinium der Opfer gedacht, da am eigenltichen Volkstrauertag hier keine Messe stattfindet. 
 
 
 
 
Dabei wurde ein Auszug aus einem Original-Bericht aus dem Jahr 1955 vorgetragen, der in der Dezember-Ausgabe der Heimatkundlichen Mitteilungen des Eifelvereins für den Oberahrbezirk stammt und hinsichtlich aller Orte der Gemeinde Blankenheim auf die Erlebnisse und Ereignisse in den letzten Kriegs- und ersten Nachkriegstagen zurückblickt, so auch auf die Geschehnisse in Freilingen. 
 
 
 
 
Anlässlich des Voikstrauertages soll auch an diesem Ort zum Gedenken an die vielen tragischen Opfer unsinniger Kriege ein Auszug aus diesem Bericht wiedergegeben werden:
 
Freilingen als auch das benachbarte Lommersdorf mussten sich wohl oder übel damit abfinden, besonders in den letzten Wochen vor der endgültigen Katastrophe des Zusammenbruchs, ungewöhnlich oft von feindlichen Aufklärungsfliegern beobachtet zu werden. Das lag an den großen Truppenzusammenziehungen und vor allem an den V 1-Stellungen (Abschussrampen der unbemannten Flugbomben, auch Vergeltungswaffe oder Eifelschreck genannt, die hier anzutreffen waren). 
 
Besonders zur Zeit der Ardennen-Offensive (letzte große Schlacht im zweiten Weltkrieg an der Westfront, um Weihnachten) wimmelte es gleichsam von Truppenverbänden; sogar das Stabs-Quartier hatte hier Aufenthalt genommen, wodurch im oberen Ort Freilingen in kurzer Zeit eine große Anzahl von Räumen zur Verfügung gestellt werden mussten und das Geschäftshaus Mungen als Amtszimmer diente. 
 
Tag und Nacht brausten die schweren, bombenbeladenen Fliegerverbände der Alliierten über uns dahin. Die furchtbare Angst der Bevölkerung der beiden Orte Freilingen und Lommersdorf wurde aber noch gesteigert durch die Abschüsse der V 1, die mitunter in Fehlleitung- wohl durch Sabotage- die Ortschaften überflogen, umkreisten und auch nicht selten in unmittelbarer Nähe vorzeitig niederkamen und explodierten. 
 
Etwas zur Ruhe kam man allerdings für kurze Zeit, als Freilingen der Hauptverbandsplatz einer Panzerdivision wurde. Nun wehten viele weiße Fahnen mit rotem Kreuz im Ort. Auch das Dach der Schule wurde entsprechend gekennzeichnet. Bemerkt sei, dass die feindlichen Bomber nun Rücksicht nahmen.
 
Das Gasthaus Hellenthal wurde Operationsgebäude und nur allein die Erinnerung an all das schreckliche Erlebte mit unmenschlich verstümmelten Verwundeten lässt jeden erschauern. Auch der Klassenraum der Schule weiß furchtbares aus diesen leidvollen Tagen zu schildern. 
 
Mitte Februar 1945 zogen die Truppenverbände ab und die NSDAP-Kreisleitung belegte die freigewordene Schule. Mit unvorstellbar vielem Gepäck kamen sie in Omnibussen an. Aber der Boden hier wurde ihnen wegen der Frontnähe zu heiß. Am anderen Morgen fand man in der Mixdell und auf den Ahrwiesen die braunen Uniformstücke in Mengen, manche der Uniformstücke hingen auch an den Bäumen.
 
Freilingen und Lommersdorf waren schauriges Niemandsland geworden. Die Wehrmachtslager bei Luppertz und Hellenthal wurden freigegeben und förmlich geplündert. Ganze Sackladungen von Mehl, Grieß und Reis usw. wurden weggetragen. 
 
An diesem Abend fuhr auch der erste amerikanische Spähwagen durch den Ort. Er kam von Ahrhütte und fuhr weiter nach Lommersdorf. Es war dies der 7. März 1945. 
 
Am 8. März war eine beklemmend-beängstigende Stille im Ort- kein Flugzeug flog mehr über uns hinweg. Vom Speicher der Schule aus sah man einzelne Kampfhandlungen in Richtung Ahrstraße-Dollendorf; Granatwerfer und Gewehrmündungen blitzen auf, aber auch das nur für kurze Zeit. Wiederum herrschte eine unheimliche Stille. Man überlegte, ob man die weiße Fahne hissen soll; aber die Drohung Göbbels, dem Reichspropaganderleiter, blutige Vergeltung zu üben, hielt vorerst auch die Unentwegtesten zurück.
 
Doch schließlich fanden sich einige Beherzte ein, die die weiße Fahne hissten und gewiss dadurch viel Unheil verhüteten. 
 
Schon gegen Mittag zogen die ersten Amerikaner ein. Sie kamen von Reetz und weiter ging’s dann nach Lommersdorf. Lommersdorf stand noch unter dem Schrecken eines grauenvollen Explosionsunglücks durch eine Panzerfaust, dem zwei Kinder grässlich zum Opfer fielen. Einem Jungen wurden beide Beine abgerissen und er erhielt auch noch andere schreckliche Verwundungen. 
 
Die siegesbewussten Amis hatten scheinbar doch große Angst vor uns. Immer sprachen sie mit uns nur mit drohender Waffe auf uns gerichtet. Selbst wehrlosen Frauen gegenüber suchten sie sich so Respekt zu verschaffen. 
 
Überall in den Kellern hielten sich noch deutsche Wehrmachtsangehörige verborgen. Sie ergaben sich aber schon bald und wurden sofort abgeführt. Zuerst wurde die Schule belegt und man richtete sich dort eine Funkstelle ein. Die nun folgenden Kampftruppen wurden im Orte untergebracht.
 
Im Hause Plötzer wurde die Küche eingerichtet und schon bald duftete es nach Bohnenkaffee und allerlei leckeren Dingen. Man sah schönes weißes Brot, Keks, und Schokolade. Auch die Bevölkerung erhielt manches davon und besonders die Kinder. Aber das dauerte nicht lange. „Keine Fraternisation!“ war nun die Parole.
 
In einigen Stunden mussten unverzüglich viele Häuser für das Militär geräumt werden, jedoch Häuser mit alten und kranken Einwohnern wurden verschont. Nach einer Woche kam dann wieder neue Einquartierung, die ersteren zogen weiter. Nun begann die Härte der Besetzung zuzunehmen. Mehr Häuser mussten frei gemacht werden, sogar alte und kranke Leute wurden auf einer Bahre hinausgetragen und was die Soldaten gebrauchen oder haben wollten, wurde mit Gewalt geholt: Steppdecken oder Matratzen von den Betten, Bücher, Porzellan, Uhren, und vieles mehr.
 
Im Großen und Ganzen dürfen Freilinger und Lommersdorfer im allgemeinen noch zufrieden sein. Die Schrecken der Einquartierung fielen bald gänzlich fort. Als die Besatzungstruppen wegzogen, wurden die zurückbleibenden Kleidungsstücke und Lebensmittel mit Benzin übergossen und verbrannt. Nun konnten die Leute wieder in ihre Häuser einziehen. 
 
Nach und nach kehrten die Kriegsgefangenen heim und Ende Februar 1946 kam auch der Lehrer zurück, so dass der Unterricht wieder aufgenommen werden konnte. 
 
Die Pfarrgemeinde Freilingen-Lommersdorf errichtete in Dankbarkeit für das Glück der Errettung aus schicksalsschwerer Zeit und die gnädige Bewahrung der Heimat während des Zweiten Weltkrieges am 18. September 1945 das Friedenskreuz, ein Mahnmal für den Frieden. 
 
 
 
(Original-Ausgabe aus dem Jahr 1955)
 

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