"Ja, früher war alles besser - von wegen" - mit welchen Schwierigkeiten die Menschen in unserer Region früher zurecht kommen mussten, erfährt man am besten aus Berichten und Erzählungen von Zeitzeugen. Da solche Erfahrungsberichte auch heute noch interessant und wichtig sind, weil sie vielleicht unseren Blick auf die Dinge und Probleme des heutigen Alltags geraderücken, haben wir auf WiF schon einige Interviews mit älteren Mitbürgern geführt, die vor allem auch von ihren Kriegserlebnissen berichtet haben. Hier einmal eine Bericht von Michael Hecker über die Erinnerungenen seines Vaters Heinz Hecker, dem letzten Lehrer von Ahrhütte, der wie seine Kollegen in den umliegenden Ortschaften, nach dem zweiten Weltkrieg vor ganz besonderen Herausforderungen stand. Sehr interessant!

Mein Vater Heinz Hecker, der Dorfschullehrer!


(Heinz Hecker, Lehrer, Ahrhütte 1947)

Neulich wurde in einem Regionalprogramm eine Sendung zum Thema „Land- oder Stadtleben“ übertragen und man diskutierte über den Vor- bzw. Nachteil auf dem Lande zu wohnen.

Dabei fiel auch die These, dass seinerzeit auf dem „Dorfe“ das soziale Leben durch die Präsenz des Dorfpfarrers und des Dorflehrers geprägt und gelebt wurde. Diese zwei Autoritäten waren gleichsam Seelsorger und Schiedsrichter in allen Lebenslagen und Förderer der gemeinschaftlichen Interessen, wie Theaterverein, Chor und Initiatoren sonstiger dörflicher Veranstaltungen. 

Mein Vater war hier ein Paradebeispiel. Er nahm 1947 mehr oder weniger freiwillig seinen Dienst in Ahrhütte/ Blankenheim 1947 auf. Als ein Zeitzeuge, der in einer Lehrerwohnung im Gebäude der Schule (1949 geboren) groß geworden ist, dazu das vermeintliche Glück hatte, 8 Jahre bei seinem eigenen Vater in diese „Zwergschule“ gehen zu dürfen, möchte ich hier  aus seinen „Erinnerungen“ berichten. Mir fiel nämlich ein Manuskript einer Ansprache von ihm in die Hände, die er anlässlich eines Heimattreffens am 16. Juni 2001 als Gastredner zum Besten gab. Zwei Jahre später, am 10. Mai 2003 verstarb mein Vater im Alter von 83 Jahren in seiner „zweiten Heimat“ in Kall/ Keldenich.

Erinnerungen des letzten Lehrers von Ahrhütte

(Ansprache anlässlich des Heimatreffens in Ahrhütte am 16. Juni 2001)

Es ist der Sinn eines Heimattreffens, dass man sich vergangener Zeiten erinnert und längst dahingegangene Mitbürger, Nachbarn und Freunde, für kurze Zeit ins Leben zurückruft. Wir Älteren und Alten werden dabei vielleicht ein wenig wehmütig denken: Wohin sind die Zeiten und Menschen verschwunden?!“ Und die Jüngeren sagen vielleicht erstaunt und seltsam berührt: Ach, sooo war das damals, als unsere Eltern (oder gar Großeltern) noch Kinder waren! – Ja, wie war das damals? Zum Beispiel hier, 1947 in Ahrhütte?

(Blick ins Dorf Ahrhütte 1950)

Der Krieg war eben 2 Jahre vorbei, da tauchte im kleinen Dorf – 215 Einwohner, 237 Kühe, ja die Rindviecher waren in der Überzahl! da tauchte also Ende Juni ein knapp 28jähriger, ziemlich verhungert aussehender langer Mensch auf, Absolvent der Pädagogischen Akademie Essen, der von der Regierung in Aachen den Auftrag erhalten hatte, den altgedienten Lehrer Johann Marien, abzulösen. Sein Name: Heinz Hecker.

Ich war mit dem Fahrrad gekommen – von Scheven, denn, weil der Tunnel vor Kall noch vom Krieg her zerstört war, endeten hier die Züge, und man musste sehen, wie man weiterkam. Meist geschah das auf Milchkarren auf holzbetriebenen wackeligen Lastwagen, die alle Orte anfuhren oder falls man noch aus Vorkriegstagen einen Drahtesel besaß eben mit demselben.

Herr Marien erbot sich, mir einen Einblick in die Arbeitstechnik einer einklassigen Schule zu geben. Ich hatte bisher nicht die kleinste Ahnung davon gehabt, dass so ein Gebilde, wie die später abfällig eingeordnete Zwergschule, überhaupt existierte. Ich kam aus der Großstadt Essen, und da gab es solche Systeme überhaupt nicht. Vier- oder fünfklassige Schulen vielleicht am Stadtrand, aber einklassig, nie gesehen, nie gehört! Auf die Frage, was das eigentlich für ein Schultyp sei, gab man mir folgende Definition: Eine einklassige Schule ist eine Schule, in der die Schüler aller acht Jahrgänge – damals gab es noch acht Volkschuljahre! – zur gleichen Zeit, im gleichen Raum vom gleichen Lehrer unterrichtet werden. Aha ! – Ich wusste jetzt, was man unter einer einklassigen Schule verstand, aber wie sie funktionieren sollte und konnte, blieb mir schleierhaft. 

Da saßen also alle schulpflichtigen Kinder des Dorfes von sechs- bis vierzehn Jahren. Alle wollten ihrer Klassenzugehörigkeit nach beschäftigt werden, alle sollten und wollten lernen – und nach Möglichkeit dem Stand ihrer Altersgenossen aus der Stadt in nichts nachstehen! – Das verlangte von dem armen, jungen und unerfahrenen Lehrer äußerste Konzentration den ganzen Schultag über und generalstabsmäßige Planung.

Herr Marien gab mir eine Vorstellung im Rechnen. 7 – 8 Abteilungen waren da zugange. Das war für mich ein undurchsichtiges Gewirr von direkter Arbeit, von Vorbereitungs- und Übergangsarbeiten, die zu einer Unruhe führte, die meines Erachtens jeden Lernerfolg im Keim tötete! Mein Entschluss stand fest: Nur weg von hier, zurück nach Essen, wo bei dem dortigen Lehrermangel ich keine Sorge zu haben brauchte, brotlos zu bleiben! – Aber, ich hatte einen Aufschub! Ich sollte vom 01. Juli meinen Dienst antreten und – oh Wunder, - am 01. Juli gab es Sommerferien. Ich begann meinen Dienst also gleich mit vier Wochen Sommerurlaub, mithin also Bedenkzeit! 

(Schulgebäude mit Lehrerwohnung) 

Nachdem die Jungen und Mädchen, ich glaube es waren 32, im Schnitt also 4 pro Klasse, mich neugierig, aber auch schon ein wenig freundlich einladend angeschaut hatten, eilten sie davon in die Ferien. Auch ich verabschiedete mich von meinem Vorgänger, der nach 40 Jahren Dienst in den Ruhestand trat – fest und wild entschlossen, dass die Schule Ahrhütte mich nicht wiedersehen würde!

Beim Herausgehen fiel mir der in Stein gemeißelte Spruch an der Mauerwand ins Auge: „Kommet freudig und seid in Artigkeit fröhlich!“ Ein Wort des bedeutenden Schweizer Pädagogen Pestalozzi. Der Spruch ging mir nicht aus dem Sinn, und ich murmelte ihn dauernd vor mich hin, während ich kräftig in die Pedale trat, um die ansteigende, von großen Löchern durchsetzte Straße in Richtung Blankenheim zu bewältigen. Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass mir mein Schulrat, der sehr spartanisch im Büro der evangelischen Pfarre zu Roggendorf residierte, mir gesagt hatte: „Also, wenn Sie nach Ahrhütte kommen, erschrecken Sie nicht, denn dort finden Sie nichts; kein Rechenbuch, kein Lesebuch, keine Karte, kein Schaubild, also absolut nichts! Das waren ja herrliche Aussichten.

Alle Bücher waren wegen ihrer nazistischen Lehrgutes eingezogen worden- und neue Lernbücher waren nur ganz wenige auf dem Markt, und bis Ahrhütte noch nicht vorgedrungen. Halt! Es gab ein paar kleine Bibeln für das 3. und 4. Schuljahr, die als Religions- und Lesebuch dienten. Für mich war klar: Rückzug auf der ganzen Linie, nur weg von Ahrhütte und seiner Super-Mini-Schule!  Um es kurz zu machen, in den vier Wochen Ferien wurde ich vom Saulus zum Paulus, ich besann mich eines Besseren, nutzte die Verbindungen, die mein Vater zu Essener Buchhandlungen und Verlagen hatte und kehrte Ende Juli mit einem schweren Koffer voller Bücher zurück.

Da war ich nun, aber wo sollte ich wohnen? Die mir zustehende und zugesagte Lehrerwohnung, 6 Zimmer, war von drei Parteien besetzt, in der Schule wäre für mich als Schlafstätte nur einer von den harten Schultischen in Frage gekommen. Das war mir dann doch zu spartanisch und schien mir eines Schulmeisters auch nicht angemessen zu sein. Also bezog ich ein Zimmer im Gasthof zur Linde – bei Zock! – Ein Bett, ein Nachtkommödchen, ein kleiner Kleiderschrank, ausreichend für meine damalige Nachkriegsgaderobe, ein Stuhl, kein Tisch, dafür eine versenkbare Nähmaschine, auf deren Platte später für ein paar Monate meine Ausarbeiten entstanden.

Zum Essen ging ich bergan in das damalige Caritas- Kinderheim, das von Nonnen betreut und von dem geistlichen Rektor Ehses geleitet wurde, der in der St. Antoniuskapelle auch die heiligen Messen las. Die Nonnen nahmen sich liebevoll des hungrigen Dorfschulmeisterleins an. Da sie für die ihrer Obhut anvertrauten Kinder aus dem Aachener Raum, die in sechs Wochen aufgepäppelt wurden, ausreichend Verpflegung erhielten, fiel auch für mich einiges ab, so dass ich allmählich wieder etwas Fleisch auf meine Rippen bekam

Nachdem ich mich ein wenig mit der Arbeitsweise vertraut gemacht hatte, wobei ich minutiös Einsatzpläne erarbeitete und sozusagen mit der Stoppuhr in der Hand den einzelnen Klassen und Abteilungen ihr Zeit zumaß, ging mir auf, dass ich es schaffen könnte. So betrieb ich mit allen Mitteln die Räumung und Renovierung der Schulwohnung. Das war hart, und die teilweise hart durchgeführte Räumung war unschön anzusehen, aber nur unter solchen Umständen war ich bereit, meine schwere Arbeit, die mich psychisch und physisch an die Grenzen meiner Möglichkeiten brachten zu tun.

Ende September war es soweit, und wir konnten mit den paar Möbeln, die wir damals hatten, von Essen mit einem Lastwagenbesitzer aus Ripsdorf nach Ahrhütte umzuziehen. Der Umzug ging über vom Krieg ramponierten Straßen in langsamer Fahrt vorzutasten. Und vor dem Eicherscheider Berg und vor Tondorf mussten wir jeweils Holz nachlegen und warten, bis der Vergaserprozess eingesetzt hatte, bevor wir uns in die Eifelhöhen trauten! Aber schnaufend erreichten wir mit letzter Kraftanstrengung unseren Schulort. Wir hatten nun als Familie ein Dach über dem Kopf, und ich konnte richtig loslegen.

(Die 7. und 8.  Klasse wird unterrichtet)

Aber das war besser gesagt als getan! Ich war nach dem Abitur mit 19 Jahren in den Arbeitsdienst und anschließend sofort für fast 6 Jahre zur Wehrmacht eingezogen worden. Nach dem verlorenen Krieg arbeitete ich von September 45 bis Januar 46 auf dem Bau, um die zum Leben notwendigen Bezugskarten zu erhalten, dann Studium bis zum April 47. In der Hochschule gab es Theorie, aber kaum Praxis. Man setzte einfach voraus, dass wir doch den Stoff, den ein Volksschüler beherrschen muss, ganz selbstverständlich nicht nur beherrschen, sondern auch vermitteln konnten. Und das war das Wissen von – ich glaube 14 Fächern. Rechnen und Raumlehre, Lesen und Schreiben, Heimat- und Erdkunde, Geschichte und Naturkunde, Naturlehre, Religion und Singen, Zeichnen und Sport.

Heute würde ein Student der Pädagogik, der zwei Fächer studiert, das als unmögliche Zumutung ansehen und -falls gefordert- in Streik treten! Ich muss ehrlich gestehen, dass ich Schwierigkeiten hatte: im Rechnen mit Zins- und Zinseszins oder Bruchrechnen, in der Raumlehre mit der Berechnung von Inhalt und Umfang einer abgestumpften Pyramide, und vor allem auch in der Naturkunde. Als Großstädter konnte ich zur Not Gerste von Weizen unterscheiden. Aber die Namen der vielen Blumen und Sträucher, die wir ja auch noch sammeln und trocknen mussten und die dann Herr Leo aus Blankenheim abholte und zu irgendwelchen Homöopathen brachte, waren für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Da fand ich Hilfe bei meinem Nachbarkollegen, Karl Klerx in Freilingen, der jedes Kräutchen kannte und mich in den Kartoffelferien in die Geheimnisse der „Apotheke des lieben Gottes“ einführte.

Ich fand Unterstützung bei meinen Nachbarkollegen, die wie ich in einklassigen oder wenig gegliederten Schulen unterrichteten, aber schon länger in einer Dorfschule arbeiteten. Ich erinnere mich an Hermann Hahn aus Uedelhoven, sein Sohn Richard lebt als Priester heute noch dort, an Josef Seul aus Dollendorf, Leo Schürkens in Reetz, Josef Platt in Ripsdorf usw. usf.

Der Schulrat hatte mir gestattet, einmal im Monat eine Nachbarschule zu besuchen, um zu beobachten und mein Wissen zu überprüfen und zu vervollständigen: Nachdem ich einmal „Blut geleckt“ hatte, war es mein Bestreben, so zu arbeiten, um die Ziele zu erreichen, die von deinem Lehrer in der Stadt gefordert werden. Sollte das gelingen, dann durfte es keinen Schlendrian geben.: bei mir nicht und nicht bei den Schülern, dann war höchster physischer und psychischer Einsatz erforderlich. Ich verlangte viel von mir, aber auch von den Kindern. Einmal sagte ein Junge, Erhard Klatt, zu mir: „Herr Lehrer, ich meine, Sie geben uns zu viele Hausaufgaben auf!“ Als ich erwiderte: „Ich meine es doch nur gut mit euch!“ kam prompt die Antwort: „Sie meinen es aber zu gut mit uns!“ Wir haben uns dann irgendwie geeinigt. 

Als ich mein II. Staatsexamen bestand, war ich stolz auf die Note „mit Auszeichnung bestanden!“ Das war nicht nur meinem Fleiß und Einsatz zu danken, sondern auch der Mitarbeit meiner Schüler, „die freudig zur Schule kamen und in Artigkeit fröhlich waren“- so wie es der Spruch am Schulhaus verlangte. 

Und nun lassen Sie mich einige Schulanekdoten zum Besten geben:

 

Rolf findet etwas 

Ja, da hocken die Neulinge. Sieben sind es. Vorläufig schauen sie mich noch ein wenig misstrauisch an. Ab und zu fliegt ein scheuer Blick zu dem langen weißen Stock hinüber, der aus der Ecke droht. Sie wissen noch nicht, dass er nur ein ganz harmloser Zeigestock ist.

Überm Erzählen bricht bald der Bann. Nach einer Woche haben wir schon ein paar Buchstaben verdaut. Am Wochenende Prüfung, was hängen geblieben ist.

Ich habe vorsorglich die ersten Buchstaben auf Kärtchen gemalt. Wir haben miteinander gekartet, geraten, geschrieben. Alles hat über Erwarten gut geklappt. Nun soll der Höhepunkt kommen. Säuberlich aufgereiht stehen am Tafelrand die Kärtchen nebeneinander.

Meine Frage: „Wer sieht was?“ folgt ein Sturm der Begeisterung.

„Na, Rolf?“

„Ich seh dat „a“!“

„Dann komm und gib es mir!“

 

Während der kleine Kerl über Stühle und Bänke turnt, habe ich das bewusste Täfelchen verschwinden lassen und ein anderes aufgebaut.

Siegesgewiss steuert Rolf auf die Tafel zu. Schon streckt sich seine Hand aus – da werden seine Augen starr! Voller Entsetzen schaut er die Kärtchen, die Tafel und mich an.

Ich stelle mich dumm.

Endlich flammt das erloschene Feuer in seinen Augen wieder. Listig ziehen sich Mund und Stirn zusammen.

Und dann erhalte ich die gerechte Strafe:

„Du doofen Heini has et weggedonn!“

Es ist nicht angenehm, wenn man von einem Schüler mit dem Vornamen angeredet wird!

 

Was ist ein Gegenstand? 

Bekanntlich ist der Sprachschatz unserer lieben Kleinen recht arm und verworren.

Es sollte unser Bestreben sein, hier bereichernd und klärend zu wirken. Wie die Kinder der unteren Jahrgänge noch alles sehr genau nehmen, wie wenig fähig sie sind zu verallgemeinern, zeigt folgendes Beispiel:

Im Lesestück taucht der Satz auf,  ... es war ein großer Gegenstand“. Ich frage, was man unter einem Gegenstand zu verstehen hat.

Mein Erwarten, die verschiedensten Gegenstände von allen Seiten an den Kopf zu bekommen, bleibt vorerst unerfüllt.-

Endlich ein zeigender Finger.

„Wenn im Garten ein Apfelbaum steht und....er steht schief, und....und wir wir stellen en Latz dagegen, dann is dat ein Gegenstand.“

Nun sage mir einer, ob es eine treffendere Definition hätte geben können.

 

Jesu Abschied

Endlich ist das Geheimnis um das letzte Wort Christi auf Erden gelöst.

Durch Franz-Josef aus dem zweiten Schuljahr!

Wir stehen vor dem Fest Christi Himmelfahrt. Es geht darum, den Kindern die Bedeutung des Festes näherzubringen, vor allem das dereinstige Wiedersehen gebührend herauszustellen.

„Was glaubt ihr wohl, was Jesus gesagt hat, als er von seinen Freunden fortging in den Himmel?“

Ich erwarte: Er gab ihnen Mahnungen, brav und fromm zu sein, damit sie nach dem Tode wieder vereint würden.

Lange Stille. Angestrengt arbeitet es in den zwanzig Köpfen.

Dann aber schießt plötzlich Franz Josef´s Finger ungestüm empor. Den Arm renkt er sich bald aus und zischt dabei, aus Angst, es könnte ihm einer zuvorkommenUnd dann lüftet er das Geheimnis mit dem einen Wort: „Er rief: Ad-Tschüss!“.

 

 

Da sagen die Eltern oft zu mir: „Nein, wie halten Sie es mit dem wilden Volk nur aus – in ihrer einklassigen Schule?“

Ach sie wissen nicht, wie viel stille Reserven uns alltäglich zufließen.

Man könnte ein Buch schreiben über die Stilblüten und unsere Arbeit, die jeden Monat von einem Schulausflug unterbrochen wurde. Wir wanderten von Neuhof durch den Wald zum Aremberg oder besuchten Nonnenbach, Cafe´Maus, oder besichtigten auf dem Hoffelder Kopf dem Abbau der Basaltblöcke.

(Basaltwerk bei Ahrdorf- Hoffeld) 

Manchmal ging es mit einem großen Kochtopf auch nur ins Lamperztal, wo wir dann über Holzfeuer Erbsensuppe kochten. Mit den großen Jungen machte ich Fahrradtour nach Trier und eine nach Maria Laach, jedes Jahr, zusammen mit der noch kleineren Schule Ahrdorf einen Busausflug zum Drachenfels, an die Maare, zum Zoo nach Köln, usw.

(Ausflug zu den  Dauner Maaren)

Aus dem potentiellen Journalisten war mit der Zeit ein echter Dorfschulmeister geworden. Wie Landschulpädagogen es verlangten, beschränkt sich die Arbeit des Dorfschulmeisters nicht auf die Schule allein. Er sollte, evtl. mit Hilfe seiner Schüler auch die Dorfkultur befruchten. In den Jahren, in denen ich in Ahrhütte weilte, eröffnete und leitete ich die Borromäusbibliothek, gründete und leitete eine Ortsgruppe des Eifelvereins, 

(Ortsgruppe Eifelverein– Ahrhütte auf Wanderschaft; Heinz Hecker 1vl)

und, nachdem ich in den Ferien drei Jahre auf deutschen Friedhöfen in Frankreich gearbeitet hatte, auch eine Ortsgruppe der Kriegsgräberfürsorge. Mit meinen Schülern gestaltete ich Dorf- und Adventsfeiern, wobei wir dreistimmige Lieder sangen. Über 20 Jahre leitete ich den aus einem Jugendchor erwachsenen Kirchenchor. Mit Maria und Matthias Steffen, dazu Alfons Mungen führten wird im Saal Neu das Apostelspiel von Max Mell auf. Der Erfolg führte zur Gründung einer Laienspielgruppe. Im Saale Sons begeisterten wir mit Stücken wie „Der Untergang der Titanic“, Lumpus Vagabundus“ und Flammen über Mexiko unser Publikum. Wir gingen sogar auf Tournee – nach Uedelhoven. 

(Theatergruppe Ahrhütte)

Die Karnevalstage waren großartig. In den Sitzungen präsidierte „Klein Geisen- Peter Bonzelet. Ich stieg auch in die Bütt – als Journalist, der über die Dorfereignisse lästerte, was mir zwar viel Beifall, manchmal aber auch –vorübergehend- saure Blicke einbrachte. Eine eigene Kapelle hatten wir auch. Hans Ritterrath am Klavier, Josef Krahe, Akkordeon, Matthias Klinkhammer und ich als Geiger. Wir spielten am Rosenmontag und ich sehe noch wie der alte Lükeler, der Schmecklecker, eifrig hinter einer Möhne her war, in die sich Edi Zalfen verkleidet hatte. Ausklang war das Heringsessen auf dem Neuhof! – 

(Karneval in Ahrhütte)

Ja, und dann kam das Ende!

1968 entließ ich zum letzten Mal die Schüler, bevor das Schulgebäude endgültig geschlossen wurde.

Die Schließung der kleinen Schule als Folge der Schulreform, die die alte Volksschule in Grund- und Hauptschule aufspaltete, nahm den Dörfern nicht nur ihre Schule, sondern zerstörte auch weithin, das, was man an Dorfkultur und Dorfgemeinschaft aufgebaut worden war.

Denn, wo sind alle die mühsam geschaffenen Einrichtungen geblieben? Es gibt keinen Kirchenchor mehr, keine Bücherei, keine Ortsgruppen des Eifelvereins und der KGF. Die Laienspielgruppe verschwand buchstäblich von der Bühne. Es wurde spürbar kälter und ärmer in den Dörfern, auch wenn der Wohlstand wuchs und das Fernsehen Einzug hielt! Die Lehrer wurden an Zentralorte versetzt und verließen die Dörfer. Mir wurde die Stelle des Rektors an der neuen Hauptschule in Blankenheim angetragen, und auch unsere Familie verließ 1972, nach 25 Jahren, den mir liebgewordenen Ort.

Die kleine Schule war vordringlich auch eine Erziehungsschule. Der Lehrer kannte alle seine Kinder von klein an und begleitete sie bis hin zu ihrer Entlassung, wobei ein enger Kontakt zu den Eltern bestand. In der neuen Schule war alles anders und nicht alles besser, eher im Gegenteil, wenn ich an Ordnung, Disziplin, Hilfsbereitschaft, Fleiß usw. denke. – Genug davon! –

Nur wenig konnte ich in Kürze vorragen. Wollte ich alles erwähnen: Orte, Namen, Geschehnisse, Begegnungen, das gäbe ein dickes Buch.

Anfangs sagte ich: „Wir Älteren denken mit ein wenig Wehmut an die vergangene Zeit zurück!“ Wir waren damals alle ein wenig ärmer, aber auch –so glaube ich- ein wenig glücklicher und zufriedener. Wir setzten große Mühen und viel Zeit ein, um unseren Mitbürgern Freude und Abwechslung zu bringen und die Dorfgemeinschaft fest aneinander zu binden. 

Vorbei! – Es bleiben die Erinnerungen – und die sind schön!

 

Dem kann ich mich voll anschließen. Ich hoffe, Sie hatten Gefallen an dem „Beitrag“ – und vor allem konnte ich vielleicht auch bei Ihnen die Erinnerungen etwas aufleben lassen.

Michael Hecker, Hellenthal

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