Geplantes Projekt findet im Ausschuss für Gemeindeentwicklung viel Zuspruch
Normalerweise sind die Zuschauerreihen bei Ausschusssitzungen der Gemeinde Blankenheim eher dünn bis gar nicht besetzt. Es sei denn, es stehen interessante oder brisante Themen auf der Tagesordnung, die dann doch den ein oder anderen Bürger in den Ratssaal locken. So war es auch am Donnerstag, 21.November, als neben anderen, viel diskutierten Themen wie Entwicklung des Bahnhofs Blankenheim und Geruchsreduzierung beim Betrieb der Biogasanlage in Blankenheim auch die Zukunft der Alten Schule in Freilingen im Fokus der Ausschussmitglieder stand.
Erfreulicherweise hatten sich auch einige Freilinger um 18.00 Uhr in Blankenheim eingefunden, um sich im Laufe des Abends unter dem Tagesordnungspunkt 3 den Konzeptentwurf für das historische Gebäude im Ortskern von Freilingen aus erster Hand präsentieren zu lassen. Frau Martina Maaßen, Mitglied des Landtages und wohnhaft in Viersen, hatte sich eigens in die schon winterliche Eifel aufgemacht, um ihre Vorstellungen von der Sanierung und Nutzung der Alten Schule vorzustellen und ihre weitere Vorgehensweise darzulegen.
Und was Ausschuss wie Zuhörer im Rahmen einer Power Point Präsentation zu sehen und zu hören bekamen, das ließ schon große Hoffnung aufkommen, dass die Zukunft des seit 2007 leerstehenden Gebäudes aus dem Jahr 1880 (s. auch Bericht) gesichert sein und der leise Verfall der sanierungsbedürftigen Bausubstanz aufgehalten werden könnte.
Für alle, die sich nicht vor Ort über die Pläne von Frau Maaßen informieren konnten, soll im Folgenden der Konzeptentwurf kurz dargestellt werden.
Unternehmenskonzept
Im Rahmen des Projektes „Alte Dorfschule Freilingen“ soll die ehemalige Grundschule in Freilingen energetisch saniert und zu einem Café mit Ferienappartements und Zimmer für Wanderer umgebaut werden.
Ziel ist es, eine dörfliche-prägende Infrastruktur zu erhalten und dies in Verknüpfung mit einem noch zu gründenden Integrationsunterunternehmen als Betreiber des Cafés und Vermieter der Appartements und Zimmer.
Integrationsunternehmen sind rechtlich selbständige Unternehmen, die unter der Mitarbeiterschaft zwischen 25% bis 50 % Menschen mit Behinderungen dauerhaft in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Sie werden vom Land NRW, den beiden Landschaftsverbänden, der Stiftung Wohlfahrtspflege und der Aktion Mensch gefördert.
Integrationsunternehmen geben Menschen mit Handicap, deren Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt auf besondere Schwierigkeiten stößt, eine Chance. Hierzu zählen vor allem Menschen mit geistigen oder seelischen Behinderungen oder mit schweren Körper-, Sinnes oder Mehrfachbehinderungen sowie Abgängerinnen und Abgänger von Werkstätten für behinderte Menschen und Schulabgängerinnen und Schulabgänger aus Förderschulen. Neben der beruflichen Qualifikation erfolgt eine sozialpädagogische Begleitung.
Im Rahmen des Projektes „Dorfschule Freilingen“ werden zunächst 3-5 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung und zusätzlich Arbeitsmöglichkeiten für langzeitarbeitslose Menschen geschaffen.
Durch den Kontaktaufbau / Kontaktpflege zur dörflichen Vereinsstruktur/Arbeitskreise und der Verknüpfung mit den Aktivitäten im Bürgerhaus ist angestrebt zu einem attraktiven Wohnen und Leben in Freilingen beizutragen.
Die gute Lage der Dorfschule in Nähe des Naherholungsgebietes Freilinger See sowie die Anbindung u.a. an ausgewiesene Wanderrouten des Eifelvereines und des Ahrsteiges bieten gute Möglichkeiten, neben der Dorfgemeinschaft auch Tagestouristen und Wanderer als Kunden zu binden.
Durch die energetische Sanierung unter Einsatz von umweltverträglichen Konzepten hinsichtlich Energie, Heizung und Dämmung , der Entstehung eines weiteren Treffpunktes im Dorfzentrum in Verknüpfung mit der Einrichtung eines Integrationsunternehmen kann das Projekt „Dorfschule Freilingen“ zu einem „Leuchtturm“ für die Region werden.
Umbau
Im Rahmen der energetischen Sanierung soll die Außenfassade incl. der Fenster erhalten bleiben. Im Weiteren soll der Umbau nach ökologischen Standards geschehen(z.B. Dämmung, Pellet-Heizung oder BHKW, Photovoltaik, Lehmputz).
Im Erdgeschoss soll ein Café mit der Möglichkeit der Außengastronomie entstehen. Je nach Bedarfslage und Annahme des Angebotes der Bürgerinnen und Bürger von Freilingen kann hier zusätzlich ein Kiosk mit einem eingeschränkten Angebot von Waren des täglichen Bedarfs sowie ein Servicebüro eingerichtet werden.
Das Café und die Nebenräume im Erdgeschoss werden vollständig barrierefrei und rollstuhlgerecht gestaltet.
In der 1. Etage sollen Zimmer für Wanderer entstehen.
In der 2. Etage evtl. ein Ferienappartement oder weitere Wandererzimmer.
Treffpunkt „Dorfschule“ (Land-Café, evtl. Land-Laden, evtl. Land-Service)
1. Land-Café
Ø Café mit Außengastronomie
Ø Öffnungszeiten tagsüber, bei Bedarf bis in den Abend hinein
Ø Ländlich geprägte Speise- und Getränkekarte
(Produkte aus der Region / Bioprodukte)
Ø Frühstücksangebot zunächst für die Gäste der Zimmer,
nach Bedarf Angebot ausbaubar für die Café-Gäste
Ø Möglichkeit der Anmietung für unterschiedliche Bedarfe
(z.B. Versammlungen / Familienfeiern)
Ø evtl. bei Bedarf: Angebot von Lesungen / kleinen Konzerten/Programm-Kino
2. evtl. Land-Laden
Ø Eingeschränktes Angebot von regionalen und biologischen Lebensmitteln des täglichen Bedarfs (Brot /Brötchen/Käse/Wurst/Milchprodukte/Eier/Konserven/Mehl)
Ø Produktangebot - wenn möglich – in Kooperation mit regionalen Produzenten (z.B. Bäckern / Bauern)
Ø Öffnungszeiten täglich (wenn möglich auch Sonntagvormittag)
evtl. Land-Service
Ø Angebot von Serviceleistungen im Kommunikationsbereich:
Bereitstellung von Internet / Drucker / Fax und Hilfe bei deren Nutzung
Ø Angebot von Büro- und Schreibmaterialien / Briefmarken
Ø evtl. Angebot von Zeitschriften / Zeitungen
Ø evtl. Paketannahmestelle
Ø evtl. Serviceleistung für die Kommune (Möglichkeiten der Antragsannahme z.B. im Meldewesen)
Projektbeginn
Mit den Umbau- und Sanierungsmaßnahmen soll unmittelbar nach Ratsbeschluss und Unterzeichnung des Vertrages hinsichtlich des Gebäudes und Grundstückes begonnen werden (voraussichtlich im Frühjahr 2014). Die Eröffnung des Cafés ist spätestens im Frühjahr 2015 angestrebt.
Frau Maaßen stellte im Rahmen ihres Vortrages klar, dass sie das Gebäude privat erwerben werde und dann dem neu gegründeten Verein "Brückenbau e.V." zur Umsetzung des Projektes zur Verfügung stellen würde. Alle in Aussicht genommenen Fördermittel würden über diesen gemeinnützigen Verein, dessen Vorsitzende sie sei, beantragt, über den auch die gesamte Abwicklung und Umsetzung des Projektes laufen würde. Zur Zeit warte man noch auf die Ergebnisse verschiedener Gutachten und Anfragen, die im Vorfeld zu klären seinen (Brandschutzaspekte, Wirtschaftlichkeitsberechnungen).
So ist z.B. auch im Hinblick auf den jahrlangen Leerstand des Gebäudes im Rahmen eines Artenschutzgutachtens noch zu klären, ob sich nicht eventuell Fledermäuse im Dachgeschoss der Alten Schule eingemietet haben, auf die in besonderer Weise Rücksicht genommen werden müsste.
Insgesamt zeigte sich Frau Maaßen ausgesprochen optimistisch, was die ausstehenden Ergebnisse angeht. In jedem Fall braucht sie sich schon einmal keine Gedanken darüber zu machen, ob sie in Blankenheim genug Unterstützung für ihr Vorhaben findet. Denn der Ausschuss und vor allem auch der Bürgermeister zeigten sich ausgesprochen angetan von dem Projekt, das er sogar als Leuchtturmprojekt für die gesamte Gemeinde bezeichnete, das nicht nur die Infrastruktur in Freilingen verbessere, sondern einen Mehrwert für die gesamte Gemeinde Blankeheim bringe.
Und dass das Projekt bei Frau Maaßen in guten, qualifizierten Händen ist, daran konnte nach ihrem überzeugenden Vortrag auch niemand ernsthaft zweifeln. Insbesondere, da mit der Landtagsabgeordneten jemand am Werke ist, der hinreichende Erfahrung mit Sozialprojekten hat. Nach ihrem Studium der Fächer Sozialpädagogik und Sozialmanagement an der Hochschule Niederrhein und ihrem Abschluss als Dipl.-Sozialpädagogin und Dipl.- Sozialwirtin hat sie nämlich in der Vergangenheit, wie sie so schön sagte in ihrem Leben vor ihrer Tätigkeit als Landtagsabgeordnete, von 2001 bis 2010 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Arbeitsmarkt und Qualitätsmanagement an der Hochschule Niederrhein gearbeitet.
Na ja, ein Haken hat die Geschichte dann vielleicht doch. Denn die engagierte Abgeordnete ist begeisterte Anhängerin von Borussia Mönchengladbach, was im überwiegend FC Köln oder zumindest Fortuna Düsseldorf orientierten Freilingen wahrscheinlich nicht unbedingt auf Begeisterung stoßen wird. Da aber davon auszugehen ist, dass in dem geplanten Café keine Fanartikelecke entstehen soll, kann man darüber eigentlich wohlwollend hinwegsehen.
Jetzt heißt es erst einmal abwarten. In jedem Fall ist geplant, eine gesonderte Informationsveranstaltung in Freilingen für die Freilinger Bevölkerung durchzuführen, sobald die ausstehenden Ergebnisse vorliegen und das Projekt dann in die konkrete Umsetzungsphase gehen kann. Dort kann dann jeder eventuelle Bedenken oder Fragen äußern, der noch nicht gänzlich vom Konzept überzeugt oder begeistert ist.
