"Hast du einen Garten, dann hast du alles, was du brauchst" - das denken viele Besitzer eines solchen Rückzugsortes, wenn sie ihren privaten Grünbereich betrachten und genießen, vor allem in diesem Jahr.  Aber wie genau sehen die Erholungsorte hinter den Hausfassaden aus? Das möchten wir in unserer kleinen Gartenserie erkunden, mit der wir einige Privatgärten in Freilingen vorstellen, die zum Teil "im Verborgenen" liegen, es aber in jedem Fall wert sind, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden. Der 5. und vorletzte Teil führt uns in den großen Nutzgarten der Familie Giefer. Wieder sehr lehrreich und interessant!

 

Während der Garten heute überwiegend Raum für Erholung und „Kunstflächen“ bietet, war der typische Bauerngarten in der Eifel, wie er fast an jedem Haus zu finden war, hauptsächlich ein Nutzgarten. Neben der Feldwirtschaft, der Viehzucht und der Waldnutzung diente der Gartenbau als vierter Pfeiler der bäuerlich-ländlichen Selbstversorgung. 

Auffällig für die Gärten waren der große Artenreichtum und die vielfältigen Funktionen der Pflanzen als Lebensmittel, Zierpflanze, Färbemittel, Duftpflanze oder auch als magisches Gewächs. Der größte Bereich wurde meist für den Gemüseanbau genutzt, wobei allerdings die Kartoffeln und Kohl eher auf dem freien Feld angebaut wurden. Neben der Funktion als Nahrungsmittel dienten manche Pflanzen auch als Heilmittel, so dass an der schützenden Hauswand oft ein Heilkräuterbeet mit Kräutern wie Eibisch, Frauenkraut oder Fingerhut angelegt war. Außerdem gab es ein Beet für Küchenkräuter, wie z.B. Minze, Liebstöckel und Salbei.

Umgeben waren die Gärten oftmals von Ziersträuchern, während die Beete von verschiedenen Zierpflanzen geschmückt wurden. Für die Begrenzung und begehbaren Flächen der Gärten wurden regionale Materialien verwendet. So wurden Zäune, Wege, Beetumrandungen und die Tore aus Holz, Steinen und Platten aus der Natur gefertigt. Für Beeteinfassungen wurden gelegentlich Dachziegel oder eine einfache Buchsbaumhecke verwendet. Kleinere Pfade im Garten wurden mit Kies oder zermahlener Gerberlohe (Eichenrinde) bedeckt.

Aufgrund des steigenden Umweltbewusstseins und des steigenden Wunsches zu wissen, woher Produkte kommen, besinnt man sich heutzutage wieder verstärkt auf alt bewährten Techniken und Methoden im Gartenbau, vor allem bei der Düngung und Schädlingsbekämpfung. Eigenversorgung und das Bedürfnis nach Natürlichkeit und ländlicher Idylle lässt den Typus Bauerngarten wieder aufleben.

Diesen heutigen Trend hat die Familie Giefer wohl offensichtlich schon vor über 30 Jahren für sich entdeckt. Denn ihr Garten stellt genau einen solchen klassischen, aus vergangenen Tagen in der Eifel bekannten Nutzgarten dar. Der Besuch bei den beiden stellt daher fast eine kleine Lehrstunde im Gemüseanbau und ökologischen Gärtnern dar...

 

5. Der "Selbstversorgergarten" - der ländliche Nutzgarten von Petra und Reiner Giefer

Als ich mich an diesem Morgen auf die Gartenerkundungstour begebe, ist es regnerisch und kalt. Die sog. Schafskälte hat sich pünktlich eingestellt und die Temperaturen kräftig sinken lassen. Aber alle Gartenbesitzer sind regelrecht glücklich über das kühle Nass, auf das die Natur dringend gewartet hat. Auch Petra und Reiner Giefer sind erleichert, dass es endlich geregnet hat. 

Die beiden sind eigentlich Eifeler Urgewächse (aus Freilingen bzw. Ahrhütte stammend). Dennoch hatte es sie berufsbedingt einige Zeit in die Stadt verschlagen. 1986 kauften sie ein altes Haus mit Scheune und Grünflächen mit einer Gesamtgröße von 1600 m² in Freilingen, um mit ihren Kindern doch wieder in der Eifel zu leben. Dies geschah wohl nicht zuletzt, weil man die Vorteile des ländlichen Lebens in den eigenen vier Wänden mit großem Garten allzu sehr aus der Kindheit in Erinnerung hatte. 

Als sie in das Haus nach Freilingen zogen, war der Nutzgarten vorne an der Straße zu finden, während sich hinter dem Haus der Hühnerstall, eine große Wiese und jede Menge Brennnesseln befanden. Heute haben die zwei Gartenfans vor dem Anwesen "nur" einen schmucken Vorgarten angelegt, der von einem alten, rostigen Zaun umgeben ist.

Der Nutzgarten ist dagegen hinter das Haus gezogen, so dass man um das Haus und an der Scheune vorbeigehen muss, um in den 800 m² großen Gemüsegarten zu gelangen. 

Wenn man die Wirkungsstätte von Petra und Reiner betritt, stößt man am Rande zum Nachbargrundstück zunächst auf ein frisch angelegtes Beet mit großen Holzstangen, die für die Stangenbohnen aufgestellt worden sind.

Am Fuße des errichteten Kletterhilfe ranken schon die jungen Pflanzen nach oben, die Petra in einem kleinen Gartenhäuschen vorgezogen hatte. Bis vor kurzem wurde an dieser Stelle noch jede Menge Brandholz gelagert, um das zahlreiche Hühner ihren Auslauf hatten.

Denn früher war der Garten immer gedrittelt: Hühnergehege, Nutzgarten, Wohngarten. Allerdings hatten sie regelmäßig ungebetenen und folgenschweren Besuch vom Fuchs, so dass man sich jetzt endgültig entschlossen hatte, dass Gehege zu verkleinern und den verbliebenen 14 Hühner eine vollständig umzäunte "Schutzzone" zuzuweisen.

Das hatte dann wiederum den gern gesehenen Vorteil, dass die beiden den ohnehin großen Nutzgartenbereich erweitern konnten. Denn eines wird auf den ersten Blick in diesen Garten deutlich: die beiden lieben Gemüse, in allen Varianten.

Überall sprießen und gedeihen junge Pflanzen und es lässt sich nur im Ansatz erahnen, was hier alles geerntet werden kann (und anschließend zu verwerten und einzumachen ist). Auch in dem neu errichteten Gewächshaus, das die beiden erst vor wenigen Tagen fertiggestellt haben und das jetzt mit seiner stattlichen Länge von 5 m den Platz des ehemaligen Komposthaufens einnimmt, stehen schon zahlreiche Tomaten-, Gurken- und Paprikapflanzen.

Auch eine kleine Zucchinipflanze ist zu sehen, die sich allerdings über den Kompost einen Platz in der Reihe gesichert und bestimmt demnächst vehement verteidigen wird dank ihres starken Wuchses. Aber laut Petra darf jede Pflanze dort wachsen, wo sie möchte.

Das Gartenhaus hatten sich die beiden vorher extra im Original angesehen, um sich ein Bild von der Größe und der Anbaufläche machen zu können. "Früher stand unser Gewächshaus in einer anderen Ecke des Gartens", erzählt Petra. Aber das Häuschen sei schon 30 Jahre alt und erneuerungsbedürftig gewesen, so dass man sich für ein neues, größeres Gewächshaus entschieden habe. Die zur Stelle stehenden Gießkannen lassen erahnen, was hier alles gegossen werden muss, denn gerade Tomaten (und davon haben die beiden alleine 16 Pflanzen) und Gurken haben an warmen Tagen unvorstellbar viel Durst. 

Für die kurzen Gießwege haben die zwei passionierten Gärtner direkt am neuen Tomatenzentrum zwei holzverkleidete Wassertonnen aufgestellt, die jeweils ein Fassungsvermögen von 420 l haben. 

Denn Wasser spielt in einem großen Nutzgarten, auch mit Blick auf die immer wärmer und trockener werdenden Sommer eine wichtige Rolle. "Gießen ist natürlich wichtig, Allerdings muss man die Pflanzen hinsichtlich ihres Wasserverbrauch auch richtig "erziehen", fügt die erfahrene Gärtnerin an. 

"Natürlich müssen die Jungpflanzen ausreichend gewässert werden, damit sie einen guten Start haben und kräftig anwachsen. Aber danach müssen sie dazu angeregt werden, lange Wurzeln zu bilden, damit sie auch mit weniger Wasser klarkommen. Da muss man schon gezielt und mit Augenmaß gießen. Zu viel Wasser würde den Pflanzen auf lange Sicht eher schaden", erklärt sie weiter. Das gilt auch für die jungen Möhrenpflanzen im Hochbeet.

Und Reiner ergänzt zum Thema Wasser, dass im nächsten Jahr das Dach der Scheune neu gemacht werden soll. Dann würde auch die Entwässerung der Dachfläche in den Garten neu geregelt.

Bis jetzt wird das Regenwasser jedenfalls in zahlreichen blauen Tonnen aufgefangen, die an der Scheunenwand Schlange stehen und wie in einer Kette aufgereiht bzw. miteinander verbunden sind.  

Aber nicht in jeder blauen Tonne auf dem Gelände ist auch reines Wasser drin. Beim Lüften eines Deckels strömt einem ein nicht gerade schmeichelnder Duft entgegen. "Das ist unsere Tonne für die Brennesseljauche", führt sie lachend an. "Ein wunderbarer Dünger", ergänzt Reiner. 

Mit Brennnesseljauche kann man alle Pflanzen düngen, die auf viele Nährstoffe zum Wachsen angewiesen sind, wie vor allem Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini und Kürbisse, aber auch Zierblumen, wie Rosen, Dahlien und Geranien. Lediglich Schwachzehrer wie Erbsen und Erdbeeren sollten nicht zu häufig mit der Jauche gedüngt werden. Der natürliche Dünger stärkt die Pflanzen, regt ihr Wachstum an und macht sie resistenter gegen Krankheiten. Auch kann sie als Schädlingsbekämpfungsmittel gegen Spinnmilben, Ameisen und Co. eingesetzt werden. 

Und dabei kann dieses ökologische, wenn auch leicht stinkende Multitalent ganz einfach hergestellt werden. Auf 10 l Wasser gibt man ungefähr 1 kg frische, zerkleinerte Brennnessel in ein großes Gefäß und rührt, so wie auch in den nächsten Tagen regelmäßig kräftig um. Nun kommt das Gefäß an einen warmen und möglichst sonnigen Platz. Nach ca. 2 Wochen ist die Jauche fertig, was man daran erkennt, dass sich keine Blasen mehr bilden, sich die Brennnesselblätter stark zersetzt haben und die Flüssigkeit dunkel gefärbt ist. Dann kann die Jauche abgesiebt und in verdünnter Form (1:10) einmal pro Woche zum Düngen eingesetzt werden (mehr zu dem Thema auch unter folgendem Link: Brennnesseljauche). Ein ökologischer, kostenloser, wirkungsstarker Dünger!

Reiner führt an, dass sich auch aus Beinwell und Schachtelhalm (enthält viel Kieselsäure für hohe Widerstandskraft) hervorragende Jauchen herstellen lassen, die man dann ebenfalls u.a. als Dünger verwenden kann. Beinwell findet man dann auch im Garten von Giefers an verschiedenen Stellen.

"Allerdings muss man mit Beinwell aufpassen, den wird man nämlich so schnell nicht mehr los. Schachtelhalm findet man dagegen nicht so häufig", ergänzt er noch und ich nehme mir vor, noch am selben Tag selber eine Jauche anzusetzen, in einer versteckten Gartenecke. Zumindest Brennnesseln findet man ja überall genug. 

So auch in einer versteckten Ecke in diesem Garten. Dort sind die Brennnesseln bewusst stehen gelassen worden, für die Schmetterlinge. Denn vor allem die Raupen des "Kleinen Fuchses" ernähren sich vorwiegend von den Blättern der Brennnessel. Hier ist der "Fuchs" dann gerne gesehen...

Gerne gesehen in diesem Garten sind auch die vielen einzeln stehenden Blumen und kleinen Sträucher, die sich selbst ausgesät haben.

So wie der Schmetterlingsflieder, der sich am Rande des Gemüsebeetes ein Plätzchen gesucht hat.

Und obwohl hier alles stehen gelassen wird und wachsen darf wo es will, wirkt dennoch nichts unaufgeräumt oder durcheinander in diesem Garten, im Gegenteil. Man hat den Gesamteindruck eines harmonischen Zusammenspiels von Nutz- und Ziergartenpflanzen.

Das hier alles so gut wächst und gedeiht hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass hier nicht nur die Düngung, sondern auch die Art und Weise des Anbaus bzw. der Kultur der Pflanzen alternativ ist. Reiner und Petra arbeiten ausgesprochen gerne und viel eigenen Kompost in den Boden ein, so dass der Komposthaufen einer der wichtigsten Stellen im Garten ist.

Auch wenn einige Gartenbesitzer einen solchen Kompost wegen vermeintlicher Gerüche oder Unansehnlichkeit nicht wollen, Petra und Reiner schwören auf des "schwarze Gold des Gärtners", wie der Kompost auch genannt wird. Und das zu Recht. 

Laub im Herbst, gehäckselte Äste im Winter und ab Frühjahr wieder Rasenschnitt und andere Gartenabfälle: Im Garten fallen rund ums Jahr Pflanzenreste an. Sie sind der Rohstoff für dieses wahre Wundermittel. Denn in den Boden eingearbeitet, verbessert der humusreiche Kompost den Boden nachhaltig. Die Gartenerde wird lockerer und kann besser Feuchtigkeit speichern. Kompost enthält zudem viele Nährstoffe, so dass auf zusätzlichen Dünger sogar weitgehend verzichtet werden kann. Das schont den Geldbeutel, die Umwelt und das Klima. Das ist Petra und Reiner offensichtlich ganz wichtig. 

Aber die zwei haben noch andere wesentliche Grundsätze beim Gärtnern, sie richten sich nämlich auch noch nach den "Aussaattagen", dem sog. Mondkalender von Maria Thun (1922-2012), der seit 1963 jährlich erscheint und in dem für jeden Tag im Jahr die entsprechenden Hinweise leicht verständlich angegeben sind.

Maria Thun gilt als Pionierin des biologisch-dynamischen Pflanzenbaus schlechthin. Sie hat sich in jahrzehntelangen Studien intensiv mit den Mondeinflüssen auf Pflanzen und Umwelt befasst und festgestellt, dass die Pflanzen in ihrem Garten besser wachsen besser, wenn sie bei der Aussaat, Pflanzung und auch bei den Gartenarbeite die Konstellation der Planeten beachtet.

Dafür werden alle Pflanzen in vier Kategorien eingeteilt: Wurzelgemüse (z.B. Möhren, Rote Bete, Radieschen), Fruchtgemüse (z.B. Gurken, Tomaten, Paprika), Blattgemüse (z.B. Spinat, Mangold, Salat) und Blüten. Im Kalender steht dann, an welchen Tagen man welche „Gemüsekategorie“ am besten aussäen sollte. Es gibt tatsächlich Experimente, die zeigen, dass an Wurzeltagen gesäte Radieschen dickere Knollen bilden als wenn man sie beispielsweise an einem Blatttag sät. Die an Blatttagen gesäten Pflanzen haben stattdessen viel mehr Blattmasse und eben eine kleinere Knolle. Das üppige Wachstum in diesem Garten zeigt auf jeden Fall, dass die Beachtung dieser alten Gartenregeln Vorteile bringt und ich bin beeindruckt von dem umfangreichen Gartenwissen der beiden Gartenliebhaber. 

Ihre Kenntnisse haben Petra und Reiner durch jahrzehntelange Lektüre von Gartenbüchern und -zeitschriften gewonnen. Besonders die monatlich erscheinende Gartenzeitung "Kraut und Rüben" hat es ihnen angetan, ein Magazin für biologisches, umweltbewusstes Gärtnern und naturgemäßes Leben mit vielen Tipps für Naturfreunde und Biogärtner, das sie seit 20 Jahren beziehen und von dem jedes Heft sorgsam aufbewahrt wurde.  

In ihrer Gartenliteratur kann man bestimmt auch nachlesen, wie man Erdbeeren am besten kultiviert, um einen hohen Ertrag zu erzielen. Hier gehen die beiden offensichtlich ganz eigenen Wege, die auf jahrelangen Erfahrungswerten beruhen. Denn in dem großen Erdbeerbeet stehen die Pflanzen nicht, wie man in anderen Gärten vielfach sieht, in Reih und Glied, sondern in einem wilden Gefüge. Man erkennt dennoch viele kleine Beerenansätze an den Pflanzen. 

"Wir lassen die Erdbeeren einfach stehen. im Frühjahr werden sie abgeharkt, aber nicht ersetzt. Sie vermehren sich von selbst, weshalb sie so dicht stehen und keine Reihen ersichtlich sind. Reiner darf sie deshalb auch nicht pflücken, weil man durch das Beet balancieren muss. Er würde zu viel platt treten", führt sie lächelnd an. 

Aber nicht nur die Erdbeeren gedeihen in diesem Garten reichlich. Auch die vielen anderen Beerensträucher, wie Brombeere, Johannisbeere und Stachelbeeren hängen voll von reifendem Obst.

Auch der stattliche "Kiwistrauch" an der Stallwand verspricht schon jetzt eine reiche Ernte.

Die Pflanze hat man von einer Nachbarin geschenkt bekommt und hat sich an der Westseite des Gebäudes erstaunlich gut entwickelt. Die Kiwi-Beere, eine kleine Verwandte der beliebten Kiwi, ist in unseren Gärten kaum bekannt bzw. vertreten. Die süße, milde Minifrucht ist dabei wesentlich krankheitsresistenter und vor allen Dingen frosthärter, was eine Kultur der Kiwibeeren auch in Eifeler Gärten im Gegensatz zur großen Verwandten ohne weiteres möglich macht. 

Auch können die 2 bis 3 cm großen Beeren dieses schlingenden Kletterstrauchs in Punkto Vitamingehalt ohne weiteres mithalten. Dabei können sie ohne mühsames Schälen oder Schneiden direkt vom Strauch runter verzehrt werden, denn die Schale ist trotz knackiger Optik angenehm weich.

Genau deswegen scheint Petra die kleine grüne Frucht überaus zu lieben, zumal man daraus auch noch eine wunderbare Marmelade zaubern kann

"Auch aus Quitten kann man ein köstliches Gelee herstellen", schwärmt sie weiter von den möglichen Verwertungsarten ihrer Obstfülle. Im Gegensatz zu den Kiwi-Beeren ist die Quitte allerdings  keine Frucht zum direkten Reinbeißen bzw. Rohessen, da sie hart ist und holzig schmeckt. Dennoch wissen die Liebhaber dieses mit Äpfeln und Birnen verwandten, zu Uromaszeiten beliebten Obstgehölzes ihren Wert zu schätzen – denn ein Quittenbaum hat auch einen bemerkenswert hohen Zierwert und damit auch optisch einiges zu bieten.

Die Blätter sind graufilzig, die zauberhaften, aufrecht sitzenden Blüten reinweiß bis rosarot gepudert und die Früchte strahlen in leuchtendem Gelb. Und auch wenn die Frucht schwer zu verarbeiten ist, lohnt sich die Mühe.

"Die Quitten werden gründlich abgerieben (der Flaum enthält Bitterstoffe). Dann teile ich die Frucht in 4 Stücke, koche sie auf und lasse sie anschließend 24 Stunden ziehen. Aus dem abgesiebten Saft machen wir dann Gelee, der Rest kommt auf den Kompost", beschreibt mir die begeisterte Gärtnerin die Herstellung ihres geliebten Brotaufstrichs. 

Aber Petra liebt nicht nur Quitten, sondern offensichtlich auch Zwiebeln. Denn davon gibt es jede Menge in verschiedenen Sorten in diesem Garten. Das kleine Gewächshaus der beiden ist voll davon. Hier stehen die sog. Herbstzwiebeln.

"Die haben wir im Dezember gepflanzt", erzählt sie und ich lerne, dass Wintersteckzwiebeln erst dann gepflanzt werden, wenn für normale Steckzwiebeln im Herbst bereits die Erntesaison beginnt. Damit sind sie eine perfekte Ergänzung zu den Sommerzwiebeln. Sie kommen mit deutlich weniger Licht aus und vertragen selbst Frost problemlos, so dass da man nach der späten Pflanzung im Herbst im folgenden zeitigen Frühjahr bereits würzige Zwiebeln ernten kann.

Jetzt im Frühjahr hat sie dann andere Sorten für die Herbsternte gepflanzt, wie z.B. die Stuttgarter Riesen oder Schalotten. Sogar Knoblauch wächst in diesem Garten.

Klasse, denke ich, bei einer solchen Mischung ist man wirklich das ganze Jahr über bestens versorgt. 

Und Petra fügt lachend hinzu: "Ja, hier wird so viel angebaut und eingemacht, dass wir auch in der kalten Jahreszeit von den Vorräten gut leben können. Wir haben so viel, dass wir auch im Winter eigentlich nur Zucker und Salz kaufen müssen". Ein toller Selbstversorgergarten!

Eine Zwiebel hat einen dicken Blütenansatz gebildet. "Die entwickelt zwar durch die Blüte keine Zwiebel, wir lassen sie aber trotzdem stehen, weil sie sehr schön aussieht und die Insekten sich darüber freuen", erklärt Reiner und man erkennt, dass der Garten von einem gegenseitigen Geben und Nehmen geprägt ist, von dem alle Seiten profitieren.

Trotz des großen Miteinanders ist der Bereich zum eigentlichen "Wohn-Garten" durch einen Zaun mit einem kleinen Holztor getrennt.

"Das brauchen wir, damit der Hund nicht durch die Gemüsebeete läuft", erklärt Petra die Trennlinie. 

Auch der mit vielen kleinen Details versehene Ziergarten der Familie ist letztlich von "Obstbäumen" geprägt.

Neben einer gemütlich wirkenden eisernen Hollywood-Schaukel fällt mir ein kleiner Birnbaum auf, der irgendwie zweigeteilt wirkt. 

"Diesen Birnbaum hatten wir schon, als wir noch in Euskirchen gewohnt haben. Er ist dann mit uns in die Eifel gezogen. Als es so aussah, dass er Umzug dann doch nicht überstanden hätte, wollten wir ihn abmachen, haben aber den Stamm als Unterbau für eine Vogeltränke stehen lassen. Dann ist er tatsächlich seitlich wieder ausgeschlagen, sogar direkt mit zwei neuen Trieben. Und jetzt trägt er wieder tolle Früchte", erfahre ich von den beiden. 

Keine Früchte trägt aber auf jeden Fall der lange Apfelbaumstamm, der hinter der Schaukel auf dem Boden liegt.

Reiner hatte den morschen Baum in einem anderen Privatgarten abgemacht und sollte ihn eigentlich entsorgen. Da er aber komplett hohl war, hat Petra drauf gedrängt, ihn aufzubewahren, nicht nur wegen der Raupen. 

Auch der "Stamm" der früheren Oberleitung hat im Garten noch Verwendung gefunden. Der Mast sollte eigentlich komplett entfernt werden. Der Energieversorger hat sich aber von Reiner überreden lassen, wenigstens ein Stück stehen zu lassen, so dass der Mast dann nur gekappt wurde und heute als Ständer für ein Vogelhäuschen dient.

 

Ja, auch in diesem, eigentlich der Entspannung dienenden Gartenbereich wird auf ökologisches Gärtnern großen Wert gelegt. Die Vögel danken es.

Bedanken kann sich bei den beiden allerdings auch der Rest der Familie, denn sie alle werden an der großen, vielfältigen Ernte in diesem Garten beteiligt. Aber der Garten ist für die beiden eben keine mühevolle Arbeit, sondern Hobby und Erholung und ein Ort, an dem man sich einfach gerne aufhält. 

Petra beschreibt, wie sie sich in ihren Beeten entspannen und manchen Stress abbauen kann. "Ich könnte den ganzen Tag im Garten arbeiten". Das glaube ich ihr gerne, vor allen Dingen, wenn man sich den tatsächlichen Aufwand ausrechnet, den ein solcher Selbstversorgergarten bedeutet, nicht nur hinsichtlich der Produktion, sondern auch der "Folgearbeiten".

Und sie schwärmt mir von ihren eingemachten Tomaten vor, die sie nur kurz überbrüht, die Haut abzieht und dann einkocht, für lecker Soßen und Suppen und von dem leckeren Rotkohl, von dem sie jedes Jahr 10 dicke Köpfe einmacht. 

Wer so viel Hingabe für Gemüse zeigt, den muss man natürlich weniger nach der Lieblingsblume als nach dem Lieblingsgemüse fragen.

"Wirsing", kommt die Antwort ohne langes Zögern. "Den essen wir alle am liebsten", führt Petra an und Reiner nickt freundlich zustimmend, so wie er immer freundlich lächelt. Offenbar wirkt sich so ein arbeitsintensiver Nutzgarten auch auf die Gemütsverfassung aus, da er stets bester Laune ist und beide absolut positiv denken.

Vielleicht liegt das am Wirsing, vielleicht aber auch an der Zufriedenheit, die ein solcher Garten beim Gärtner auslöst, der freudige Anblick des reichen Wachstums, die Gewissheit der gesunden und nachhaltigen Kultur, die Freude bei der üppigen Ernte und die Vorfreude auf den Genuss gesunder Lebensmittel.

Da macht selbst die viele Arbeit beim Einmachen noch Spaß - sogar bei den etwas widerspenstigen Quitten. Aber bei denen können ja die Enkelkinder helfen, die auch schon begeistert im Garten mitgärtnern.

Hier stehen die beiden unter Petras Lieblingsapfelbaum, dem Roten Eiserapfel, der wie einige andere Apfelbäume im Garten vor Jahren im Zuge einer Dorfpflanzaktion gepflanzt wurde und der für dieses Jahr eine besonders große Ernte verspricht.

Wie schön...

 

 

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