"Volltreffer" - Was für ein Glück für Freilingen und die Alte Schule! Nach mehreren vergeblichen Anläufen hat das ortsprägende Gebäude in Freilingen jetzt eine neue Bestimmung gefunden, die darüber hinaus auch noch in Freilinger Hände liegt. Der gebürtige Freilinger Fußballprofi Fabian Giefer hat die Alte Schule gekauft und möchte darin zusammen mit dem Freilinger Koch Manuel Sanz, der bereits Sterne-Küchen-Erfahrung gesammelt hat, ein Restaurant eröffnen. 

(Foto: Uve Schüler) 

Die Zukunft der „Alten Schule” in Freilingen wird "kulinarisch".

Der Freilinger Profi-Fußballer Fabian Giefer hat das ehemalige Schulgebäude an der Ecke Martinusstraße/ Mittelstraße gekauft und möchte dort mit dem Freilinger Koch Manuel Sanz ein Restaurant eröffnen.

(von rechts: Fabian Giefer und Manuel Sanz zusammen mit Landrat Markus Ramers vor der „Alten Schule”)

Damit geben die zwei Freilinger der „Alten Schule”, die eine bewegte Geschichte und in der jüngeren Zeit zwei gescheiterte “Wiederbelebungsversuche” hinter sich hat, eine neue Bestimmung.

Dabei war ursprünglich die „Alte Schule” eigentlich die „Neue Schule”. Denn das zweigeschossige, stattliche Gebäude an der Hauptdurchgangsstraße durch Freilingen im Schatten hoher Bäume war eigentlich als „neue" Schule und Ergänzungsbau zum alten Schulhaus am Marienplatz (Baujahr um 1770) errichtet worden und bestand nur aus einem großen Klassenraum im Erdgeschoss und einer Lehrerwohnung in der oberen Etage. Der Freilinger Schulbetrieb war dann von 1916 bis 1933 zweiklassig angelegt, das bedeutete, dass der Lehrer die Oberklasse in dem Schulgebäude an der Martinusstraße unterrichtete, während eine Lehrerin die Unterklasse in der alten Schule am Marienplatz betreute.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schule von der Wehrmacht und später von den Alliierten genutzt. 1954 bekam die Schule dann einen Anbau. Dieser wurde ab 1970 zum Kindergarten. 37 Jahre lang wurden dann in diesem ursprünglichen Schulerweiterungsbau die Kleinsten betreut. Der große, ehemalige Klassenraum der „Alten Schule" wurde von den Kindergartenkindern dabei als Turnraum oder für größere Kindergartenveranstaltungen, z.B. Theaterstücke genutzt, bis dann 2007 infolge des demografischen Wandels auch bei dieser Einrichtung aufgrund zu geringer Kinderzahlen die Türen abgeschlossen werden mussten.

Mit der "Stilllegung" des kompletten Gebäudekomplexes (alte Schule/Kindergarten) wollte sich die Dorfbevölkerung nicht abfinden. Vor allem der damalige Ortsvorsteher Franz-Josef Giefer brachte im Zuge des notwendig gewordenen Neubaus des Feuerwehrgerätehauses den Umbau in ein sog. "Bürgerhaus" ins Gespräch.

In einer eigens abgehaltenen Bürgerversammlung Anfang 2008 zeigte sich, dass vielen, vor allem älteren Einwohnern neben der Nutzung des ehemaligen Kindergartens auch der Erhalt der "Alten" Schule am Herzen lag. Spontan war damals auch die Überlegung zur Gründung eines Fördervereins aufgekommen. Über 80 Freilinger Bürger erklärten sich sofort schriftlich bereit, durch eine Mitgliedschaft in einem noch zu gründenden Förderverein das alte Gebäude zu erhalten.

Die Planungen zum Umbau mussten allerdings aus Kostengründen auf den angebauten Teil, also das ehemalige Kindergartengebäude begrenzt werden, was dann durch den Abriss des Verbindungstraktes auch äußerlich vollzogen wurde. Im Juli 2008 wurde mit dem Umbau des Kindergartens begonnen, der im Mai 2011 endgültig abgeschlossen werden konnte. Seit 2011 wird der Anbau vom Vereinskartell als Bürgerhaus betrieben und für verschiedenste private und öffentliche Veranstaltungen und Anlässe genutzt.

Das alte Schulgebäude fristete dagegen nach der Schließung des Kindergartens im Jahr 2007 mehr oder weniger einen Dornröschenschlaf. Zwar war zwischenzeitlich im Obergeschoss ein Jugendtreff eingerichtet worden, doch dieser musste aus Brandschutzgründen wieder geschlossen werden.

Nur selten wagte sich ein "Prinz" nach Freilingen vor, der das Gebäude "wachküssen" wollte. Ein Verkauf an einzelne privaten Interessenten scheiterte in den folgenden Jahren an dem nach der eingehenden Besichtigung festgestellten Sanierungsaufwand oder an der privaten Nutzungsmöglichkeit der zum Teil großen Räumlichkeiten.

2013 wurde in Freilingen eine über das Leader-Regionalmanagement organisierte Dorfwerkstatt mit über 50 Teilnehmern durchgeführt, in deren Rahmen auch wieder nach Nutzungsmöglichkeiten hinsichtlich dieses historischen Gebäudes gesucht wurde, z.B. ein Dorfladen oder ein kleines Café. Doch im Hinblick auf den nicht unwesentlichen Sanierungsbedarf des seit mehreren Jahren leerstehenden und dem Verfall preisgegebenen Gebäudes mussten die verschiedenen Ideen in der weiteren Diskussion letztlich wieder verworfen werden, da die Ortsgemeinschaft und die örtlichen Vereine den finanziellen Aufwand nicht decken konnten.

Die Landtagsabgeordnete Martina Maaßen aus Viersen wollte 2013 die „Alte Schule” kaufen und die Immobilie nach entsprechendem Umbau mit energetischer Sanierung als Café, Laden mit Verkauf regionaler, biologischer Lebensmittel, sowie Ferienappartement und Zimmer für Wanderer nutzen. Ziel war es, die dörflich-prägende Infrastruktur zu erhalten, und zwar in Verknüpfung mit einem Integrationsunternehmen als Betreiber des Cafés, des Verkaufsladens, sowie der Fremdenzimmer und des Ferienappartements. Allerdings scheiterte das Projekt 2014 nach einer Wirtschaftlichkeitsstudie der DEHOGA.

Ekkehard Welkens aus Aremberg wollte mit Hilfe einer eigens zu gründenden Stiftung und mehrerer privater Sponsoren, u.a. dem Herzog von Arenberg, seine seit dem Sommer 2015 intensiv entwickelten Pläne einer "Kammerphilharmonie" für seine Kammermusikreihe "One hundred Chairs" in dem alten Gebäude verwirklichen. Dazu waren bereits umfangreiche Architektenpläne erstellt und zahlreiche Besprechungstermine vor Ort durchgeführt worden. Herr Welkens verabschiedete sich 2019 schließlich aus persönlichen Gründen auch von seinem Projekt in der „Alten Schule”.

Nun wird die Zukunft für das Gebäude nicht von außerhalb bestimmt, sondern erfreulicherweise aus Freilingen selbst, und zwar von zwei jungen Männern, die tief im Ort verwurzelt sind: Fabian Giefer und Manuel Sanz. 

Für Fabian begann praktisch alles mit einem WiF Artikel.

„Ich habe euren Artikel über das Scheitern des Kammerkonzert Projektes gelesen. Ich fand es sehr schade und dachte, dass dieses Gebäude es definitiv verdient hat, neues Leben eingehaucht zu bekommen", so Fabian zu den Beweggründen für seine Pläne.

"Da ich schon des Öfteren das Vergnügen hatte, von Manuel bekocht zu werden und wusste, dass sein Ziel ein eigenes kleines Restaurant in der Heimat ist, musste ich eigentlich nur eins und eins zusammenfügen. Als dann noch Manuels Eltern Monika und Alfredo mit Almut und Siggi zu Besuch in Augsburg waren, haben wir die Idee bei einem feuchtfröhlichen Abend noch etwas weitergesponnen. Die Idee hat mich nicht mehr losgelassen. Also habe ich Manu angerufen und ein paar Monate später haben wir unser Konzept der Gemeinde vorgestellt. Dass wir letztendlich den Zuschlag erhalten haben, haben wir zu großen Teilen dem Einsatz von Judith Maur, Simone Böhm und Jennifer Meuren zu verdanken. Hier geht an dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön raus.”

Für Manuel, Koch aus Leidenschaft, erfüllt sich ein Traum und er gerät beim Erzählen ins Schwärmen über das Kochen auch allgemein (s.a. Interview mit Manuel Sanz)

„Ich bin ja mit 16 von daheim ausgezogen und habe meinen Werdegang als Koch verwirklicht. Bin darin total aufgeblüht und habe die Passion, mit gutem und frischem Essen tagtäglich zu arbeiten, schon früh realisiert. Als ich meine kulinarische Reise nach der Lehre in der Schweiz gemacht habe, habe ich gemerkt, dass einem in der Kochwelt absolut keine Grenzen gesetzt werden und man sich wild austoben kann mit den verschiedensten Gerichten. Das war für meine künstlerische Ader genau das Richtige und hat mich absolut erfüllt und glücklich gemacht bis heute", beschreibt Manuel die Hintergründe für die gemeinsamen Pläne mit Fabian. 

"Mein eigenes Restaurant irgendwann mal zu eröffnen, war schon immer ein Gedanke, der mir durch den Kopf geschwirrt ist. Aber ich habe mir persönlich auch immer gesagt, dass dafür das ganze Drumherum und der Zeitpunkt genau der richtige sein muss. Da ich meinen eigenen Kochstil jetzt für mich gefunden habe, bin ich der Meinung, dass die ganze Geschichte mit Fabi grade genau das Ding für mich ist, um mich selber zu verwirklichen und endlich so zu kochen, wie ich es will und liebe", schwärmt das Kochtalent.

Das gemeinsame Projekt bedeutet beiden sehr viel. Fabian denkt dabei auch an die Bedeutung für die Gemeinschaft und dass es für die jüngere Generation an der Zeit ist, Verantwortung zu übernehmen.

„Ich freue mich sehr, ein solches Projekt in der Heimat zu haben. Ich glaube aber, dass die Bedeutung für Freilingen oder auch für die Gemeinde noch etwas größer ist. Wir erleben gerade in vielen Bereichen und Positionen einen Generationswechsel. Vom Landrat über die Bürgermeisterin, unsere Ortsvorsteherin oder auch in der Freiwilligen Feuerwehr in Freilingen. Ich glaube, dass diese Generation jetzt auch an der Reihe ist, mitzugestalten und das mit neuen Ideen und viel Energie. Auch wir möchten hier einen Teil dazu beitragen und die „Alte Schule” nach vielen tristen Jahren aus dem Dornröschenschlaf wecken", führt Fabian aus. 

Manuel ist vor allem Fabian sehr dankbar für die Chance. „In meiner eigenen Heimat mein eigenes Restaurant zu eröffnen ist ein absoluter Traum, der in Erfüllung geht. Ich bin Fabi einfach so unglaublich dankbar, dass er mir sowas erfüllt und auch zutraut. Ich glaube, dass wir zwei als Team noch ganz Großes vorhaben und ich freu mich riesig darauf. Danke Fabi.”

Fabian erzählt kurz was sie sich in der „Alten Schule” vorstellen.

„Wir planen ein schönes kleines Restaurant, in dem es gutes Essen gibt, wo man gute Abende verbringen kann und sich einfach wohlfühlen soll. Auch für private Feiern und Veranstaltungen soll es eine schöne Location werden.”

Was das kulinarische Konzept betrifft, macht es Manuel spannend. Dabei denkt er auch schon an die musikalische Untermalung.

„Ich will noch nicht zu viel verraten, was das genaue Konzept sein wird. Für mich ist einfach das Wichtigste, dass ich Leute mit dem, was ich tue, glücklich mache und man es genießt. Da ich ja auch ein paar spanische Wurzeln habe und ich im Urlaub mit meiner Familie meine halbe Kindheit fast in Spanien verbracht habe, liebe ich einfach die spanische Mentalität und die spanische Küche", verrät er dann doch ein wenig über seine Pläne. 

"Man kann davon ausgehen, dass alles ein wenig mit einem spanischen Tapas-Hauch verfeinert wird, aber ich bin auch ein großer Fan von Themenabenden, z.B.  einem Gourmet-Abend am Samstagabend, bei dem die Leute sich auch mal ein 4 oder 5 Gänge Menü bestellen können. Genau so entspannt und chillig will ich Abende, wie z.B. einen Soul-Sunday machen, wo man sich zwischen den Gängen oder Mahlzeiten von verschiedensten Musikern mit Live-Acts oder kleinen Konzert-Gigs verwöhnen lassen kann. Dafür würde mein Bruder (Anm. WiF: Dominic Sanz) dann die Rolle übernehmen und hoffentlich auch mal das ein oder andere Mal selber die Gitarre zur Hand nehmen.”

Die beiden wollen natürlich so bald wie möglich eröffnen. Allerdings ist noch einiges zu tun, bis es soweit ist.

„Eine Sanierung in diesem Ausmaß hält mit Sicherheit auch die ein oder andere Überraschung parat. Auch der Handwerkermangel ist mittlerweile bis in die Eifel spürbar. Da doch einige Faktoren eine Rolle spielen, haben wir uns keinen konkreten Termin vorgenommen.”, erklärt Fabian Giefer. „Wir hoffen und wünschen uns natürlich, dass viele Leute auch Gefallen am Restaurant finden und sich von Manuels Kochkünsten begeistern lassen. Bis hoffentlich bald.”

Auch die Blankenheimer Bürgermeisterin Jennifer Meuren ist begeistert vom Projekt.

„Es tut gut, dass es neben den Herausforderungen, die der ländliche Raum Eifel jetzt nochmal mehr zu bewältigen hat, es auch für die Bevölkerung und Touristen neue Angebote geben wird! Lichtblicke, denn gerade Gastronomiebetriebe sind besonders bedeutsam! Ich freue mich und bin froh, dass Fabian Giefer seine Heimat am Herzen liegt und er gerade hier Herzensprojekte realisiert - trotz Pandemie und gerade nach Katastrophensituationen.”

(Bürgermeisterin Jennifer Meuren und Fabian Giefer bei der Vertragsunterzeichnung)

Wir können also gespannt sein, wie die „Alte Schule” aus ihrem tristen Dornröschenschlaf erwachen und sich in ein Schmuckstück verwandeln wird.

Vielleicht brauchte es dafür einfach zwei Freilinger „Prinzen”...

WiF wünscht Fabian Giefer und Manuel Sanz natürlich ganz viel Erfolg mit ihrem Projekt und wird sie weiterhin auf ihrem Weg begleiten. Wer weiß, vielleicht leuchtet in Freilingen ja sogar irgendwann mal ein Stern!

Freilinger Infobox

  • Sa 4.05. - Mo 6.05.: Freilinger Kirmes 

 

 

 

 

 

 

   

 

 

 

  

 

Geschirrverleih

(für Geschirrservice anklicken)

Ortsvorsteher

(für Nachricht einfach anklicken)

 

Blühstreifenpate

Jetzt "Blühstreifen-Pate" werden !

Werbung

Bichler