Seit 2011 wohnt Dr. Matthias Klose-Henrichs mit seiner Frau Christiane in Freilingen. Bereits 2012 hat er die Organisation der alljährlichen Seniorenfahrt des Vereinskartells von Edith und Franz-Josef Giefer übernommen und engagiert sich auch anderweitig ehrenamtlich. Dabei hat der pensionierte evangelische Pfarrer eigentlich einen randvollen Terminkalender, nicht zuletzt wegen seiner laufenden Promotion. Grund genug für WiF, sich einmal näher mit dem Neuzugang aus Dortmund zu beschäftigen. 

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WiF: Sie haben mit Ihrer Frau vor 6 Jahren Ihr Haus in Freilingen gekauft. Hat es Sie bewusst von Dortmund in die Eifel verschlagen oder war es eher Zufall, dass Sie in Freilingen gelandet sind ?

MKH: Eigentlich sind wir mit Hilfe des Internets hier gelandet. Meine Frau hat verzweifelt ein ländlich gelegenes Objekt gesucht, das einerseits vorerst bezugsfertig und andererseits erschwinglich war. Und da sind wir auf die Eifel gekommen. Abgesehen von einem oder zwei Urlauben kannten wir die Eifel vorher nur vom Hörensagen. Von Freilingen hatten wir noch nie etwas gehört.

WiF: Sie haben das alte Haus in der Lommersdorfer Straße erst einmal aufwendig umgebaut. Auf welche besondere Herausforderung sind Sie dabei gestoßen bzw. was gestaltete sich beim Umbau am schwierigsten? 

MKH: Am schwierigsten war wohl, dass wir beim Umbau nicht ständig vor Ort sein konnten. Der größte Teil geschah in unserer Abwesenheit. Dadurch konnten wir an ein paar Stellen, wo es nötig gewesen wäre, nicht sofort eingreifen. Allerdings hatten wir immer guten Telefon- und E-Mail- Kontakt mit der Architektin, weshalb ja schließlich doch alles ziemlich gut geklappt hat. Wichtig war uns, dass wir genug Platz auch für Gäste haben, für Verwandte und Freunde. Geplant ist auf jeden Fall noch die Neugestaltung des Vorplatzes unseres Hauses.

WiF: Sie sind nach Fertigstellung der wesentlichen Umbauarbeiten Ende 2011 nach Freilingen umgezogen. Wie gelang die Umstellung vom Stadt- auf das Landleben? 

MKH: Wir haben schon zur Zeit unseres Studiums in der Nähe von Marburg auf dem Land gelebt und hatten das in sehr guter Erinnerung. Wir hatten immer die Vorstellung, irgendwann, wenn wir frei wären von beruflichen Verpflichtungen, wieder auf’s Land zu ziehen. Als wir zum ersten Mal die A1 Richtung Blankenheim fuhren, um uns das Haus in Freilingen anzusehen und die Straße immer weiter anstieg und wir dem Himmel immer näher kamen, sagte meine Frau: „Das fühlt sich total gut an. Ich glaube, hier bleiben wir!“ Das Klima der Eifel kommt besonders meiner Frau sehr entgegen. Hier ist es oft nicht so drückend, wie es in Dortmund schnell ist, und die Nachtabkühlung funktioniert hier meistens noch. Und man hat eine herrliche Weite um sich herum. Von unserem Gästezimmer aus, das uns bisweilen auch als Arbeitszimmer dient, hat man einen Blick weit in die Eifel hinein. Wir genießen das immer noch. Was uns allerdings nach wie vor stört, ist der bisweilen „rasende“ Verkehr auf der Lommersdorfer Straße; hier wird oft viel zu schnell gefahren. Wir haben besonders Angst um Kinder, die hier wohnen, und um unsere Enkel, die uns immer wieder besuchen kommen. Ich halte eine Verkehrsberuhigung auf der Lommersdorfer Straße für unbedingt nötig.
Das einzige, was wir hier wirklich vermissen, ist für mich der argentinische Tango; für meine Frau ist es das Freibad.

WiF: Sie haben beide von Anfang an den Kontakt zur Dorfbevölkerung gesucht und sich für die hiesigen Bräuche und kulturellen Veranstaltungen interessiert. So haben Sie schon 2012 auf der Kirmes Ihr Haus bei der Häusertaufe taufen lassen. Wie schwierig war es für Sie als Zugezogene, sich in die Dorfgemeinschaft zu integrieren? Wie haben Sie sich auf den hiesigen Dialekt eingestellt? 

MKH: Wir sind hier sehr herzlich aufgenommen worden und fühlen uns nicht mehr fremd. Was ich auch sehr positiv finde ist, dass es hier eine intakte Nachbarschaft und Nachbarschaftshilfe gibt. Allen, die dazu beigetragen haben, uns das Ankommen und Einleben hier zu erleichtern, danke ich auf diesem Wege sehr herzlich. Ich bin ziemlich angetan von dem, was die Leute hier selbst kulturell auf die Beine stellen. Highlights sind die Theateraufführungen und die Barbara-Konzerte. Den Dialekt verstehe ich immer besser (vielleicht mittlerweile zu 90%). Ärgerlich ist nur, dass ich bei Witzen bisweilen immer noch nicht die Pointe verstehe. Manchmal denke ich: merkwürdig, dass ich zwar alle möglichen Sprachen spreche, aber nicht die Sprache des Dorfes, in dem ich lebe.

WiF: Seit 2012 organisieren Sie auch die Seniorenfahrt für das Vereinskartell Freilingen? Was hat Sie an einer solchen ehrenamtlichen Tätigkeit gereizt? Welche Bedeutung messen Sie dem Blankenheim Forum zu, bei dem Sie ebenfalls aktiv mitwirken?

MKH: Der Prophet Jeremia gab denen, die in der Fremde eine neue Heimat suchten, den Rat: „Suchet der Stadt (,wo ihr wohnt,) Bestes“. Es lohnt sich immer, sich mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten einzubringen, dort, wo man lebt, denn, so Jeremia: „Wenn’s ihr (der Stadt) wohlgeht, so geht’s auch euch wohl.“ Die Seniorengruppe, mit der ich im Namen des Vereinskartells seit 2012 einmal im Jahr auf Reisen gehe, ist zudem eine sehr nette Truppe, mit der mir bislang jeder Ausflug Spaß gemacht hat. Was das Blankenheimforum angeht, so bin ich der Meinung, dass Blankenheim zusammen mit seinen 17 Dörfern über ein enormes Potential verfügt, das z.T. allerdings noch nicht aktiviert ist. Ich habe Lust mitzuhelfen, die Stärken der Kommune, in der ich lebe, zu entdecken und entwickeln zu helfen und mit dazu beizutragen, dass das vor ein paar Jahren in Blankenheim entwickelte Leitbild und der damit verbundene vom Blankenheimforum initiierte Masterplan so weit wie möglich umgesetzt werden. Hinweis für alle Interessierte: der für alle offene Stammtisch des Blankenheimforums trifft sich regelmäßig am ersten Dienstag jeden Monats ab 19.00 Uhr, meistens im Museumscafé in Blankenheim, manchmal auch in einem der Dörfer (s. Bürgerbrief).

WiF: Sie und Ihre Frau waren beide in Dortmund vor Ihrer Pensionierung als evangelische Pfarrer tätig. Vermissen Sie diese Arbeit? 

MKH: Nun, wir sind grundsätzlich froh, dass wir von beruflichen Verpflichtungen frei sind (der Name „Freilingen“ kam meiner Frau und mir hier sehr entgegen!). Trotzdem habe ich zu Beginn dieses Jahres in Vertretung für Pfr. Caesar zwei Gottesdienste in der evangelischen Kirche in Blankenheim gehalten. Mit etlichen Menschen meiner alten Gemeinde habe ich noch guten Kontakt. Immer wieder bekommen wir Besuch von dort. Ab und zu bin ich gefragt worden, ob ich bereit sei, im Bereich meiner alten Gemeinde noch eine Amtshandlung vorzunehmen. In Ausnahmefällen habe ich das auch getan. Auf einem Fest in Freilingen kam bei einem Glas Bier die Idee auf, hier in der Kapelle mal einen ökumenischen Gebetsgottesdienst zu veranstalten. Grundsätzlich wäre ich bereit, bei solch einer Veranstaltung mitzuwirken, sofern das nicht zu regelmäßigen Verpflichtungen führt. Wir genießen an unserem Ruhestand sehr, frei über unsere Zeit verfügen zu können.

WiF: Sie haben bereits einmal im Fach Slavistik promoviert. Momentan arbeiten Sie an Ihrer Dissertation zu einem Thema, das im Zusammenhang steht mit der derzeitigen Reform bzw. Umstrukturierung in der evangelischen Kirche. Was hat Sie zu dieser zweiten Promotion bewegt ?  Wie schwierig war die Arbeit an einem wissenschaftlichen Projekt vom Lande aus? 

MKH: Ich arbeite an diesem Thema seit 2010 und habe vor, meine Arbeit daran im Februar 2016 zu beenden. Ziel meiner Arbeit ist in erster Linie, die Umstrukturierungen, deren Anfänge ich in meiner Dienstzeit als Pfarrer selbst gleichsam aus der „Froschperspektive“ erfahren habe, mit Abstand noch einmal anzuschauen, zu verstehen und zu durchschauen, um sie sachgerecht kritisch hinterfragen zu können. Hier auf dem Land läßt’s sich eigentlich sehr gut studieren, zumal das Internet hier gut funktioniert. Eine Freundin von uns, die vor ihrer Pensionierung Bibliothekarin an der Uni-Bibliothek in Dortmund war, leiht für mich oft per Fernleihe Bücher aus, die ich mir abhole, wenn ich dort zu Besuch bin.

WiF: Sie sind ein großer Sprachenfreund. Wie viele Sprachen beherrschen Sie und welche Sprache möchten Sie gerne noch lernen?

MKH: Auf die Frage, wie viele Sprachen ich spreche, kann ich erst antworten, wenn meine Gegenfrage beantwortet ist: „Was heißt Sprache? Und was heißt sprechen?“ Ich kann dazu allerdings so viel sagen, dass Skandinavien für mich keine Sprachgrenzen mehr hat und dass ich russisch und polnisch studiert habe. Meine Lieblingssprache ist übrigens jiddisch; am schwierigsten zu erlernen war für mich bislang polnisch. Z.Zt. lerne ich gerade arabisch und würde mich gerne auch noch der türkischen Sprache zuwenden. Ein Traum ist – aber das wird wahrscheinlich ein Traum bleiben – chinesisch zu lernen.

(Anm. der Redaktion: wenn Herr Klose-Henrichs bei Ikea bestimmte Dinge sucht und die Artikel in der original schwedischen Aussprache gegenüber einem Mitarbeiter benennt, schaut man in deutschen Filialen ungläubig und fragend aus der Wäsche. Dafür hält man ihn dann in Schweden selbst immer für einen Einheimischen, was sicherlich auch nicht immer von Vorteil ist, wenn man Hilfe braucht !)

WiF: Selbst auf Spaziergängen mit Ihrem Hund sieht man Sie immer mit einem Buch in der Hand. Wie viele Bücher besitzen Sie? Welche Genres lesen Sie am liebsten und was liegt momentan auf Ihrem Nachttisch?

MKH: Bücher gibt’s in unserem Haus recht viele, ich weiß nicht genau, wie viele. Ich lese gerne internationale Belletristik, z.Zt. häufig schwedische Kriminalromane. Neben meinem Bett liegen oft Bücher, die ich geschenkt bekommen habe und mal zwischendurch lese; letztens war das übrigens ein Nachdruck der Urfassung von Pippi Langstrumpf.

WiF: Jetzt noch die entscheidenden 4 Fragen:

Lieblings-Essen: „Fischcurry auf Lauch“ aus dem Buch von Rosa Wolff: Arm aber Bio!
Lieblings-Buch: Nikos Kazantsakis: Das abenteuerliche Leben des Alexis Sorbas
Lieblings-Musik: Klezmer, argentinischer Tango
Lieblings-Film: „Wie im Himmel“

WiF: Vielen Dank für das Gespräch!

MKH: Gerne!

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