Freilingen kann auch schnell sein...jedenfalls die vierbeinigen Vertreter unseres Dorfes. Anfang Juli hat "Lucky Lad", der 3 Jahre alte Windhund von Leo und Leny Steenbergen bei der Coursing-Europameisterschaft in Lotzwil (Schweiz) als amtierender deutscher Meister den hervorragenden 5. Platz belegt. Herzlichen Glückwunsch!
(Leo Steenbergen mit dem amtierenden deutschen Coursing-Meister Lucky Lad)
Gleich 5 hochläufige, beneidenswert schlanke Vierbeiner heißen einen bei den Steenbergens in Freilingen freundlich willkommen, wenn man das Haus betritt - ohne jegliches Gebell und Zähnezeigen. "Das sind ja auch keine Wachhunde. Die sind nur an der Jagd interessiert und ansonsten sehr anhänglich und ausgeglichen", erklärt Leny, die Haus- und Hundeherrin lächelnd.
Leny und ihr Mann Leo Steenbergen sind vor genau 9 Jahren aus Den Haag nach Freilingen gezogen, weil in ihrer niederländischen Heimatstadt die Bedingungen für ihre Windhundzucht nicht ganz optimal waren. Das sieht in Freilingen anders aus. "Wir sind nach wenigen Schritten in allen Richtungen im freien Feld. Und unser Haus bietet reichlich Platz für die Tiere" schwärmen beide von ihrer Eifeler Wahlheimat.
Die guten Zuchtbedingungen schlagen sich in ihren Zuchterfolgen nieder. Seit über 40 Jahren halten sie Windhunde. Sei 1982 haben sie sich auf die Zucht von Windhunden spezialisiert, genauer gesagt auf Whippets. Das ist ein britischer Vertreter dieser 13 Hunderasse umfassenden Art, bei der nach der geografischen Herkunft unterschieden wird, wie z.B. der Afghanische Windhund, der schottische Deerhound oder der Irish Wolfhound. Während ihre Verwandtschaft aus Schottland und Irland zu den größten Hunden zählen, sind die Whippets kleiner und kurzhaariger. Gemeinsam ist allen Windhunden jedoch ihr ausgesprochener Jagdinstinkt und ihre Schnelligkeit, so dass sie nach den Geparden zu den schnellsten Landtieren der Erde zählen.
Und die Nachkömmlinge der Storktown Whippets, so der sog. Zwingername (Zuchtname) der gezüchteten Hunde, hergleitet vom Stadtwappen von Den Haag, in dem ein Storch zu sehen ist, haben schon bei zahlreichen nationalen wie internationalen Meisterschaften ihre besondere Schnelligkeit erfolgreich unter Beweis gestellt (nähere Informationen auch auf der Internetseite: www.storktown.eu)
Ein Nachwuchs aus dem Hause Steenbergen ist besonders schnell und geschickt: Lucky Lad, 3 Jahre alter Rüde. Erst im Herbst letzten Jahres gewann er die deutsche Coursing-Meisterschaft seiner Klasse und wurde mit der entsprechenden Siegerdecke festlich geschmückt.
Coursing ist eine besondere Art von Windhundrennen. Coursings (von engl. Lure Coursing, „Köderhetze“) finden auf freiem Feld statt, auf dem eine Rennstrecke von 600 bis 1000 m Länge erstellt wird. Dazu werden unregelmäßig an verschiedenen Stellen Umlenkrollen befestigt, über die das Zugseil ausgelegt wird. Am Ende des Zugseils befindet sich wie auf der Rennbahn eine Hasenattrappe, meist in Form von Plastik- oder Fellstücken. Ziel ist es hier, eine echte Hasenhetze zu simulieren, bei der die Beute auch Haken schlagen kann und die Hunde nicht nur direkt verfolgen, sondern auch mitdenken müssen.
Es starten immer zwei Hunde in zwei Durchgängen. Anders als beim Rennen auf einer festen Rennbahn, bei dem es ausschließlich um die Geschwindigkeit der maximal 6 gegeneinander laufenden Hunde geht, werden beim Coursing auch andere Eigenschaften, wie Gewandtheit, Kondition und Eifer von mehreren Coursingrichtern bewertet, wobei dann am Ende die erreichte Gesamtpunktzahl über den Sieger entscheidet.
Seit 1976 sind Leny und Leo mit ihren Hunden aktiv im Windhundsport unterwegs, zunächst nur auf dem Rennplatz, seit 2000 beim besagten Coursing. Im Durchschnitt nehmen sie an 8 bis 9 Rennen im Jahr europaweit teil. 2016 konnten ihre Hunde bei 10 deutschen und internationalen Läufen 8 Rennen gewinnen, zweimal wurden sie Zweiter. Am ersten Juli-Wochenende dieses Jahres konnten sie ihren letzten großen Erfolg mit dem amtierenden deutschen Meister Lucky Lad feiern: 5. Platz bei der Europameisterschaft im schweizerischen Lotzwil.
Rund 850 Hunde aus 22 Ländern waren bei diesem internationalen Wettkampf an 3 Tagen im Einsatz und hatten anspruchsvolle Parcours zu bewältigen. Gleich 5 Coursingrichter bewerteten dabei die einzelnen Läufe. An den Rennen der Whippet-Rüden (beim Wettkampf laufen die "Damen und Herren" streng getrennt!) nahmen insgesamt 61 Hunde teil. Mit einer Gesamtpunktzahl von 882 landete Lucky Lad nach zwei Durchgängen als bester von 6 deutschen Teilnehmern auf dem hervorragenden 5. Platz und durfte daher zusammen mit dem Europameister "Hugo Discobolos" aus Tschechien (Gesamtpunktzahl von 891 Punkten), gegen den er auch im zweiten Durchgang antreten musste, auf der Siegertreppe Aufstellung nehmen.
Dafür wurde er dann anschließend auch entsprechend vom stolzen Herrchen gelobt, auf niederländisch und auf deutsch, schließlich ist Lucky Lad so wie auch die anderen Mitglieder der Storktown-Sippe zweisprachig aufgewachsen.
Und Züchter Leo kann sich über einen weiteren Erfolg seiner Züchtung freuen. Sein besonderes Züchterwissen hat er übrigens in einem kleinen Fachbuch festgehalten, in dem er die Besonderheiten der Windhunde darstellt: Titel: "Sind Windhunde auch richtige Hunde?". Die Broschüre ist in drei Sprachen erhältlich und soll vor allem auch Tierärzten helfen, im Krankheitsfall die richtige Diagnose zu stellen.
Denn Windhunde unterscheiden sich nunmal in vielen Eigenschaften von anderen Hunderassen, nicht nur in punkto Bellen und Freundlichkeit.
WiF gratuliert recht herzlich zum 5. Platz bei der Europameisterschaft und wünscht auch weiterhin noch viel Erfolg, bei den Rennen wie bei der Zucht!
Und bei so viel Gastfreundschaft kommen wir gerne noch einmal zum Kraulen vorbei...
