Wenn jemand im Rahmen eines Promotionsverfahrens eine Doktorwürde erwirbt, ist das auch heute noch eine ganz besondere Leistung. Wenn sich jemand aber im eher fortgeschrittenen Alter innerhalb von 7 Jahren gleich zwei Promotionsprüfungen (Vorlage einer Dissertation und mündliche Prüfung) aussetzt, dann ist das schon herausragend und eine besondere Würdigung wert. Herzlichen Glückwunsch an Dr. Dr. Matthias Klose-Henrichs (64 Jahre).

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Man lernt nie aus“... diese allgemeine Redensart hat für Matthias Klose-Henrichs aus Freilingen eine ganz besondere Bedeutung.

Lebenslange Bildung ist für ihn weniger ein feststehender Umstand als viel mehr ein besonderer Auftrag. Selten trifft man ihn auch unterwegs ohne irgendeine Lektüre an. Man hat den Eindruck, dass Bücher seine ständigen Begleiter sind, außer vielleicht beim Rasenmähen, dazu braucht man in der Regel ja beide Hände. 

Doch dieser Mann befindet sich nicht gerade in einer Lebensphase, in der Bildung oder Weiterbildung für ein berufliches Weiterkommen unbedingt von Nöten sind. Mit seiner Frau Christiane ist er 2011 von Dortmund nach Freilingen gezogen, um hier nach seinem Abschied vom aktiven Dienst als evangelischer Pfarrer seinen wohlverdienten Ruhestand zu genießen. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, eine zweite Promotion anzugehen (und nebenbei für das Vereinskartell Freilingen seit 2012 auch noch die Seniorenfahrt zu organisieren). 

Das erste Mal hat er im Sommer 2010 promoviert, und zwar im Fach Slavistik (also Dr. phil.) über den polnisch-jüdischen Schriftsteller Julian Stryjkowski. Titel der Promotion war: „Jüdische Existenz im literarischen Werk von Julian Stryjkowski. Diese (erste) Promotion hatte ihn seit 2005 beschäftig und damit fünf Jahre in Anspruch genommen.

Die wissenschaftliche Arbeit und der erfolgreiche Abschluss motivierten ihn dazu, auch in seinem eigentlichen, ersten Studienfach evangelische Theologie eine Promotion anzustreben. Dies lag nicht zuletzt an seinem großen Interesse daran, die Zukunftsplanungen der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer Gliedkirchen zu erforschen. Deshalb wählte er dann auch das Thema: „Theologische Positionen und Entscheidungen in kirchlichen Reformpapieren zwischen 1992 und 2007 – Eine Untersuchung zur Rhetorik kirchlicher Reformprozesse“ für seine zweite Promotion.

Allerdings gestaltete sich die Arbeit an dieser Dissertation von 2010 bis 2017 bisweilen mühsam und langwierig. Manchmal fühlte er sich nach eigenem Bekunden wie Christophorus in der Legende, dem die Last, die er trägt und die ihm anfangs ganz leicht erschien, mit jedem Schritt schwerer wurde. Kein Wunder, er hatte ja, wie sich dann herausstellte, den Herrn der Welt getragen.

"Wenn man theologisch arbeitet, müht man sich bisweilen auch mit niemand Geringerem ab als dem Herrn der Welt! Allerdings hat es mir auch sehr viel Spaß gemacht, mich in meine Arbeit zu vertiefen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und neue Entdeckungen zu machen", so der frisch gebackene Zweifach-Doktor zu seiner Arbeit.

Gefühlt sei die zweite - die theologische – Promotion schwieriger gewesen. Beide bedeuteten ihm gleich viel, da er sich genau so leidenschaftlich für die Theologie wie für die Sprachwissenschaft interessiere.

Dies glaubt ihm gern, denn immerhin spricht der Wahl-Eifeler mehr als nur das herkömmliche Englisch und Französisch. In einem Interview hat er WiF 2015 einmal verraten, dass jedenfalls Skandinavien für ihn keine Sprachgrenzen mehr habe, obschon er eigentlich russisch und polnisch studiert habe. "Meine Lieblingssprache ist jiddisch; am schwierigsten zu erlernen war für mich bislang polnisch. Z.Zt. lerne ich gerade arabisch und würde mich gerne auch noch der türkischen Sprache zuwenden. Ein Traum ist – aber das wird wahrscheinlich ein Traum bleiben – chinesisch zu lernen"(s. auch Interview mit Matthias Klose-Henrichs). 

Aber auch die Beschäftigung mit den verschiedensten Sprachen würde ihn nicht davon abhalten, weitere wissenschaftliche Arbeiten anzugehen. "Als Thema hat uns (meine Frau und mich) die Geschichte des dänischen Pfarrers Jörgen Lauridsen Friis gepackt, der Mitte des 17. Jahrhunderts gelebt hat. Auf Grund seiner Verkündigung von der freien Gnade Gottes, die den Menschen ohne irgendwelche Bußübungen geschenkt wird, bekam er so große Schwierigkeiten in seiner Gemeinde und Kirche, dass der dänische König ihn inhaftieren und sogar zum Tode verurteilen ließ. Mit Hilfe von theologischen Universitätsgutachten entging er um Haaresbreite dem Tod auf dem Schafott. Uns interessiert an dieser Geschichte die Vielschichtigkeit eines Konfliktes und die Erforschung der Gründe, warum der dänische König (Christian IV.) mit so harten Maßnahmen eingriff."

Ob da schon insgeheim mit einer dritten Promotion geliebäugelt wird? "Hier kann ich nur meinen Doktorvater zitieren, der mal sagte: Eine dritte Promotion ist eher unüblich. Jetzt bleibt nur noch die Habilitation. In dieser Richtung bin ich ganz offen", so der Rentner im offensichtlichen Unruhestand.

Übrigens war der Doktorvater ca. 7 Jahre jünger als sein Promovend. Bei seiner ersten Promotion war der Altersunterschied sogar noch größer. Das ist aber auch kein Wunder, wenn man im Alter von 57 zum ersten Mal und mit 64 Jahren zum zweiten Mal jetzt im Juli 2017 nach erfolgreicher Prüfung die Doktorwürde verliehen bekommt. Nach den Angaben des statistischen Bundesamtes in einer Studie aus dem Jahr 2016 lag das Durchschnittalter der Promovierenden im Wintersemester 2014/2015 bei 29 Jahren. Nur 4 % der Promovierenden waren älter als 45 Jahre. Eine gesonderte Auflistung für 50 oder 60jährige gibt es in der Statistik erst gar nicht. Man kann also eher davon ausgehen, dass dieser Anteil verschwindend gering ist. 

Gäbe es eine gesonderte Statistik darüber, wer mit über 60 Jahren zum zweiten Mal promoviert, würde Matthias Klose-Henrichs wahrscheinlich alleine auf weiter Flur stehen. Ein drittes Promotionsverfahren würde ihn sicherlich zu einer kleinen Berühmtheit machen. Vielleicht entschließt er sich aber doch eher zur Habilitation und damit zur höchstrangigen Hochschulprüfung.

Prof. Dr. Dr....hört sich ja auch ganz gut an! Aber darauf kommt es unserem nun offiziell zweifach betitelten Rentner nicht an.

Ihm geht es ganz offensichtlich nur um eines: ständiges Lernen. Man lernt eben nie aus...

Herzlichen Glückwunsch zum Erfolg!

 

 

 

 

 

 

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