Die Nachricht schlug im wahrsten Sinne ein wie eine Bombe und verbreitete sich in der Gemeinde Blankenheim und speziell in Freilingen wie ein Lauffeuer: am Samstag, 1. April soll die komplette Ortslage von Freilingen im Rahmen einer groß angelegten Evakuierungsaktion geräumt und abgesperrt werden. Hintergrund sind die an zahlreichen Stellen in der Ortschaft gefundenen Tretminen, die an diesem Tag unter Leitung des gemeindlichen Ordnungsamtes in Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei, dem Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen und Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen entschärft und beseitigt werden sollen. 

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Aber von Anfang an. Eigentlich waren die ersten Tretminen der Sorte "canis fecis omnia" zunächst rein zufällig entdeckt worden. Die 87jähirge Rentnerin Katharina B. (Anm. der Red.: Name geändert) war aufgrund eines wiederholt falsch parkenden Fahrzeuges auf der Fußgängerquerungshilfe am Marienplatz gezwungen gewesen, bei ihrem täglichen Gang zur Freilinger Kapelle mit ihrem Rollator quer über das neu gestaltete Pflanzbeet am Marienplatz auszuweichen. Dabei erkannte sie rechtzeitig die Gefahr und konnte gerade noch rechtzeitig reagieren.

Die völlig aufgelöste Katharina B. gegenüber WiF: "Ich war mir zuerst nicht sicher, was da im Beet lag. Schließlich war es ja schon dunkel. Gott sei Dank bin ich dann doch noch früh genug den Tretminen aus Reflex ausgewichen. Danach erst erkannte ich bei genauerem Hinsehen im Schein der neuen Straßenlampen das ganze Ausmaß der Gefahr. Das war ein großer Schock. Stellen Sie sich nur einmal vor, was alles hätte passieren können, wenn ich hineingetreten wäre. Ich habe erst einmal eine Kerze in der Kapelle angezündet, dass mir und meinem neuen Rollator kein Schaden zugefügt wurde. Anschließend habe ich dann meine Schwiegertochter informiert, die natürlich sofort die Polizei eingeschaltet hat."

Dies löste dann zunächst eine nie gesehene Untersuchungsaktion in der Freilinger Ortslage aus. Ferdi Hoss vom Ordnungsamt Blankenheim: "Wir haben systematisch, nach Planquadraten aufgeteilt die gesamte Ortslage durch Spezialisten des Umweltamtes des Kreises Euskirchen absuchen lassen, natürlich in Sicherheitskleidung und mit entsprechenden Gerätschaften und unter Aufsicht des Gesundheitsamtes des Kreises, um keinerlei Risiko für die Mitarbeiter einzugehen. Das Ergebnis war erschreckend".

Allein um den Marienplatz herum, so Hoss, seien 1.598 Tretminen der unterschiedlichsten Größe und Konsistenz gefunden worden. Einige wären schon soweit mit dem Erdreich verbunden gewesen, dass das Alter nur vage geschätzt werden konnte. Es wird vermutet, dass hier über Monate verteilt die Tretminen ausgelegt worden seien.

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Weitere Schwerpunkte der Verseuchung, dies konnte nach der zunächst stichprobenartigen Suchaktion festgestellt werden, liegen neben dem Marienplatz rund um das Bürgerhaus, auf dem Dorfplatz, dem ganzen Kreuzungsbereich Steinstraße/Rotländer/Mittelstraße und in der unausgebauten und daher weitestgehend von Grünflächen gesäumten Lammerswiese.

Außerhalb der direkten Ortslage sind vor allem das bei Spaziergängern und Nordic Walkern beliebte sog. Wässerchen, der Weg bis zur Freilinger Mühle und die Straße zum und am sog. Stein Richtung 5 Sterne Campingplatz Eifelcamp am Freilinger See betroffen. "Hier ist das Ausmaß der Tretminen auch aufgrund des höheren Gras- und Heckenbestandes an den Wegerändern kaum zu überschauen. Wir befürchten hier eine erhebliche Umweltbeeinträchtigung mit nicht absehbarer Gefährdung für Mensch und Tier", so Vertreter des Gesundheitsamtes des Kreises Euskirchen, die in die Maßnahme aufgrund der vermuteten Parasitenbelastung und des vermutlich verseuchten Erdreiches mit einbezogen worden sind.  

"Schätzungsweise 18.000 Tretminen müssen nun nach einer erforderlichen Evakuierung der Bevölkerung in einer speziellen Aktion des Umwelträumdienstes unter Hinzuziehung von Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes aus Düsseldorf unter strengsten Sicherheitsbedingungen in der gesamten Ortslage markiert, entschärft und beseitigt werden", so Siegfried Alt, Polizeihauptkommissar von der Polizeibezirksdienststelle in Blankenheim, der die vollständige Evakuierung der Bevölkerung koordiniert und überwacht.

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"Wie lange die Freilinger ihre Wohnungen und Häuser verlassen müssen, ist zur Zeit noch nicht absehbar. Das hängt von der tatsächlichen Anzahl der zu entschärfenden Minen ab. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ganz absehbar, wir rechnen aber mit mindestens 10 Stunden".

Aber wer könnte nur für diese unbegreiflich hohe Zahl von ausgelegten Tretminen verantwortlich sein und worin liegt das Motiv für diese Taten? Dazu wollte sich Siegfried Alt, der auch das Ermittlungsverfahren leitet und bereits erste Proben sichergestellt hat, aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern.

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Dafür habe sich aber leider der anfängliche Verdacht des Parasitenbefalls der Tretminen bestätigt, da nahezu alle untersuchten Proben mit für Mensch und Tier gefährlichen Giardien und Kokzidien verseucht waren, so dass von einer sehr konkreten Gefahrenlage auszugehen sei.

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(Kokzidien; Oozysten von Eimeria maxima)

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Man gehe daher von organisierter, umweltschädlicher und strafbarer Abfallbeseitigung aus. Ob hier sogar ganz weite Kreise zu ziehen sind und vielleicht sogar die russische Mafia oder gar der einfallsreiche und unberechenbare Regierungsstab des neuen amerikanischen Präsidenten am Werke waren, wurde von Siegfried Alt dagegen weder bestätigt noch dementiert.

Von der betroffenen Bevölkerung wollte sich niemand konkret gegenüber WiF zu einem Verdacht bezüglich der Hintermänner bzw. Hinterhunde äußern. Aufgrund der großen Zahl an gefundenen Minen geht man aber ganz sicher von mehreren Tätern aus. Einige Freilinger munkelten hinter vorgehaltener Hand, dass die Täter aus den eigenen Reihen stammen könnten und damit in Freilingen selbst zu suchen seien.

Das wäre insofern ein Skandal und eigentlich völlig unverständlich, als sich die Täter auf Dauer selbst in Gefahr gebracht hätten und sich damit langfristig selbst einen Schaden zuführen würden. 

Dazu die Kriminalpsychologin Dr. Dietlinde Kuhnert von der Universität Köln:" Bei der Erstellung von Täterprofilen für solche Handlungen ist immer wieder festzustellen, dass die Leitmotive für das ordnungswidrige Verhalten oftmals reine Bequemlichkeit und Verdrängung sind. Man weiß um die Schändlichkeit des eigenen Verhaltens, ist sich des Ausmaßes der Gefährdung auch ohne weiteres bewusst, unterlässt aber die vorgeschriebene Verhaltensweise (Entsorgungstüten mitnehmen, Aufnahme der tierischen Hinterlassenschaft) aus purer Ignoranz, Zeitnot oder einfach nur eigenem Ekel gegenüber der Tatsituation. Hier könnten vorbeugend gruppentherapeutische Maßnahmen Erfolg versprechen".

Doch diese wären aus Kostengründen so ohne weiteres nicht realisierbar. Auch könne der Kreis der potentiellen Gefährder nicht genau bestimmt werden, da kein Generalverdacht geäußert werden könne bzw. dürfe. Somit sind zunächst einmal die Ermittlungsergebnisse abzuwarten, wer denn tatsächlich hinter diesem Umweltskandal steckt. 

Was man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings schon absehen kann sind die Kosten für die ganze Maßnahme.

"Rund 98.000 € haben wir für die gesamte Aktion, also für die Voruntersuchungen, die Evakuierungsaktion und die fachmännische Beseitigung der Tretminen veranschlagt. Diese Kosten werden vom Kreis Euskirchen übernommen. Zuständig für eine umfangreiche Abtragung eventuell dauerhalft verseuchten Erdreiches ist dagegen die Gemeinde selbst. Was hier letztlich noch auf den gemeindlichen Steuerzahler zukommt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen, zumal nach Aussage der unteren Wasserbehörde des Kreises Euskirchen auch das Grundwasser in Freilingen einer erheblichen Gefährdung ausgesetzt ist. Ausgeschlossen ist aber, dass für Abtragungs- und Reinigungsarbeiten eine irgendwie geartete Förderung generiert werden kann, dies war bereits in Blankenheim zu vernehmen. 

Erst einmal muss jetzt die erforderliche Evakuierung der Freilinger Bevölkerung durchgeführt werden, damit der professionelle Räumdienst seine Arbeit aufnehmen kann.

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Am Samstag, 1. April werden ab 8.00 Uhr morgens zunächst die Senioren und Kleinkinder mit ihren betreuenden Müttern bzw. Vätern, dann die restliche Bevölkerung evakuiert, soweit sie sich nicht ohnehin tagsüber außer Haus befindet.

Spontan und völlig unkompliziert hat sich der Lommersdorfer Ortsvorsteher bereit erklärt, die Lommersdorfer Bürgerhalle für die zeitweise Unterbringung der Bevölkerung des Nachbarortes zur Verfügung zu stellen. Die Beköstigung hat Carmen's Dorfladen übernommen. Damit die Zeit der zwangsweisen Unterbringung für die Freilinger nicht zu nervenaufreibend und belastend wird, hat sich dankenswerter Weise der Lommersdorfer Musiker Roland bereit erklärt, Unterhaltungsmusik zu spielen, u.U. bis in den späten Samstagabend hinein. Alles in allem werden sich die Unannehmlichkeiten damit in Grenzen halten, so dass auch mit keinerlei nennenswertem Widerstand bei der Evakuierung zu rechnen ist. 

Die Ortsvorsteherin von Freilingen äußerte sich besorgt zu den Vorfällen, zumal jetzt ja auch sich ordnungsgemäß verhaltende Freilinger Hundehalter unter einen gewissen Generalverdacht geraten seien.

"Es ist wichtig, dass die ganze Maßnahme reibungslos und ohne Gefährdung von Leib und Leben einzelner durchgeführt werden kann. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der ganzen Bevölkerung genießen absoluten Vorrang, so dass auch Beeinträchtigungen und Unannehmlichkeiten durch die Evakuierungs- und Beseitigungsaktion hingenommen werden müssen. Was das Ermittlungsverfahren angeht, wird den zuständigen Behörden volle Unterstützung zugesagt" so die Ortsvorsteherin.

Dass Donald Trump hinter dieser abstrusen, sinnfreien Attacke auf das Allgemeinwohl stünde, halte sie dagegen allerdings für eher unwahrscheinlich. "Freilingen hat zwar einen gewissen Ruf und Stellenwert, so hoch stufe ich dann die Bedeutung der innerörtlichen Aktivitäten und Veranstaltungen dann aber doch nicht ein. Dass hier einzelne Personen Ziel einer möglicherweise internationalen Attacke sein sollten, halte ich ebenfalls für ausgeschlossen. Denn selbst die nicht unbedeutenden Zahl der aus Freilingen stammenden Prominenz bietet eigentlich keinen Grund und Anlass für eine kriminell organisierte Attacke transatlantisch agierender Profilneurotiker mit Twittersucht", so die Ortsvorsteherin weiter. "Die allenfalls als Ziel in Frage kommende anstehende Landtagswahl und die damit verbundenen Wahlkampfaktivitäten unseres örtlichen Kandidaten sind jedenfalls durch diesen Vorfall nicht betroffen und laufen weiterhin auf Hochtouren. Wie sich die weitere Gefahrenlage allerdings gestaltet, wenn denn unser Ort demnächst tatsächlich in Düsseldorf durch ein eigenes Landtagsmitglied vertreten sein sollte, bleibt abzuwarten".

Abwarten heißt es jetzt auch erst einmal für die Bürger von Freilingen. WiF wird in jedem Fall über den Verlauf der Evakuierungsmaßnahme und die Ergenisse der Tretminenräumung berichten. 

Übringes sind in Reetz schon Solidaritätsbekundungen zu beobachten. Mit eigens gebauten Handwagen macht die Reetzer Bevölkerung auf die Problematik in Freilinen aufmerksam und warnt davor, dass auch in ihrer Ortschaft eine solche Entwicklung zu beklagen wäre. 

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Vielen Dank für diese moralische Unterstützung!

 

 

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