Das wäre schon eine kleine Sensation gewesen: erfolgreiche Flussperlmuschelzucht im Freilinger See zur Verbesserung des gemeindlichen Haushaltes. Doch die Sache hat zwei gewaltige Haken: die Flussperlmuschel gilt als vom Aussterben bedrohte Tierart und ist daher streng geschützt. Zum anderen wäre die gewinnbringende Perlenzucht auch sehr langwierig, da die Entwicklungszeit der Perlen bei ca. 25 Jahren liegt. Und damit war die Geschichte leider nur ein Aprilscherz, so dass man sich in der Gemeinde doch eine andere Einnahmequelle suchen muss. 

Aprilscherz

Dabei war die Idee gar nicht einmal soweit hergeholt, wenn denn die heimischen Bestände in der Vergangenheit nicht so gnadenlos ausgebeutet und durch Umweltverschmutzungen vernichtet worden wären. Denn es gab sehr wohl eine Zeit, in der man in der Eifel die runden Schätze aus den Bächen gehoben hat. 

Erstmals aktenkundig wurden die Eifeler Flussperlmuscheln im Jahr 1667, als der Landesherr, Pfalzgraf Philipp Wilhelm, Herzog von Jülich, per Dekret das Muschelfischen verbot. Dass sein Motiv nicht der Artenschutz, sondern der Eigennutz war, braucht man wohl nicht zu betonen.

Doch niemand wusste genau, ob und wie viele Perlen in den Bächen zu holen waren. Es war ein Schatz, der sich nicht schätzen ließ. Deshalb schickte der Herzog den Gutachter Ossenbruch in die Eifel, der "den Perlenmuscheln nachzusehen" hatte. Misstrauisch wie er war, stellte der Fürst diesem noch zwei Begleiter an die Seite.

Ihre einzige Aufgabe war es, die Unterschlagung von Perlen zu verhindern. Kein Wunder, dass die Spesen der Dienstreise weit höher waren als der Wert der mickrigen Perlen, die Benedikt Ossenbruch in einer versiegelten Schachtel zu seinem Herrn brachte. Leider ist die Anzahl der Muscheln, die er dafür öffnen musste, nicht überliefert.

Eine Perle einer Flussperlmuschel mit 4 mm Durchmesser hat eine Entstehungszeit von etwa 20 bis 25 Jahren (!) hinter sich. Und nur jede 3000. Muschel enthält überhaupt eine Perle. Dank der europäischen Flussperlmuschelvorkommen, die in historischer Zeit so reichhaltig waren, dass die Muscheln sogar als Speise gesammelt werden konnten, lohnte sich eine Ausbeutung der Süßwasserperlen dennoch.

Aufgrund des geringen Anteils an wirklich Perlen führenden Perlmuscheln musste natürlich eine sehr große Zahl an Muscheln "geerntet" werden, um an eine wirtschaftlich lohnende Menge Süßwasserperlen zu kommen.

Das sogenannte "Perlregal", das den Muschelfang als fürstliches Privileg sichern sollte, hatte allderings nicht den gewünschten Erfolg. Gier und Neugier der Untertanen wurden durch das Gesetz erst richtig angestachelt. Ein eigens bestellter Flurhüter, der Muscheldiebe verfolgen sollte, war überfordert.

Auch mit dem Bau von zwei Galgen in Sichtweite des Baches war es nicht getan – die ortskundigen Viehhirten und Bauern wussten, wo und wann man Muscheln stehlen konnte, ohne erwischt zu werden. Ob je ein "Wilderer" aufgeknüpft wurde, darüber schweigen sich die Archive aus. Der Talabschnitt, wo die drohenden Galgen standen, ist jedoch namhaft: Noch heute bekommt mancher Naturfreund, der zur Narzissenblüte am Perlenbach entlangspaziert, eine Gänsehaut, wenn er beim Blick in die Wanderkarte plötzlich auf die Flurnamen "Galgendamm" oder "Galgenberg" stößt.

Als das Rheinland französisch und das Perlregal abgeschafft wurde, setzte ein kaum vorstellbarer Raubbau ein. Noch 1880 wurden karrenweise Muscheln weggefahren. Zwar stellte man "Margaritifera margaritifera" – wie die Flussperlmuschel wissenschaftlich heißt – unter Naturschutz, doch bis weit ins 20. Jahrhundert ging die ungesetzliche Entnahme weiter.

So wurden beim Bau des Westwalls zahlreiche Muscheln mit dem Bachkies in die Bunker einbetoniert. Dass die Räuberei schließlich doch aufhörte, lag schlicht daran, dass es praktisch nichts mehr zu rauben gab. Dafür zog in der Nachkriegszeit neues Unheil auf. Es traf jetzt alle Muscheln, auch die, die in unzugänglichen Bachabschnitten überdauert hatten.

Denn die Summe vieler kleiner Umweltsünden brachte die imposanten Zweischaler an den Rand des Aussterbens. Ein Artenschutzprojekt der Biologischen Station im Kreis Aachen macht jetzt Hoffnung auf ein erfolgreiches "Comeback" im Perlenbach.

Perlenbach

(Quelle: NRW-Stiftung, ARTENSCHUTZPROJEKT FLUSSPERLMUSCHEL IN DER EIFEL)

Vor diesem Hintergrund wird also kaum damit zu rechnen sein, dass die europäische Flussperlmuschel jemals für die Zucht von Perlen eingesetzt wird, wenn auch immer wieder in diese Richtung gehende Wunschvorstellungen zu hören sind.

Abgesehen von der Bedrohung der Muschelbestände, sprechen vor allem die beschriebene langsame Wachstumszeiten gegen die erfolgreiche Perlzucht. Die einzigen nachvollziehbaren Experimente hat es in den zwanziger bis fünfziger Jahren im österreichischen Innviertel gegeben, und sie sind gescheitert.

Von daher wäre ein Versuchsfeld im Freilinger See von vornherein zum Scheitern verurteilt, auch wenn eine solche Einnahmequelle für den gemeindlichen Haushalt begrüßenswert gewesen wäre, denn die Darstellung zum Haushaltsdefizit sind leider kein Aprilscherz. 

Hoffentlich nicht zum Scheitern verurteilt sind die Planungen zur Verbesserung der Infrastruktur am Freilinger See (s. Bericht), dies wäre dann auch für den Tourismus im allgemeinen förderlich, auch wenn Blankenheim als "Perle der Eifel" auch so schon eine Reise wert ist. Das war schon vor Jahrzehnten auf den damals erhältlichen Ansichtskarten zu lesen. 

PerlederEifel

Ach, übrigens...Marcello Maurano aus Palermo war natürlich auch nur eine Erfindung von WiF. Dafür musste Mario Maur als Mitarbeiter von WiF herhalten, der aber ganz nah an diese "Kunstfigur" herankommt :)

Den europäischen Fördertopf HORIZONT 2020 gibt es dagegen tatsächlich, ebenso wie Mike Jansen, der in der Vergangenheit schon mehrfach als Mitglied der Tauchgruppe "Eifel-Taucher" an Reinigungsarbeiten im See beteiligt war und als Geologe auch wissenschaftliches Interesse am Freilinger See hat. 

Und zum Schluss noch dies: wussten Sie schon, was der Mädchenname Grete mit Margarine zu tun hat? Es ist die Perle im Namen! Sowohl "Margarete" als auch "Margarine" leiten sich von "margarita", dem antiken Wort für die Perle und ihre Farbe ab – der Blumenname Margerite übrigens auch. 

Da haben wir doch wenigstens alle wieder etwas gelernt!

Und hier noch ein kleiner Tipp: am Sonntag, 17. April 2016 findet im besagten Perlenbachtal bei Monschau-Höfen das alljährliche Narzissenfest statt, u.a. mit geführten Touren unter fachkundiger Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schumacher. Sehr empfehlenswert!

Nähere Informationen unter folgenden Link: Narzissenfest Höfen

Narzissenfest

 

 

 

 

 

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  • Di, 23.04.: Markt 15.30 Uhr bis 18.00 Uhr; das Markt-Café ist ab 15.00 Uhr geöffnet 
  • Sa 4.05. - Mo 6.05.: Freilinger Kirmes 

 

 

 

 

 

 

   

 

 

 

  

 

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