Alle Jahre wieder ....In diesen Wochen steht in der Gemeinde Blankenheim der Haushalt 2016 zur Beratung, der in der Sitzung am 28. April verabschiedet werden soll. Und wie in jedem Jahr wird dabei festgestellt, dass die Schuldenlast in unserer Kommune keine kleine und der Finanzbedarf ein großer ist. Aber diesmal scheint eine Verbesserung der Finanzsituation in Sicht, denn die Gemeinde hat vielleicht eine ganz neue Einnahmequelle entdeckt: Perlenzucht im Freilinger See, die in diesen Tagen probeweise gestartet wird. 

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Die Verwaltung in Blankenheim steht im jedem Jahr vor dem selben Dilemma: der Aufstellung eines ausgeglichenen Haushalts bei gleichbleibend schlechter Finanzsituation. Der Ergebnisplan für 2016 zeigt ein Minus von 4.081.620 € und damit eine anhaltende Fehlbedarfssituation auf hohem Niveau. 

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Kurz: die finanzielle Situation der Kommune bleibt weiterhin besorgniserregend. 

Man muss sich daher dringend etwas einfallen lassen, um dieser Abwärtsspirale entgegen zu wirken. Wie so oft wird dann für die Verbesserung des öffentlichen Haushalts die Möglichkeit zusätzlicher Steuereinnahmen in Betracht gezogen. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Erhöhungen der Grundsteuer sind beim einfachen Bürger äußerst unpopulär, Anhebungen der Gewerbesteuer vergraulen potentielle Investoren und Neuansiedlungen im Gewerbegebiet. Neue Steueransätze, wie Sex-, Pferde- oder Bettensteuer müssen, wenn sie verwaltungstechnisch überhaupt gewinnbringend umgesetzt werden können, dem jeweilig betroffenen Klientel verkauft werden, was sich im Einzelfall schwieriger darstellt als vermutet, zumal die Politik in solchen Dingen aufgrund verschiedenster Interesse auch nicht so ohne weiteres auf einen Nenner gebracht werden kann. 

Aber auch die einst ins Auge gefassten möglichen Einnahmen aus der Nutzung der Windenergie sind wohl offenbar vom Tisch (geweht). 

Da hilft also nur eines: Phantasie und Entwicklermut... und beides ist in unserer Gemeinde erfreulicherweise reichlich vorhanden, jedenfalls meistens, zumindest in Ansätzen.

Ein neuer Ansatz, den kommunalen Haushalt aufzubessern, wurde jedenfalls in den letzten Wochen kräftig entwickelt und vorangetrieben, und zwar das Projekt "Perlenzucht im Freilinger See"

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Ausgangspunkt bei dieser außergewöhnlichen, innovativen Idee waren verschiedene Aspekte.

Zum einen die schlechte touristische Bilanz der vergangenen Monate. Der bisherige Spitzenreiter Gemeinde Blankenheim musste einen kräftigen Rückgang bei den Übernachtungszahlen von 12,7 Prozent hinnehmen (s. Bericht im KStA vom 7.3.2016). „Campingurlaub ist anscheinend nicht mehr so gefragt“, hieß es  bei der Nordeifel Tourismus in Kall, denn die Campingstatistik an der Oberahr sei negativ. 

Eigentlich unverständlich, da Blankenheim mit dem Eifel-Camp einen 5-Sterne Campingplatz am Freilinger See vorweisen kann, der um ständige Qualitätssteigerungen bemüht ist und regelmäßig ausgezeichnet wird (s. Bericht). Die Nachbarkommune Dahlem als neuer Spitzenreiter bei den Übernachtungszahlen macht mit dem Kronenburger See offenbar vor, wie ein natürliches Gewässer zur Steigerung der Tourismuszahlen führen kann, wenn es entsprechend in Wert gesetzt wird.

Zum anderen ist da die etwas hinterher hinkende Fördermittelbilanz in der Gemeinde. Die erwarteten Fördermittel aus dem Interkommunalen integrierten Entwicklungskonzept mit der Gemeinde Nettersheim können mangels Bescheidung noch nicht abgerufen werden.

Während sechs Kommunen des Kreises Euskirchen sich in den vergangenen Wochen mit ihren Anträgen durchsetzen und über zugesagte Fördermittel in Höhe von 5 Millionen Euro aus dem Sonderprogramm „Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen“ für diverse Umbaumaßnahmen freuen konnten (s. Bericht im KStA vom 18.3.), ging die Gemeinde Blankenheim mit ihrem Antrag auf Umbau des Sportplatzes in Ripsdorf zu einem Kunstrasenplatz gänzlich leer aus. 

Und Fördermittel aus dem Topf der neuen LEADER-Phase, die man für Infrastrukturverbesserungen am Freilinger See ins Auge gefasst hat, sind heiß begehrt und nach Einschätzung des LEADER-Regionalmanagements nur bedingt passend für die geplanten Maßnahmen am See, so dass hier wahrscheinlich auf Dorferneuerungsmittel zurückgegriffen werden muss, die allerdings auch anderenorts geltend gemacht werden. 

Das ließ in der Gemeinde den Gedanken keimen, dass Fördermitteltöpfe alleine dann wohl doch nicht immer die begehrten Heilsbringer sind und man sich manchmal lieber selber etwas einfallen lassen muss, wenn man nicht nur Gutachten erstellen und Projekte entwickeln, sondern auch Maßnahmen konkret umsetzen will, um voran zu kommen. Außerdem muss der Freilinger See endlich, wie auch immer, in Wert gesetzt werden. 

Und hier erinnerte man sich dann daran, dass bei Reinigungstauchgängen im Freilinger See Taucher einer Euskirchener Tauchgruppe nicht nur jede Menge touristische Hinterlassenschaften gefunden wurden, z.B. Flaschen, Plastikverpackungen, Getränkedosen,

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sondern auch zahlreiche Muscheln.

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Genauere Untersuchungen dieser Tiere ergab damals, dass es sich dabei um die sog. heimische Flussperlmuschel handelte, die in den letzten Jahrzehnten aufgrund Gewässerverschmutzung fast ausgestorben war. Ein Hauptverbreitungsgebiet der Muschel war früher der westlich von Monschau in die Rur mündende Perlenbach, der auch nach ihr benannt ist.

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Wie die Flussperlmuschel letztlich in den Freilinger See gelangte ist allerdings noch ungeklärt. Offenbar findet die "Margaritifera margaritifera", so der wissenschaftliche Name der Muschel, aber beste Voraussetzungen im Freilinger See vor, in dem aufgrund des starken Zuflusses durch den Weilerbach scheinbar eine ausreichende Strömung herrscht. Außerdem bekommt der See jedes Jahr beste Gewässerqualität beschieden  (s. Bericht), die sich offenbar ebenfalls besonders positiv auf das Perlenwachstum in den gefundenen Muscheln ausgewirkt hat.

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"Die bisher entdeckten Vorkommen im See lassen vermuten, dass eine professionelle Zucht der Flussmuschel große Aussicht auf Erfolg hat. Ab dem 1. April starten wir in einem abgegrenzten Bereich des Sees einen Probelauf für eine umfangreichere Ansiedlung und damit kommerzielle Nutzung der Muschel auf einer sog. Perlmuschelbank mit mehr als 1000 Tieren pro Quadratmeter. Mit der Perlenernte erhoffen wir uns eine wesentliche Verbesserung der kommunalen Haushaltssituation", war aus dem Rathaus in Blankenheim zu vernehmen.

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Natürlich ist man sich darüber bewusst, dass eine solche Zucht auch ungebetene Gäste anlockt, die sich widerrechtlich an den Beständen zu schaffen machen könnten.

Aber auch dafür hat man schon eine Lösung bzw. rechtliche Regelung parat.

"Diesbezüglich müssen wir das Rad nicht neu erfinden, sondern übernehmen einfach das sog. Perlen-Regal von 1668 des Herzogs von Jülich in leicht abgewandelter Form. Danach dürfen dann nur von uns extra bestellte Perlenfischer die Muscheln heben. "Wildfischer" sollen auch hier nach damaliger Sitte mit drakonischen Strafen, u.a. einem eigens errichteten Galgen am See abgeschreckt werden (der dann eventuell auch als Sprungturm für Badegäste genutzt werden kann, Anm. der Redaktion). 

Für das Projekt hat man sich im Mitarbeiterteam bereits Verstärkung besorgt, die die Umsetzung der Perlenzucht leiten und vor allem fachgerecht überwachen soll. 

Gewonnen werden konnte Marcello Maurano aus Palermo (Sizilien), Mitarbeiter der dortigen sog. Cosa Nostra, einer international tätigen, gemeinnützigen Organisation, die auf Beratung kleiner wie großer Kommunen in Finanz- und Überwachungsfragen bestens spezialisiert ist. Er  war bereits letzte Woche vor Ort, um sich das neue Arbeitsumfeld anzusehen und verriet ganz nebenbei schon sein Arbeitsmotto: "Non nasce in me pensier che non vi sia dentro scolpita la morte." (Mir wächst kein Gedanke, in dem nicht der Tod geformt ist)

Ehm...ja. Na jedenfalls kam der Kontakt aufgrund enger Zusammenarbeit italienischer und deutscher Kommunen im Bereich der Landwirtschaft im Rahmen vergangener LEADER-Projekte (s. Bericht) zustande, die sich eigentlich bisher sehr harmonisch gestaltete.

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"Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mit Hilfe von Herrn Maurano auf unserem Versuchsfeld bereits im nächsten Jahr die erste "Ernte" einfahren können. Es ist auch nicht ganz auszuschließen, dass für dieses Vorhaben sogar europäische Fördergelder abgeschöpft werden können, die die Erstinvestition für die Muschelbänke dann abdecken könnten. Dies wird in den kommenden Tagen intensiv geprüft", verlautbarte man in der Verwaltung in Blankenheim offenkundig optimistisch.

So käme wahrscheinlich der Fördertopf "HORIZONT 2020", ein europäisches Rahmenprogramm für Forschung und Innovation für das Blankenheimer Vorhaben in Frage. Mit einem Fördervolumen von insgesamt rund 77 Milliarden Euro und einer neuen Struktur ist es das weltweit größte, in sich geschlossene Forschungs- und Innovationsprogramm, das stärker als die bisherigen Programme auf Kooperation zwischen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ausgerichtet. Wesentlich ist, dass hierbei die Antrags- und Verwaltungsverfahren vereinfacht sind, wodurch auch die Zeiten bis zur Bewilligung der Projekte verkürzt werden. Ein sogenanntes "Fast-track-to-Innovation"-Instrument soll die Zeiten von der Idee bis zum Projektstart reduzieren.

"Wir hoffen, dass dieses Förderprogramm auf unser innovatives Forschungs-Vorhaben passt. Schließlich wird das Projekt neben Marcello Maurano ja auch noch zusätzlich professionell durch Mike Jansen, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Geologischen Instituts der Universität Köln, AG Geochemie und als Mitglied der Tauchgruppe Eifeltaucher mit den Bedingungen im Freilinger See bestens vertraut, begleitet.

Die Wirtschaft ist im übrigen auch eingebunden, da Herr Maurano für die meiste Zeit seines Aufenhaltes in der Freilinger Gaststätte Meiershof untergebracht sein wird, so das auch dieser Förderaspekt erfüllt wäre. Wir sind daher sehr zuversichtlich, diesmal zeitnah Fördergelder für das Projekt generieren zu können", so die Einschätzung der Verwaltung. 

Also dann doch wieder Fördergelder. Na, da warten wir doch mal gespannt die Ergebnisse der nächsten Wochen ab. 

Sollte es mit der geplanten Zucht dann doch nicht klappen, bliebe immer noch die touristische Verwertung der Muschelvorkommen, z.B. für das Angebot besonderer, geführter Tauchgänge. 

In jedem Fall wäre Blankenheim so auch weiterhin die "Perle der Eifel".

 

 

 

 

 

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